Forschungsprojekt zu israelbezogenem Antisemitismus in der Bildung gestartet
Die Universität zu Köln beteiligt sich an dem vom Bundesministerium für
Forschung, Technologie und Raumfahrt geförderten Projekt „Desinformation
und Identitätskonstruktion in der demokratischen Gesellschaft“
(Dis_Ident), das israelbezogenen Antisemitismus und islamistische
Radikalisierung an Schulen untersucht / 9,5 Millionen Euro
Gesamtfördersumme über vier Jahre
Ein Team der Humanwissenschaftlichen Fakultät ist mit zwei Teilprojekten
an dem Forschungsprojekt Dis_Ident (Desinformation und
Identitätskonstruktion in der demokratischen Gesellschaft) beteiligt. Von
der Gesamtfördersumme von 9,5 Millionen Euro, die das Bundesministerium
für Forschung, Technologie und Raumfahrt für das Projekt bewilligt hat,
gehen circa 750.000 Euro an die Universität zu Köln. Das Projekt läuft von
April 2025 bis Ende 2028. Die Gesamtleitung liegt bei dem Bildungsträger
„Mind Prevention“ in Berlin. Weitere Partner sind die Universität
Heidelberg, die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Friedrich-
Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. An der Universität zu Köln leitet
Professorin Dr. Gudrun Hentges, Inhaberin des Lehrstuhls
Politikwissenschaft, Bildungspolitik und politische Bildung, zwei
Teilprojekte.
Die Forschenden sehen in der Bildungsarbeit und politischen Bildung unter
Schüler*innen einen weit verbreiteten israelbezogenen Antisemitismus.
Dieser werde teilweise von Lehrkräften nicht erkannt, bagatellisiert oder
gar selbst reproduziert. Das Hauptziel des Verbundprojekts ist die
Entwicklung, Evaluation und Implementierung wirksamer Bildungs- und
Präventionsstrategien gegen (israelbezogenen) Antisemitismus und
islamistisch motivierte Radikalisierung. Dabei untersuchen die
Projektteams unter anderem, wie verfestigte Denkmuster aufgelöst werden
können und welche Ansätze bei verschiedenen Jugendlichen besonders
effektiv sind. Zudem interessiert sie die Frage, welche
Präventionsstrategien und psychologischen Interventionen sowie Konzepte
politischer Bildung und Jugendarbeit sich als erfolgreich erweisen und
künftig in die Praxis umgesetzt werden können. Eine weitere
Forschungsfrage umfasst die Rolle islamistischer Radikalisierungsprozesse
und digitaler Desinformationen in Bezug auf israelbezogenen Antisemitismus
bei der Identitätskonstruktion junger Menschen im Alter von 14 bis 22
Jahren im schulischen Umfeld.
Professorin Hentges leitet an der Universität zu Köln Teilprojekt 3
„Bedarfsanalyse für Lehrkräfte & Jugendliche“, in dem sie und ihr Team
Lehrpläne und ausgewählte Schulbücher mit Blick auf die Thematisierung von
Antisemitismus analysieren. Zudem führen sie Interviews und
Gruppendiskussionen mit Lehrkräften, Schulpsycholog*innen,
Schulsozialarbeiter*innen und jüdischen und nichtjüdischen Jugendlichen.
In dem ebenfalls in Köln geleiteten Teilprojekt 5 „Entwicklung von
Gegenstrategien“ liegt der Schwerpunkt auf der Lehrkräfteaus- und
-fortbildung: Das Kölner Team konzeptualisiert und bietet
Lehrveranstaltungen für Studierende und Fortbildungen für Lehrkräfte auf
Grundlage der Bedarfsanalyse an und evaluiert sie nach ihrem Abschluss.
Im Projektverlauf werden die Forschungsergebnisse regelmäßig publiziert,
konkrete Empfehlungen für politische Entscheidungsträger formuliert und
Handlungsansätze für die Bildungspraxis entwickelt.