Vortrag: 1945 – Eine Stunde Null?
Über zeitgenössische und zeithistorische Urteilsbildung mit Blick auf den
8. Mai spricht in der Ruperto Carola Ringvorlesung Martin Sabrow
Mit dem zeitgenössischen und dem zeithistorischen Urteil über den 8. Mai
und der Frage „1945: Eine Stunde Null?“ befasst sich Prof. Dr. Martin
Sabrow, Wissenschaftler am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Potsdam. Sein Vortrag ist Teil der Ruperto Carola Ringvorlesung „1945:
Epochenschwelle und Erfahrungsraum“, mit der die Universität Heidelberg an
das Kriegsende in Europa vor 80 Jahren erinnern möchte.
Die Veranstaltung
findet am Montag, 16. Juni 2025, in der Aula der Alten Universität statt
und beginnt um 18.15 Uhr.
Für die überwiegende Mehrheit der Zeitgenossen bedeutete das Ende des
Zweiten Weltkriegs, so der Referent, eine „Stunde Null“: die totale
Niederlage, die Auflösung aller Ordnung und die Auslöschung des deutschen
Staats. Mit einem allmählichen Gedächtniswandel in der bundesdeutschen
Gedenkkultur wurde der 8. Mai 1945 jedoch zunehmend weniger als
Kapitulation und wachsend als Befreiung begriffen. Damit verlor die Rede
von der „Stunde Null“ an Beweiskraft und geriet unter den Verdacht der
Vergangenheitsverdrängung, wie Prof. Sabrow betont. In seinem Vortrag wird
der Wissenschaftler diesen Wandel in zeitgenössischer und zeithistorischer
Urteilsbildung mit Blick auf den 8. Mai nachzeichnen. Martin Sabrow ist
Senior Fellow am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und
Sprecher des Leibniz-Forschungsverbunds „Wert der Vergangenheit“. Seine
Forschungsschwerpunkte liegen in der Politischen Kulturgeschichte des 20.
Jahrhunderts, in der Diktaturforschung sowie in der Historiographie- und
Erinnerungsgeschichte.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen.
Damit will die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich
relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite
Öffentlichkeit herantragen. Unter dem Titel „1945: Epochenschwelle und
Erfahrungsraum“ eröffnet die aktuelle Reihe zum Fokusthema VOR & ZURÜCK
zwei sich ergänzende Perspektiven – „die rückschauende Deutung, die das
Ende des Zweiten Weltkrieges in die Brüche und Kontinuitäten der
Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet, und die Rekonstruktion des
unmittelbaren menschlichen Erlebens und Erleidens“, erläutert der
Historiker Prof. Dr. Manfred Berg, der die aktuelle Ringvorlesung
konzipiert hat.
Dem Vortrag „1945: Eine Stunde Null?“ folgen drei weitere Veranstaltungen
der Ruperto Carola Ringvorlesung, die jeweils montags in der Aula der
Alten Universität stattfinden; Beginn ist um 18.15 Uhr. Aufzeichnungen
davon sind zu einem späteren Zeitpunkt abrufbar auf heiONLINE, dem
zentralen Portal der Universität Heidelberg mit Vorträgen,
Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen Formaten.