Klimapolitik: CO₂-Steuer in Schweden hat Innovationen im Verkehrssektor gefördert
Die Einführung einer CO₂-Steuer in Schweden hat zu einem deutlichen
Anstieg von Patenten für klimafreundliche Technologien im Verkehrssektor
geführt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie vom RWI – Leibniz-Institut
für Wirtschaftsforschung und der Hertie School. Die Wissenschaftler finden
Hinweise dafür, dass speziell die CO₂-Komponente der Steuer für eine
Zunahme der Patente verantwortlich ist. Vergleichbare
Kraftstoffpreisänderungen ohne explizite CO₂-Kennzeichnung zeigten
hingegen keine erkennbaren Effekte.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Studie vom RWI und der Hertie School zeigt einen erkennbaren Anstieg
der Patentanmeldungen für klimafreundliche Technologien nach Einführung
der schwedischen CO₂-Steuer. Selbst in konservativen Schätzungen bleibt
dieser Effekt robust und substanziell.
- Zwischen 1991 und 2005 führte die schwedische Steuerreform zu einem
jährlichen Anstieg von durchschnittlich etwa acht zusätzlichen
klimafreundlichen Patenten. Eine Erhöhung der CO₂-Steuerkomponente des
Benzinpreises um ein Prozent steigerte die Zahl klimafreundlicher Patente
um ca. 1,5 Prozent.
- Die Studienautoren identifizieren die CO₂-Steuer als Haupttreiber dieser
Entwicklung. Vergleichbare Kraftstoffpreisänderungen ohne CO₂-
Kennzeichnung führten nicht zu ähnlichen Innovationsschüben. Dies deutet
darauf hin, dass die Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit
marktwirtschaftlicher klimapolitischer Maßnahmen eine entscheidende Rolle
spielen.
- Im Vergleich zu früheren Studien, die oft nur allgemeine
Kraftstoffpreise als Indikator verwendeten, sind die gemessenen Effekte
überraschend stark. Demnach könnten bisherige Forschungsergebnisse den
Innovationseffekt von CO₂-Steuern unterschätzen.
- Die Analyse basiert auf Patentdaten der Europäischen Patentbehörde
(PATSTAT), die eine detaillierte und international vergleichbare Messung
von Innovationen ermöglichen. Die Methodik verwendet einen synthetischen
Kontrollansatz, der ein hypothetisches Schweden ohne Steuerreform als
Vergleichsmaßstab konstruiert.
- Die Autoren weisen darauf hin, dass die gemessenen Effekte im Vergleich
zu bisherigen Studien ungewöhnlich stark ausfallen. Verschiedene
sektorspezifische Faktoren könnten dabei eine Rolle spielen, etwa
Unterschiede in der Patentierungsintensität oder im Stand des
technologischen Wandels. Auch die langfristige Glaubwürdigkeit der
schwedischen Klimapolitik könnte zu den starken Effekten beigetragen
haben.
„Eine kluge CO₂-Bepreisung kann gleichzeitig Emissionen senken und
Wettbewerbsvorteile durch technologische Führerschaft schaffen. Für
Investitionen in klimafreundliche Technologien ist entscheidend, dass
diese klimapolitische Maßnahme langfristig angelegt ist“, erklärt RWI-
Wissenschaftler Henri Gruhl. „Wenn Unternehmen erwarten können, dass das
CO₂-Preissystem bestehen bleibt und CO₂-Preise steigen werden, investieren
sie verstärkt und werden innovativer. Zukünftige Forschung sollte
untersuchen, ob dieser Effekt auch in anderen Sektoren beobachtbar ist.“