Vortrag: NS-Raubgut in der „Alpenfestung“
um Abschluss der Ruperto Carola Ringvorlesung spricht Kerstin von Lingen
über geraubte Kunstschätze und die Frage, ob dieser Raub je gesühnt wurde
Der durch NS-Dienststellen organisierte Kunstraub in der letzten Phase des
Zweiten Weltkriegs ist Thema eines Vortrags, den die Historikerin Prof.
Dr. Kerstin von Lingen von der Universität Wien (Österreich) halten wird.
Ihr Beitrag bildet den Abschluss der Ruperto Carola Ringvorlesung „1945:
Epochenschwelle und Erfahrungsraum“, mit der die Universität im
Sommersemester an das Ende des Krieges in Europa vor 80 Jahren erinnert
hat. Die Veranstaltung mit dem Titel „,Sicherstellung‘: Kulturgüter in der
,Alpenfestung‘ zu Kriegsende 1945“ findet am Montag, 7. Juli 2025, in der
Aula der Alten Universität statt und beginnt um 18.15 Uhr.
In den letzten Kriegsmonaten konzentrierte das untergehende NS-Reich nicht
nur Dienststellen, Flüchtlinge und militärische Formationen in oder nahe
der sogenannten „Alpenfestung“, sondern auch unermessliche Kunstschätze.
Diese waren teilweise als Faustpfand für die erwarteten
Friedensverhandlungen mit den Alliierten gedacht, wie Prof. von Lingen
hervorhebt. Anhand von zwei Beispielen aus dem besetzten Oberitalien –
Kunstschätzen aus den „Uffizien“ im Südtiroler Passeiertal sowie
Kulturgütern aus dem geraubten jüdischen Umzugsgut im Freihafen von Triest
– gibt die Referentin Einblicke in die Geschichte des organisierten
Kunstraubs, den NS-Dienststellen in der letzten Kriegsphase verübten. Mit
Blick auf die alliierte Nachkriegsjustiz wird sie auch der Frage
nachgehen, ob dieser nationalsozialistische Raub je gesühnt wurde. Kerstin
von Lingen ist Professorin für Zeitgeschichte an der Universität Wien, Co-
Sprecherin des Forschungsschwerpunkts „Diktaturen – Gewalt – Genozide“ und
Mitglied des Forschungsschwerpunkts Global History. Zuvor war sie am
Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ sowie am
Historischen Seminar der Universität Heidelberg tätig.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen.
Damit will die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich
relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite
Öffentlichkeit herantragen. In der Ringvorlesung des laufenden
Sommersemesters mit dem Titel „1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum“
zum Fokusthema VOR & ZURÜCK haben sich Forscherinnen und Forscher aus
verschiedenen Perspektiven mit dem Kriegsende in Europa vor 80 Jahren und
dem historischen Wendepunkt des 8. Mai auseinandergesetzt. Konzipiert
wurde die Reihe von Prof. Dr. Manfred Berg, Wissenschaftler am
Historischen Seminar der Universität Heidelberg.
Aufzeichnungen der insgesamt neun Vorträge sind nach und nach abrufbar auf
heiONLINE, dem zentralen Portal der Universität Heidelberg mit Vorträgen,
Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen Formaten.