Vortrag: Deutsche Juden und jüdische Displaced Persons in Nachkriegsdeutschland In der Ruperto Carola Ringvorlesung spricht Atina Grossmann über die Überlebenden
Einen Vortrag über deutsche Juden und jüdische Displaced Persons in
Nachkriegsdeutschland mit dem Titel „Die Überlebenden“ hält Prof. Dr.
Atina Grossmann. Die Historikerin von der Cooper Union for the Advancement
of Science and Art in New York (USA) ist Referentin der Ruperto Carola
Ringvorlesung „1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum“, mit der die
Universität Heidelberg an das Ende des Krieges in Europa vor 80 Jahren –
an den historischen Wendepunkt am 8. Mai 1945 – erinnern möchte.
Die
Veranstaltung mit Prof. Grossmann findet am Montag, 30. Juni 2025, in der
Aula der Alten Universität statt und beginnt um 18.15 Uhr.
Drei Jahre nachdem die Nationalsozialisten Deutschland für „judenrein“
erklärt hatten, hielten sich 1946/1947 ungefähr 250.000 Juden in
Deutschland auf. Nur rund 15.000 von ihnen waren deutsche Juden. Bei den
meisten, so Prof. Grossmann, handelte es sich um sogenannte Displaced
Persons aus Osteuropa, die – zunächst aus der Sowjetunion nach Polen
repatriiert – in die amerikanische Besatzungszone geflohen waren. In ihrem
Vortrag wird sich die Referentin einem bisher eher unbeachteten Thema
widmen: Wie haben die sehr unterschiedlichen Erfahrungen der Displaced
Persons die Erinnerung an Verfolgung und Überleben geprägt? Sie wird dabei
auch der Frage nachgehen, wie die Betroffenen ihr Leben und ihre Familien
wieder aufgebaut haben und wie die zahlreichen, wenngleich meist
temporären, Begegnungen zwischen Juden und Deutschen verliefen. Atina
Grossmann ist Professorin für Moderne Deutsche und Europäische Geschichte
sowie Geschlechtergeschichte an der Cooper Union for the Advancement of
Science and Art. Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen auf dem Gebiet der
Gender Studies sowie in der deutsch-jüdischen Geschichte des 20.
Jahrhunderts.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen.
Damit will die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich
relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite
Öffentlichkeit herantragen. Unter dem Titel „1945: Epochenschwelle und
Erfahrungsraum“ eröffnet die aktuelle Reihe zum Fokusthema VOR & ZURÜCK
zwei sich ergänzende Perspektiven – „die rückschauende Deutung, die das
Ende des Zweiten Weltkrieges in die Brüche und Kontinuitäten der
Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet, und die Rekonstruktion des
unmittelbaren menschlichen Erlebens und Erleidens“, erläutert der
Historiker Prof. Dr. Manfred Berg, der die aktuelle Ringvorlesung
konzipiert hat.
Dem Vortrag von Prof. Grossmann zum Thema „Die Überlebenden: Deutsche
Juden und jüdische Displaced Persons in Nachkriegsdeutschland“ folgt eine
abschließende Veranstaltung mit Prof. Dr. Kerstin von Lingen. Die
Historikerin von der Universität Wien (Österreich) wird am 7. Juli 2025
zum Thema „,Sicherstellung‘: Kulturgüter in der ,Alpenfestung‘ zu
Kriegsende 1945“ sprechen. Aufzeichnungen der Vorträge sind nach und nach
abrufbar auf heiONLINE, dem zentralen Portal der Universität Heidelberg
mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen
Formaten.