Braunschweig für alle? Stadtführung und Diskussion beim Women in Architecture Festival
Das Women in Architecture Festival setzt vom 19. bis 29. Juni ein starkes
Zeichen für Gleichstellung und Diversität in Architektur, Stadt- und
Freiraumplanung sowie in der Baukunst – auch an der TU Braunschweig. Am
24. Juni lädt dazu die Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und
Umweltwissenschaften zum Stadtspaziergang „Braunschweig für alle?“ ein. Am
26. Juni geht sie in einer Ausstellung sowie einer Podiumsdiskussion der
Frage nach, ob sich die Studien- und Karrieremöglichkeiten für Frauen
verbessert haben.
Organisiert von der Architektenkammer Berlin, will das
Festival bundesweit Impulse für eine gerechtere Baukultur geben.
Mit dem feministischen Stadtspaziergang „Braunschweig für alle?“ beginnt
am 24. Juni das Festival-Programm in Braunschweig. Unter der Leitung von
Professorin Henriette Bertram haben Studierende Orte in der Stadt aus der
Sicht von Frauen erkundet und berücksichtigten dabei auch andere
gesellschaftliche Kategorien wie Behinderung, Alter, Herkunft und Bildung.
Dabei entwickelten sie Ideen und Anregungen für eine gerechtere Nutzung
und Aufteilung der Stadt.
Von Erinnerungsorten bis Unterführungen
„Die Gestaltung und Nutzung von Orten gibt Aufschluss über
gesellschaftliche Werte und Konventionen und zeigt, welche Vorstellungen
Planende vom Alltag der Menschen haben“, sagt Professorin Bertram. „Wir
schauen uns ganz unterschiedliche Orte in Braunschweig an, von
Erinnerungsorten über öffentliche Toiletten bis hin zu Unterführungen. Wir
fragen, was wir dort, zum Beispiel, über Geschlechterverhältnisse, aber
auch über Körpernormen oder den Umgang mit Behinderung und Armut lernen
können."
Der rund 90-minütige Spaziergang startet um 16 Uhr an der Bushaltestelle
Jasperallee und endet am Wissenschaftsschaufenster am Waisenhausdamm. Bei
einer kleinen Erfrischung können die Teilnehmenden mit den
Veranstalterinnen ins Gespräch kommen. Hier besteht auch die Möglichkeit,
sich die Foto-Ausstellung „Frauen. Leben. Landwirtschaft“ des Thünen-
Instituts mit Aufnahmen von Landwirtinnen anzusehen. Wer den Spaziergang
verpasst hat, kann die Inhalte kostenlos und jederzeit auf der
Storytelling-Plattform izi.Travel als Audio-Guide anhören.
Chancengleichheit und Vielfalt: Haben wir schon alles erreicht?
Das Festival will auch Akzente für Chancengleichheit im beruflichen
Wettbewerb, die Förderung der nächsten Generation und die Anerkennung von
Leistung setzen. Mittlerweile ist über die Hälfte der
Architekturstudierenden weiblich, viele haben eine Migrationsgeschichte
oder sind Erstakademiker*innen. Doch sind Studium, Praxis und
Karrieremöglichkeiten in gleichem Maße weiblicher, vielfältiger und
gerechter geworden? „Dabei geht es zum Beispiel um eine gleichwertige
Bezahlung. Aber auch in Führungspositionen, bei der Vergabe von Preisen
und anderen Arten von Anerkennung wird die Vielfalt von Perspektiven noch
nicht ausreichend abgebildet“, betont Professorin Bertram.
Damit beschäftigt sich die Ausstellung „Chancengleichheit und Vielfalt in
der Architektur – haben wir schon alles erreicht?!“, die am 26. Juni um 16
Uhr im Architekturpavillon der TU Braunschweig eröffnet wird. Sie
beleuchtet kritisch und zugleich selbstkritisch die Realität in Studium
und Beruf und bezieht auch Erfahrungen aktueller Studierender mit ein.
Mehrgenerationengespräch im Architekturpavillon
Direkt im Anschluss, um 17 Uhr, findet die Podiumsdiskussion „Wie geht es?
Architektinnen der Braunschweiger Schule, ein Mehrgenerationengespräch“
statt. Es diskutieren Architektinnen, die zu unterschiedlichen Zeiten an
der TU Braunschweig Architektur studiert haben. Welche Wege haben sie in
den Architekturberuf genommen, warum, und was war wichtig? Wo haben sie
Unterstützung erfahren? Wo gab es Hürden, Bias oder Grenzen? Die
verschiedenen Erzählungen sollen der Ausgangspunkt sein für ein Gespräch
auf Augenhöhe mit heutigen Studierenden und Architekt*innen an der
Universität und in der Praxis. Es soll nicht nur Aufschluss geben über die
individuellen Lebenswege, sondern auch über den jeweiligen
gesellschaftlichen und geschlechterpolitischen Kontext. In dem Austausch,
der auch das Publikum mit einbezieht, wird die Frage „Wie geht es?“ im
doppelten Sinn gestellt: „Wie geht es euch?“, aber auch: „Wie funktioniert
es?“
Die Podiumsveranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem Institut für
Geschichte und Theorie von Architektur und Stadt (GTAS) und der Sammlung
für Architektur und Ingenieurbau an der Technischen Universität
Braunschweig (SAIB). Diskussionsteilnehmerinnen sind Annegret Droste
(Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst HAWK
Holzminden/Hildesheim), Ulrike Steven (University of the Arts
London/Central Saint Martins) und Ayat Tarik (TU Braunschweig).
Der Festivalbeitrag der TU Braunschweig wird von der Juniorprofessur
Gender.Ing am Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur (IBEA)
und dem Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt
(GTAS) organisiert.
Weitere Informationen und das vollständige Programm:
www.wia-festival.de