Humboldt-Preisträgerin Juliana Claassens als Gastwissenschaftlerin in Marburg
Die Theologin von der Universität Stellenbosch forscht in Marburg zu
Gender und Bibelinterpretation
Die Universität Marburg heißt mit großer Freude Prof. Dr. Juliana
Claassens als Humboldt-Preisträgerin willkommen. Die renommierte Theologin
von der Universität Stellenbosch (Südafrika) wurde von der Alexander von
Humboldt-Stiftung für ihr wissenschaftliches Lebenswerk in Gender Studies
und feministischer Bibelauslegung ausgezeichnet.
Im Rahmen des mit 80.000
Euro dotierten Preises verbringt sie nun eine zweimonatige Forschungsphase
in Marburg. „Wir sind stolz, mit Prof. Claassens eine weltweit bekannte
feministische Theologin, die die gesellschaftliche Relevanz biblischer
Texte aufzeigt, als Gast in Marburg zu begrüßen. Ihre Arbeiten zu
Gendergerechtigkeit, Menschenwürde und kritischer Bibelinterpretation
setzen Maßstäbe – wissenschaftlich wie gesellschaftlich,“ sagt die
gastgebende Marburger Theologin Prof. Dr. Christl Maier.
Claassens‘ wissenschaftlicher Beitrag liegt nicht nur in der Förderung
feministischer Lesarten heiliger Texte, sondern auch im Aufbau
interkultureller akademischer Netzwerke. Als Leiterin der Gender Unit an
der Theologischen Fakultät der Universität Stellenbosch hat sie dazu
beigetragen, eine Forschungsgemeinschaft aufzubauen, die sich der
Hinterfragung von Macht, der Bekräftigung von menschlicher Würde und dem
Aufbau einer inklusiven theologischen Wissenschaft widmet.
„Der Gastaufenthalt von Prof. Juliana Claassens zeigt, wie fruchtbar
exzellente internationale Kooperationen für unsere Forschungskultur sind.
Der wissenschaftliche Austausch mit global renommierten Persönlichkeiten
wie Prof. Claassens stärkt nicht nur unsere Sichtbarkeit, sondern
inspiriert neue Forschungsimpulse über Fächer- und Landesgrenzen hinweg,“
kommentiert Prof. Dr. Gert Bange, Vizepräsident für Forschung der
Philipps-Universität Marburg.
Langjähriger akademischer Austausch
Die Auszeichnung ist auch das Ergebnis einer langjährigen akademischen
Beziehung zwischen Claassens und Maier, die Claassens bereits während
ihrer früheren Alexander-von-Humboldt-Forschu
den Jahren 2019 und 2022 als Gastgeberin betreut hat. „Meine laufende
Zusammenarbeit mit Professorin Maier baut auf meiner Arbeit auf, die ich
in meinem jüngsten Kommentar zum Buch Jona für die Reihe Old Testament
Library sowie in meiner Monographie ‚Writing and Reading to Survive:
Biblical and Contemporary Trauma Narratives in Conversation‘ geleistet
habe“, erklärt Claassens. Christl Maier hat Ergebnisse dieser produktiven
Zusammenarbeit in ihren Kommentar zum Jeremiabuch (Jeremia 1–25, IEKAT,
Stuttgart: Kohlhammer 2022, engl. Fassung 2025) einfließen lassen. Beide
stellen ihre Forschungen auf internationalen Konferenzen der Society of
Biblical Literature (SBL) und der International Organization for the Study
of the Old Testament (IOSOT) vor.
Der Humboldt-Forschungspreis kann in kürzere Forschungsaufenthalte in
Deutschland über die nächsten fünf Jahre aufgeteilt werden. Claassens will
die Gelegenheit nutzen, um ihre langjährige Zusammenarbeit mit Christl
Maier an der Philipps-Universität Marburg fortzusetzen. Auch mit den
Professorinnen Alexandra Grund-Wittenberg und Maike Schult ist eine
Kooperation zum Thema ‚Trauma und Literatur‘ angestrebt. Claassens‘
aktuelles Forschungsprojekt konzentriert sich auf einen Kommentar zum
biblischen Buch Nahum, den sie unter den Gesichtspunkten Trauma, Gender,
Postkolonialismus und Queer Studies auslegen will. Maier arbeitet derzeit
an einer Monographie zum Jeremiabuch als Metaerzählung eines kulturellen
Traumas.