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Zwischen Rabatt und Risiko - Wie Konsument*innen beim Online-Shopping in die Fallen von Cyber-Kriminellen tappen

Wie Konsument*innen beim Online-Shopping in die Fallen von Cyber-Kriminellen tappen  Quelle: Jan-Michael Rasimus  Copyright: DHBW KA//RM
Wie Konsument*innen beim Online-Shopping in die Fallen von Cyber-Kriminellen tappen Quelle: Jan-Michael Rasimus Copyright: DHBW KA//RM
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Wissenschaftler der DHBW Karlsruhe erklärt psychologische HintergründeBlack Friday, Singles Day, Prime Day – für viele Konsument*innen gehören
diese Online-Shopping-Events längst zur festen Jahresroutine. Doch während
Millionen nach dem „Big Deal“ suchen, ist auch für eine andere Gruppe
Hochsaison: Cyber-Kriminelle, die Momente der Unachtsamkeit und
Konsumfreude gezielt ausnutzen.

Von Fake-Shops über Phishing-Mails bis hin zu Identitätsdiebstahl. Die
Maschen werden immer ausgefeilter. Dabei ist das Problem nicht nur
technischer, sondern vor allem psychologischer Natur. Denn wenn der
vermeintliche Rabatt nur wenige Minuten gilt oder eine Kontosperrung
droht, bleibt wenig Zeit für kritisches Denken. Genau das nutzen Angreifer
aus.

Der psychologische Tunnelblick

„Unser Gehirn liebt schnelle Belohnungen bei der Schnäppchenjagd und
einfache Lösungen zur Gefahrenabwehr. Beides macht uns in Sachen Cyber-
Sicherheit besonders anfällig“, erklärt Jan Michael Rasimus, Leiter des
Eye Tracking-Labors der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW)
Karlsruhe. Seit Jahren beschäftigt er sich im Bereich des Neuromarketings
damit, wie Entscheidungen im digitalen Raum unter verschiedenen
Bedingungen getroffen werden.

Schnelle Belohnungen bei der Schnäppchenjagd: „Wenn ein Angebot zu gut
klingt, um wahr zu sein, setzt häufig das kritische Denken aus. Und genau
in diesem Moment schlagen Betrüger zu“, warnt Rasimus. Besonders bei groß
angelegten Rabattaktionen geraten Nutzer*innen leicht in eine Art
psychologischen Tunnelblick: Sie handeln impulsiv, vertrauen Angeboten
schneller und übersehen wichtige Warnzeichen.

Einfache Lösungen zur Gefahrenabwehr: Emotionale Trigger wie Zeitdruck
oder Dringlichkeit setzen viele unter Zugzwang. Das wissen auch Cyber-
Kriminelle. Gerade während großer Shopping-Events platzieren sie gezielt
Handlungsaufforderungen: etwa zur Eingabe von Passwörtern auf gefälschten
Seiten, zur Verhinderung angeblicher Kontosperrungen oder zur
vermeintlichen Rückerstattung von Geldbeträgen. Ziel ist es, in
Stresssituationen sensible Daten zu erschleichen, bevor der Verstand
wieder einsetzt.

Die neue Welle der KI-Fakes

Doch psychologischer Druck ist längst nicht alles. Betrüger rüsten ihre
Maschen inzwischen mit Künstlicher Intelligenz (KI) technisch auf:
Phishing-Mails werden personalisiert und automatisch versendet, täuschend
echte Fake-Shops binnen Minuten erstellt, und Chatbots geben sich in
Echtzeit als vermeintlicher Kundenservice aus.
Zunehmend kommen auch Bilder und Videos bekannter Influencer*innen ohne
deren Wissen zum Einsatz, um betrügerische Angebote zu bewerben. Noch
gefährlicher sind sogenannte Deepfakes: Künstlich erzeugte Videos von
Prominenten, die scheinbar glaubhaft unseriöse Produkte bewerben. Solche
Fälschungen sind häufig kaum noch von echten Inhalten zu unterscheiden,
wirken vertrauenswürdig und sind damit besonders perfide. Diese
Entwicklung zeigt: Cyber-Kriminalität ist längst kein Werk einzelner mehr,
sondern Teil einer professionellen, global vernetzten Schattenindustrie,
die genau weiß, wie Menschen in Ausnahmesituationen reagieren.

Schutz beginnt mit Bewusstsein

Auch wenn Cyberangriffe durch KI zunehmend raffinierter werden, bleibt der
Mensch das größte Sicherheitsrisiko. Neben grundlegenden Verhaltenstipps,
etwa zu besonderen Shopping-Events, sollte der Fokus der Gefahrenabwehr
stets auf einem bewussten und reflektierten Handeln liegen. Gefragt sind
vor allem kritisches Denken und die Fähigkeit, auch in hektischen
Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.

Acht grundlegende Verhaltenstipps bei Shopping-Events

1. Preise realistisch vergleichen: Wenn Produkte (z. B. aktuelle
Markenartikel) extrem günstig angeboten werden ist Vorsicht geboten.
Preise, die zu gut klingen, um wahr zu sein, sind oft genau das.
2. Anbieter überprüfen: Ein vollständiges Impressum, erreichbarer
Kundenservice und transparente Unternehmensdaten sind Grundvoraussetzungen
für seriöse Online-Shops.
3. Keine Käufe über Links aus Mails oder sozialen Medien: Immer direkt
über den Browser oder die offizielle App zum Shop navigieren, nie über
zugesandte Links klicken.
4. Sichere Zahlungsmethoden nutzen: Finger weg von Vorkasse per
Überweisung. Besser sind Zahlmethoden mit Käuferschutz (z. B. Kreditkarte,
PayPal oder Rechnungskauf über Klarna).
5. Gütesiegel prüfen, aber nicht blind vertrauen: Trusted Shops, EHI oder
TÜV-Siegel können ein Hinweis auf Seriosität sein. Aber: Fälschungen sind
leicht gemacht. Siegel immer direkt auf der Website der Aussteller
überprüfen.
6. SSL-Zertifikate richtig einordnen: Ein Schloss-Symbol im Browser zeigt
nur, dass die Verbindung verschlüsselt ist. Nicht, dass der Shop an sich
vertrauenswürdig ist.
7. Verdächtige Seiten prüfen: Shop-Namen einfach bei Google suchen (z. B.
mit „[Shop-Name] + Erfahrungen“ oder „[Shop-Name] + Fake“). Auch
Warnlisten der Verbraucherzentralen und Tools wie ChatGPT können helfen.
8. Technischen Basisschutz ernst nehmen: Systeme regelmäßig aktualisieren,
starke Passwörter verwenden und, wo möglich, Zwei-Faktor-Authentifizierung
aktivieren. Viele Angriffe zielen auf unzureichend gesicherte Konten oder
veraltete Software.

Fazit

Cyber-Kriminalität rund um große Verkaufsaktionen ist längst kein
Randphänomen mehr. Sie ist professionell organisiert und zielt zu 90 % auf
die „Schwachstelle Mensch“ ab. Emotionale Reize wie Zeitdruck, Rabatte
oder Dringlichkeit versetzen Konsument*innen in einen impulsiven
Entscheidungsmodus, in dem kritisches Denken häufig aussetzt. Der ideale
Moment für Betrüger.
Künstliche Intelligenz macht Täuschungen zwar immer professioneller, doch
so bedrohlich die technische Entwicklung auch ist: Der wirksamste Schutz
bleibt das eigene Bewusstsein. Wer die psychologischen Tricks erkennt,
kann mit Vorsicht und Reflexion gegensteuern. Besonders in heißen Phasen
der Schnäppchenjagd, sind es meist Routine und Besonnenheit, die vor bösen
Überraschungen schützen. Und das lässt sich durchaus trainieren.

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