So könnten sich Wald und Rohholzaufkommen bis 2062 entwickeln
Wieviel Rundholz steht in den kommenden 40 Jahren aus Deutschlands Wäldern
zur Verfügung? Auf Basis der vierten Bundeswaldinventur haben Forschende
des Thünen-Instituts für Waldökosysteme eine mögliche Entwicklung
modelliert. Das sogenannte WEHAM-Basisszenario wird heute vom
Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat veröffentlicht.
Eberswalde (2. Juli 2025). Mit der Waldentwicklungs- und Holzaufkommens-
Modellierung (WEHAM) werfen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen
Blick auf die Zukunft der Wälder. Basierend auf den Daten der vierten
Bundeswaldinventur und den Erfahrungen der vergangenen Jahre modellieren
sie, wie sich der Holzvorrat bis 2062 in Deutschlands Wäldern unter den
aktuellen Zielsetzungen und Ansätzen der Waldbehandlung voraussichtlich
entwickeln wird. Erstellt wird das Szenario im Auftrag des
Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) am
Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde. Heute wird das WEHAM-
Basisszenario veröffentlicht. „Mit Hilfe des Szenarios können
Waldbesitzende und Forstfachleute, Politik, Verbände, der Handel und wir
Wissenschaftler überprüfen, welche möglichen Auswirkungen waldbauliche
Ziele haben und wo künftig welche Rohholzmengen geerntet werden können“,
sagt Karsten Dunger, der am Thünen-Institut für die Modellierung,
Hochrechnung und Dokumentation des Szenarios verantwortlich ist.
Erfolgreiches Modell wird ständig angepasst
Das Modell zur Berechnung des WEHAM-Szenarios wurde bereits vor 25 Jahren
entwickelt. Am Thünen-Institut wird es seitdem ständig an die aktuellen
Entwicklungen angepasst. Für das Basisszenario wird in Fünf-Jahres-
Schritten bis zum Jahr 2062 modelliert. Länder, Baumarten und
Waldeigentumsarten werden getrennt berücksichtigt. Der Zuwachs der
vergangenen zehn Jahre wird fortgeschrieben und eine Änderung der
Baumartenanteile angenommen.
Die Parameter wurden von Expertinnen und Experten aus Bund und Ländern
gemeinsam in einem zweijährigen Prozess festgelegt. Eingeflossen sind
dabei die Erfahrungen aus der Vergangenheit und die Erwartungen an die
Zukunft. Im aktuellen Basisszenario ist beispielsweise die modellierte
Waldfläche konstant bei 10,7 Millionen Hektar geblieben. Die
fortschreitenden Waldschäden nach den Trockenjahren 2018 bis 2022 wurden
ebenso integriert wie die unter anderem daraus resultierende verstärkte
Anpflanzung von Laubbäumen. Im Szenario zeigt sich deutlich, dass der
Fichtenvorrat um 15 Prozent sinken wird. Ähnlich sieht die Entwicklung bei
Kiefernwäldern aus, wo der Vorrat um 20 Prozent zurückgehen wird. Buche,
Eiche und andere Laubbaumarten werden immer mehr an Fläche gewinnen. So
profitiert die Eiche vom Waldumbau, der Vorrat an Eichenholz wird um 15
Prozent steigen.
„Laut Modell werden die Anpassungen dazu führen, dass der Gesamtvorrat
Holz in den Waldbeständen mit rund 3,6 Milliarden Kubikmetern relativ
stabil bleibt. Verändern werden sich allerdings die Baumarten-Anteile und
vor allem die Durchmesserstruktur“, erläutert Karsten Dunger. In ungefähr
20 Jahren werden bei Durchforstungen mehr junge Bäume mit geringeren
Durchmessern anfallen als heute.
So viel Rohholz steht zur Verfügung
Im Mittel stehen in den kommenden vier Jahrzehnten pro Jahr 80,6 Millionen
Erntefestmeter Rohholz zur Verfügung. Auch wenn die potenziell verfügbare
Menge an Fichtenholz weiter abnimmt, bleibt sie mit 41 Prozent an der
Gesamtmenge vergleichsweise hoch – bei einem Flächenanteil von nur noch 26
Prozent. Die Holzartengruppe Buche, zu der neben der namengebenden Baumart
auch Esche, Ahorn, Birke oder Erle gehören, wird künftig 31 Prozent der
möglichen Holznutzungen stellen. Besonders stark nimmt die potenzielle
Nutzung von Eichenholz zu. Der Anteil steigt auf neun Prozent.
Privatwald könnte mehr Holz liefern
Den Forschenden zufolge stammt der größere Teil des Rohholzes (52 Prozent)
aus privaten Wäldern. Besonders hohe Potenziale liegen im Kleinprivatwald.
Allerdings wird das Holz daraus seltener genutzt. Auch aus dem Staatswald
kommt potenziell weniger Holz in den Wirtschaftskreislauf. Der Grund hier:
Im Staatswald gibt es deutlich mehr Nutzungsbeschränkungen und höhere
Ansprüche an Gemeinwohl- und Schutzfunktionen.