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Bewegung im Alter: Warum ein neues Verständnis körperlicher Aktivität notwendig ist

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Was bedeutet „körperlich aktiv“ im höheren Lebensalter – und für wen
genau? Mit dieser interessanten Fragestellung beschäftigt sich Professor
Ansgar Thiel, Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln, in seinem
Keynote-Vortrag beim diesjährigen Geriatrie-Kongress in Weimar, zu dem
rund 700 Teilnehmende erwartet werden. Thiel, einer der führenden
deutschen Sportwissenschaftler, plädiert in seinem Vortrag für ein
grundlegendes Umdenken in der Gesundheitsförderung älterer Menschen.



Denn die vielzitierten Bewegungsempfehlungen, etwa der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), greifen aus seiner Sicht oft zu kurz:
„Wir brauchen mehr als allgemeine Richtwerte – wir brauchen
individualisierte, lebensweltbezogene Konzepte, die der Vielfalt älterer
Menschen gerecht werden“, so Thiel.

Zentrale These seines Vortrags beim Jahreskongress der Deutschen
Gesellschaft für Geriatrie (DGG): Die älter werdende Gesellschaft ist
heute deutlich heterogener als noch vor wenigen Jahrzehnten. Pauschale
Altersbilder und defizitorientierte Vorstellungen vom „alt sein“ greifen
zu kurz – sowohl im gesellschaftlichen Diskurs als auch im medizinischen
Handeln. „Viele ältere Menschen sind sportlich aktiv, digital vernetzt,
kulturell interessiert und leben mitten in der Gesellschaft. Sie wollen
keine standardisierte Aktivierung, sondern ein Angebot, das zu ihrer
Lebensrealität passt“, sagt der Sportwissenschaftler.

Körperliche Aktivität als biopsychosoziale Ressource

In seinem Vortrag nimmt Thiel eine biopsychosoziale Perspektive ein und
zeigt, dass Bewegung weit mehr ist als ein Mittel zur Sturzprävention oder
zur Erhaltung von Muskelkraft. Körperliche Aktivität wirkt sich
nachweislich positiv auf psychisches Wohlbefinden, soziale Teilhabe und
die Lebensqualität im Alter aus. Entscheidend sei dabei aber nicht nur das
Ob, sondern auch das Wie der Aktivierung: „Das Bewegungsbedürfnis ist
hochgradig individuell, genauso wie das passende Maß an Bewegung und das
richtige Setting. Wer das ignoriert, wird viele Menschen nicht erreichen.“
Es sei daher notwendig, Bewegung im Alter neu zu denken: weg von
eindimensionalen Trainingszielen hin zu einem vielfältigen,
lebensweltorientierten Verständnis von körperlicher Aktivität.

Forderung: Nicht mehr nur am chronologischen Alter orientieren!

Thiel fordert eine konsequente Abkehr von der Orientierung am
chronologischen Alter. Denn Alter allein sage wenig über die tatsächlichen
Ressourcen und Bedürfnisse eines Menschen aus. „Wir müssen endlich
aufhören, das chronologische Alter als Hauptkriterium für gesundheitliche
Interventionen zu nutzen. Entscheidend ist nicht die Zahl der Lebensjahre,
sondern das Zusammenspiel aus individueller Biografie, Motivation,
psychosozialem Umfeld und körperlicher Verfassung.“

Zur Person

Prof. Dr. Ansgar Thiel ist seit Mai 2024 Rektor der Deutschen
Sporthochschule Köln, der einzigen Sportuniversität Deutschlands. Zuvor
war er hauptamtlicher Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen
Fakultät der Universität Tübingen sowie über ein Jahrzehnt Direktor des
dortigen Instituts für Sportwissenschaft. Seine wissenschaftlichen
Schwerpunkte liegen im Bereich der sozial- und
gesundheitswissenschaftlichen Sportforschung. Dabei befasst sich Thiel
unter anderem mit biopsychosozialen Effekten körperlicher Aktivität,
körperbezogenen Stereotypisierungen und aktivitätsbezogenen
Lebensverläufen im Alter. Er leitete zahlreiche interdisziplinäre
Forschungsprojekte und veröffentlichte über 300 wissenschaftliche
Publikationen. Als Experte für bewegungsbezogene Gesundheitsförderung und
sportbezogene Sozialisationsforschung fordert Thiel seit vielen Jahren
eine differenzierte Betrachtung von Aktivität im Alter – jenseits
pauschaler Empfehlungen und standardisierter Programme. Seine Keynote beim
DGG-Kongress 2025 unterstreicht, wie wichtig dieser Perspektivwechsel für
eine gelingende Gesundheitsförderung im demografischen Wandel ist.

Jetzt Termin vormerken

Kongress-Keynote von Professor Ansgar Thiel: „Ran ans Eisen? Aber bitte
maßgeschneidert!“
Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Donnerstag, 18. September 2025
12.10 bis 12.55 Uhr
Congress Centrum Weimarhalle

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