Studie zeigt: weniger Zucker in der Schwangerschaft, weniger chronische Krankheiten
Eine ausgewogene Ernährung in der Schwangerschaft ist entscheidend für die
Gesundheit des Kindes – auch langfristig. Darauf machen die Deutsche
Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Gesellschaft für
Endokrinologie (DGE) anlässlich ihrer gemeinsamen Online-Pressekonferenz
aufmerksam. Neue Forschungsergebnisse zeigen: Ein zu hoher Zuckerkonsum in
den ersten 1 000 Lebenstagen erhöht das Risiko für Diabetes und
Bluthochdruck im Erwachsenenalter.
Die beiden Fachgesellschaften fordern
politische Maßnahmen zur Reduktion von Zucker in Lebensmitteln,
insbesondere in Produkten für Kinder und Schwangere.
Die ersten 1 000 Tage entscheiden
Die Zeitspanne von der Empfängnis bis zum 2. Geburtstag eines Kindes –
also die ersten 1 000 Tage – ist eine besonders sensible Phase für die
gesundheitliche Entwicklung. „Was in dieser Zeit gegessen wird, hat
Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter“, erklärt Professorin Dr. oec.
troph. Sandra Hummel, leitende Wissenschaftlerin für den Forschungsbereich
„Lifestyle, Übergewicht und epigenetische Prägung bei Typ-1- und
Gestationsdiabetes“ am Institut für Diabetesforschung im Helmholtz Zentrum
(DZD). Wie prägend dieser Einfluss ist, zeigt eine aktuelle Studie aus
Großbritannien: Wer dort während der staatlichen Zucker-Rationierung nach
dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde, hatte ein deutliche geringeres Risiko
für Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck.
Weniger Zucker, mehr Gesundheit
„Ein reduzierter Zuckerkonsum in Schwangerschaft und früher Kindheit senkt
das Risiko für schwere chronische Erkrankungen“, sagt Hummel. Besonders
ausgeprägt war der Schutzeffekt, wenn die Zuckeraufnahme sowohl während
der Schwangerschaft als auch in den ersten Lebensmonaten eingeschränkt
war. Diese Zeit fällt mit der Einführung von Beikost zusammen – einer
besonders kritischen Phase. „In den ersten 6 Lebensmonaten sollten
Säuglinge möglichst gar keinen zugesetzten Zucker erhalten.“
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollten Erwachsene und Kinder
täglich maximal 10 Prozent ihres Energiebedarfs über Zucker aufnehmen.
Tatsächlich liegt der Durchschnittszuckerkonsum in Deutschland etwa
doppelt so hoch. „Kinderlebensmittel enthalten oft deutlich zu viel
Zucker, Eltern greifen häufig zu ungeeigneten Produkten“, so die Expertin.
Auch Väter nehmen Einfluss
Nicht nur die Ernährung der werdenden Mutter ist entscheidend: Studien
zeigen, dass auch ein übermäßiger Zuckerkonsum oder starkes Übergewicht
beim Vater das Krankheitsrisiko des Kindes erhöhen kann. Expertinnen und
Experten gehen davon aus, dass epigenetische Veränderungen, also
Veränderungen in der Genaktivität, eine Rolle spielen.
Fachgesellschaften fordern klare politische Maßnahmen
Die DDG und DGE sehen die Politik in der Pflicht, Rahmenbedingungen für
eine gesunde Ernährung zu schaffen. Dazu gehören:
• eine Besteuerung zuckerreicher, stark verarbeiteter Lebensmittel,
• eine gezielte Förderung gesunder Alternativen,
• sowie ein Werbeverbot für ungesunde Kinderprodukte.
„Zucker darf nicht länger ein günstiger Füllstoff für Kinderlebensmittel
sein. Wir brauchen gesetzliche Vorgaben, die die Gesundheit der nächsten
Generation schützen“, fordert Hummel.
Die Pressemappe und den Mitschnitt der Pressekonferenz finden Sie auf der
Website der DDG
unter https://www.ddg.info/pressekon
der-deutschen-diabetes-gesells
gesellschaft-fuer-endokrinolog
Interessenkonflikte:
Professorin Dr. oec. troph. Sandra Hummel gibt an, dass sie
Vortragshonorare von Novo Nordisk und Sanofi Aventis erhalten hat.