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Deutsche Entwicklungszusammenarbeit: Kreislaufwirtschaft steht noch am Anfang

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Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft nimmt angesichts schwindender
Ressourcen und des hohen Abfallaufkommens mit negativen Auswirkungen auf
Ökosysteme weiter zu. Da der Wandel hin zu einem zirkulären
Wirtschaftssystem eine Herausforderung darstellt, unterstützt die deutsche
Entwicklungszusammenarbeit ihre Partnerländer bei dieser Transformation.
Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval)
hat die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet untersucht.

Die Ergebnisse
zeigen, dass die Unterstützung der Partnerländer, die diesem Thema
Bedeutung beimessen, insgesamt gut funktioniert, aber noch zu sehr auf den
Abfallsektor konzentriert ist.

Kreislaufwirtschaft ist mehr als nur Abfallwirtschaft

Die Nachfrage nach natürlichen Ressourcen steigt weltweit stetig an. Ein
Grund für den wachsenden Ressourcenverbrauch ist das globale, überwiegend
linear geprägte Wirtschaftssystem. Innerhalb dieses Systems werden
Ressourcen extrahiert und zu Produkten verarbeitet, die nach kurzer
Lebensspanne oftmals unsachgemäß deponiert oder weggeworfen werden. Im
Gegensatz zum linearen steht das zirkuläre Wirtschaftssystem, die
sogenannte Kreislaufwirtschaft. Sie setzt bereits beim Produktdesign an,
um Ressourcen zu schonen und Abfälle zu vermeiden. Prominentes Beispiel:
Im Kunststoff- und Verpackungssektor können Einwegbecher durch
Mehrwegbecher ersetzt werden, die einer zirkulären Wirtschaftsweise
entsprechen.

Die Ergebnisse der Evaluierung zeigen, dass der Fokus der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit aktuell auf den Sektoren Abfallwirtschaft und
Entsorgung liegt. Obwohl sich das deutsche Umwelt- und
Entwicklungsministerium in ihren Strategien verpflichtet haben, den
gesamten Lebenszyklus zu berücksichtigen – von der Rohstoffgewinnung bis
zum Recycling –, kommt wichtigen Sektoren insbesondere zu Beginn des
Produktlebenszyklus bislang weniger Beachtung zu. Daher empfiehlt das
DEval der deutschen Entwicklungszusammenarbeit stärker als bislang, in
früheren Phasen der Kreislaufwirtschaft aktiv zu werden.

Kreislaufwirtschaft global denken

Kreislaufwirtschaft kann nicht von einzelnen Ländern oder Akteuren
isoliert verfolgt werden, da Lieferketten global ausgerichtet sind und
somit Wirtschaftssysteme weltweit betreffen. Daher ist es wichtig, dass
beim Aufbau zirkulärer Wirtschaftssysteme alle Akteure aus Politik und
Wirtschaft (zum Beispiel Rohstoffproduzenten und Handel) entlang der
globalen Lieferketten miteinbezogen werden.

Allerdings sind in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen häufig
die finanziellen Mittel, das Wissen und entsprechende Technologien nicht
ausreichend vorhanden, um das lineare Wirtschaftssystem zu ersetzen. Hier
kann die Entwicklungszusammenarbeit Partnerländer beim Aufbau einer
Kreislaufwirtschaft unterstützen und einen wichtigen Beitrag zur
nachhaltigen Entwicklung leisten, wie zum Beispiel zu nachhaltigem Konsum
und ressourcenschonender Produktion, zum Klimaschutz oder zur nachhaltigen
Entwicklung von Städten und Gemeinden.

In der Evaluierung wird deutlich, dass die Zusammenarbeit mit
Partnerländern insgesamt gut funktioniert. Die deutschen Akteure arbeiten
jedoch nachfrageorientiert und daher überwiegend mit Partnerländern
zusammen, die das Thema Kreislaufwirtschaft bereits als wichtiges
Handlungsfeld identifiziert haben.

Maßnahmen sollten besser verzahnt werden

Nicht nur die Kooperation zwischen den Ländern ist entscheidend, um
Ansätze der Kreislaufwirtschaft erfolgreich umzusetzen, sondern auch die
Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure innerhalb eines Landes. Als
sektorübergreifendes Konzept gilt dies etwa für die Zusammenarbeit
unterschiedlicher Ministerien, sowohl in den Partnerländern als auch in
Deutschland.

Die Strategien zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit stehen allerdings noch am Anfang. Seit 2020 ist
die Kreislaufwirtschaft in der Strategie des Entwicklungsministeriums
verankert, eine ressortabgestimmte nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie
wurde 2024 verabschiedet.

Dazu Dr. Cornelia Römling, Teamleiterin der Evaluierung: „Die Ergebnisse
der Evaluierung zeigen, dass Herausforderungen in der Kooperation zwischen
den deutschen Akteuren bestehen. Das Entwicklungsministerium und das
Umweltministerium verfolgen aktuell unterschiedliche Strategien und
Projekte, die bislang nicht systematisch ineinandergreifen.“

Das DEval empfiehlt daher, eine Strategie mit einer gemeinsamen
Zielsetzung für alle relevanten Akteure zu entwickeln und insgesamt mehr
in eine wirkungsorientierte Koordination der Akteure zu investieren.

Datengrundlage

Die Evaluierung stützt sich auf ein breites Spektrum an Interview- und
Umfragedaten, die 2024 er-hoben wurden. Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft
in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wurden für den Zeitraum 2020
bis 2022 untersucht und mithilfe von künstlicher Intelligenz
identifiziert. Zusätzlich wurden öffentliche Datenbanken, Informationen
der Durchführungsorganisationen und wissenschaftliche Literatur
herangezogen.
Der vollständige Bericht „Förderung der Kreislaufwirtschaft in der
deutschen Entwicklungszusammenarbeit“ ist auf der Website des DEval
abrufbar.

Über das DEval

Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval)
ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ) mandatiert, Maßnahmen der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit unabhängig und nachvollziehbar zu analysieren
und zu bewerten. Mit seinen strategischen und wissenschaftlich fundierten
Evaluierungen trägt das Institut dazu bei, die Entscheidungsgrundlage für
eine wirksame Gestaltung des Politikfeldes zu verbessern und Ergebnisse
der Entwicklungszusammenarbeit transparenter zu machen. Das Institut
gehört zu den Ressortforschungseinrichtungen des Bundes und wird von Prof.
Dr. Jörg Faust geleitet.

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