Zum Hauptinhalt springen

Mehr Auswahl am gemeinsamen Tisch

Pin It

Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und
gesundheitlichen Verbraucherschutz beim Bundesministerium für
Landwirtschaft, Ernährung und Heimat übergibt am heutigen Dienstag sein
Gutachten zu pflanzenbasierten und biotechnologischen Alternativprodukten
an Bundesminister Alois Rainer | Öffentliche Fachveranstaltung zur
Übergabe heute online



Pflanzenbasierte und biotechnologische Alternativen zu Fleisch, Milch und
Co. gewinnen langfristig an Bedeutung – auch angesichts drängender
Herausforderungen in den Bereichen Umwelt und Tierwohl. In einem am
heutigen Dienstag, 22. Juli 2025, veröffentlichten Gutachten analysiert
der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und
gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) beim Bundesministerium für
Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) das Potenzial sogenannter
Alternativprodukte. Der Beirat empfiehlt der Bundesregierung, diese
Technologien gezielt zu fördern – als Baustein einer zukunftsorientierten
Politik für nachhaltigere Agrar- und Ernährungssysteme.

Das Gutachten betrachtet pflanzliche Alternativprodukte, biotechnologische
Verfahren wie Zellkultivierung und Präzisionsfermentation als auch
sogenannte Hybridprodukte. Sie alle können dazu beitragen, einige negative
Umweltwirkungen der Nutztierhaltung zu verringern – ohne dass Menschen ihr
Ernährungsverhalten grundlegend ändern. „In den letzten Jahren essen die
Menschen in Deutschland schon rund 10 kg Fleisch weniger pro Jahr, aber
dafür mehr Käse. Dadurch sind die gesamten Treibhausgasemissionen der
Ernährung kaum gesunken. Alternativprodukte können einen Ausweg aus diesem
„Käseparadox“ bieten, weil sie häufig eine deutlich bessere
Treibhausgasbilanz aufweisen“, erklärt Prof. Dr. Achim Spiller,
Universität Göttingen und Vorsitzender des Beirats. Dafür braucht es
sensorisch überzeugende Alternativen und deshalb auch eine gezielte
Förderung von Innovationen. Dies bietet Chancen für die deutsche
Ernährungswirtschaft.

Ernährungsweisen im Wandel
„Wir sehen eine zunehmende Diversifizierung der Ernährungsstile in der
Bevölkerung – von überzeugten Fleischliebhabern, klassischen
Fleischkonsumentinnen, Personen, die ihren Fleischkonsum aus verschiedenen
Gründen reduzieren möchten, Vegetarierinnen bis hin zu Veganern“, betont
Prof. Dr. Britta Renner, Universität Konstanz und stellvertretende
Vorsitzende des WBAE. „Diese Vielfalt eröffnet neue individuelle
Spielräume – stellt uns aber auch vor Herausforderungen im sozialen
Miteinander und im Hinblick auf einen ‚gemeinsamen Tisch‘. Die von uns
entwickelte 3-R-Strategie – Reduce (z. B. kleinere Fleischportionen),
Remix (Hybridprodukte), Replace (innovative Alternativen) – zeigt, wie
vielfältig, flexibel und alltagstauglich ein reduzierter Konsum tierischer
Lebensmittel aussehen kann.“ Alternativprodukte bieten neue
Wahlmöglichkeiten für Menschen, die sich aus ethischen, ökologischen oder
gesundheitlichen Gründen anders ernähren wollen. Die breite Mehrheit
betrachtet Alternativprodukte sehr offen und unideologisch. „Auch die
Politik sollte bei diesem Thema die Erweiterung der Möglichkeiten und das
soziale Miteinander in den Mittelpunkt stellen“, so Britta Renner. „Beim
Thema Alternativprodukte geht es darum, einen Beitrag zum Klima- und
Ressourcenschutz zu leisten und den weltweit erwarteten Anstieg der
Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln abzufedern – nicht um eine
Abschaffung der Nutztierhaltung”, erläutert Prof. Dr. Kay-Uwe Götz, Co-
Leiter der Arbeitsgruppe.

Gezielte Förderung statt Blockade
Der WBAE spricht sich deutlich für faire Wettbewerbsbedingungen aus. Dazu
gehört insbesondere die Beendigung der steuerlichen Schlechterstellung der
Alternativprodukte bei der Mehrwertsteuer. Bislang unterliegen wichtige
Alternativprodukte – im Gegensatz zu tierischen Erzeugnissen – dem vollen
Mehrwertsteuersatz von 19 %. Auch ist eine transparente
Verbraucherinformation für einen fairen Wettbewerb wichtig. Zwar sind
Alternativprodukte im Durchschnitt gesünder und umweltfreundlicher, das
gilt aber nicht in allen Fällen. Der WBAE empfiehlt deshalb der
Bundesregierung eine Weiterentwicklung und Förderung des Nutri-Scores und
die Einführung eines Klimalabels.
„Für die Nutztierhaltung ist die Entwicklung von Alternativprodukten eine
Herausforderung – aber auch eine Chance für eine nachhaltige
Transformation, die die Landwirtschaft bewältigen kann“, erklärt Prof. Dr.
Justus Wesseler, Universität Wageningen und Co-Leiter der Arbeitsgruppe.
„Wir erwarten keinen abrupten Strukturbruch, sondern einen schrittweisen
Wandel. Wichtig ist, dass wir diesen Wandel aktiv gestalten und Betriebe
gezielt beim Umbau unterstützen – insbesondere im Sinne des Tierwohls“, so
Prof. Dr. Hiltrud Nieberg, Thünen-Institut und stellvertretende
Vorsitzende des Beirats. Besonders in Regionen mit intensiver Tierhaltung
könnten sich durch den Wandel positive Umweltwirkungen entfalten. Vor
allem in Regionen mit überwiegend extensiv genutztem Grünland besteht
allerdings die Gefahr, dass durch einen Rückgang grünlandbasierter
Tierhaltungen (vor allem Rinder, Schafe) naturschutzrelevante
Dauergrünlandflächen aus der Nutzung fallen. In seinem Gutachten empfiehlt
der Beirat eine Reihe von Maßnahmen, die den Erhalt biodiversitätsreicher
Kulturlandschaften sichern können.

Zukunft gestalten – Chancen nutzen
Um die Innovationskraft im Bereich von Alternativprodukten mit
nachgewiesenen Nachhaltigkeitsvorteilen zu stärken, empfiehlt der WBAE
gezielte Maßnahmen zur Förderung von Forschung und Entwicklung.
Alternativprodukte erweitern das Angebot und eröffnen damit einen neuen
Weg, um Umwelt und Tiere zu schützen, das soziale Miteinander zu stärken
und mehr Auswahlmöglichkeiten am gemeinsamen Tisch zu schaffen.

Öffentliche Fachveranstaltung
Der Beirat präsentiert heute (22. Juli) zentrale Aussagen des Gutachtens
in einer öffentlichen virtuellen Fachveranstaltung von 16.00 Uhr bis 17.00
Uhr, wobei Zeit für den Austausch mit allen interessierten Teilnehmenden
vorgesehen ist.
Anmeldung unter https://uni-
goettingen.zoom-x.de/webinar/register/WN_bBiaLrCCQWmT1tdDUhmdBA

Fotos von der Übergabe des Gutachtens werden zeitnah hier bereitgestellt:
https://owncloud.gwdg.de/index.php/s/jsTYuVOSYVuPoBe

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Achim Spiller (Vorsitzender des WBAE) <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
goettingen.de>
Prof. Dr. Britta Renner (Co-Leitung des Gutachtens, stellvertretende
Vorsitzende des WBAE) <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.>
Prof. Dr. Justus Wesseler (Co-Leitung des Gutachtens)
<Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.>
Prof. Dr. Kay-Uwe Götz (Co-Leitung des Gutachtens) <kay-
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.>
Dr. Sarah Iweala (Wiss. Mitarbeiterin des WBAE) <sarah.iweala@uni-
goettingen.de>

Die weltoffene Leuchtanstadt Luzern am Vierwaldstättersee freut sich auf Ihren Besuch

Die Region Sempachersee im Herzen der Schweiz freut sich auf hren Besuch