Wunderwelt Kuppelgewächshaus Botanischer Garten der HHU
Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) feiert 2025 ihr
60-jähriges Jubiläum. In ihrem Botanischen Garten steht eine weitere
Jubilarin: ikonische „Kuppel“ wird 50 Jahre alt, eine kleine Ausstellung
im Eingangsbereich würdigt das Ereignis. Das Kuppelgewächshaus beherbergt
Pflanzen aus der Mittelmeerklimazone, von denen jetzt viele in voller
Blüte stehen. Insbesondere die Natternköpfe mit ihren zum Teil über einen
Meter großen Blütenständen fallen sofort ins Auge. Der Garten ist bis Ende
September täglich bis 19:00 Uhr geöffnet.
Kaum ein anderes Gebäude an der HHU ist markanter als das 1975
fertiggestellte Kuppelgewächshaus mit seinen 18 Metern Höhe und einer
Grundfläche von rund 1.000 Quadratmetern. Die Außenansicht des
halbkugelförmigen Baus prägt das gelbe Gittergerüst, das insgesamt 630
Dreiecke bildet, an denen die ebenfalls dreieckigen Plexiglasscheiben
montiert sind. Insgesamt 92 dieser Fenster können geöffnet werden, um das
Haus zu belüften.
Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens der
HHU, ist fasziniert von dem Bau: „Architekten der Technischen Universität
Darmstadt wählten ein halbes Ikosaeder als Grundkörper. Dieser besteht aus
20 gleichseitigen Dreiecken und jedes von diesen wurde wiederum in 64
gleichseitige Teildreiecke zerlegt.“ Diese Form wurde nun auf eine Kugel
projiziert, wodurch die Teildreiecke unterschiedlich groß werden. „Im
Endeffekt ist es den Architekten durch kleine Verschiebungen gelungen, die
Form mit insgesamt nur noch zehn verschieden großen Dreiecken
nachzubilden“, erklärt Etges.
Das Kuppelgewächshaus ist als „Kalthaus“ ausgelegt, das dem
Mittelmeerklima angepasst ist: kühle, feuchte Winter und heiße, trockene
Sommer. Es beherbergt in insgesamt sieben geografischen Bereichen –
Mittelmeerraum, Kanaren, Ozeanien, Asien und Amerika – eine vielfältige
Pflanzenwelt, darunter eine Reihe von Bäumen. Etges: „Von der
Neuseeländischen Warzeneibe (Podocarpus dacrydioides) haben wir in
Düsseldorf vermutlich das einzige männliche Exemplar in ganz Europa.“ Die
Bäume gedeihen prächtig, „so gut, dass zum Beispiel die Gewöhnliche
Taiwanie (Taiwania chryptomerioides) schon mehrfach zurückgeschnitten
werden musste“, betont Etges. Auch der Neuseeländische Kauri-Baum (Agathis
australis) fällt mit seinen kugelförmigen Zapfen ins Auge. Dieser
Nationalbaum Neuseelands kann in seiner Heimat bis 50 Meter hoch werden.
Er ist dort gefährdet, nicht zuletzt, weil sein Holz sehr begehrt ist.
Eine Besonderheit ist die in der Natur sehr seltene australische Wollemie
(Wollemia nobilis), die männliche und weibliche Zapfen zeigt. Es ist in
Düsseldorf gelungen, den Baum zu vermehren und mit den Ablegern sowie
gespendeten Exemplaren im Außengelände einen kleinen Hain anzulegen.
Aktuell besonders auffällig sind im Eingangsbereich die verschiedenen
Arten von Natternköpfen (Echium) mit ihren teilweise über einen Meter
großen Blütenständen, die selbst aus Hunderten von Einzelblüten bestehen.
Ihr Farbspektrum reicht von weiß über rot, zartlila bis hin zu einem
tiefen Blauviolett. Lars Leonhard, der für die Kuppel verantwortliche
Reviergärtner: „Spannend sind die Natternkopfhybride zwischen Echium
candicans und Echium wildpretii. Die Merkmale der genetischen ‚Eltern‘
sind gemischt, zum Beispiel die Blütenfarbe oder die Blätter.“
Nicht nur Echium blüht nun zum Anfang des Sommers. Überall in der Kuppel
sind farbige Blüten in verschiedensten Formen zu sehen. Im Eingangsbereich
finden sich zwei sehr unterschiedliche Pflanzen: Der in die Höhe
schießende lila Blütenstand der in Südamerika beheimateten Puya venusta
und die auf den ersten Blick unscheinbare, bodennahe graue Punktierte
Felsenrose (Graptopetalum paraguayense) aus der Familie der
Dickblattgewächse.
Auffällig magentafarbene, trichterförmige Blüten zeigt die Heilige Blume
der Inkas (Cantua buxifolia), während der Schönstrauch (Calothamnus
quadrifidus subsp. asper) fein gefiederte rote Blüten neben seinen
nadelförmigen Blättern aufweist. Strahlend gelb kommt die Blüte eines
Johanniskrauts (Hypericum) daher, während der nun ebenfalls blühende
Eukalyptus (Eucalyptus petiolaris) eine Vielzahl fadenförmiger
Staubblätter zeigt, die aus dem Blütenbecher herausragen.
Etges: „Besonders filigran sind die lila Blüten des Purpur-Sternanis
(Illicium floridanum ‚Woodland Ruby‘). Er fällt vor allem durch seine
sternförmigen Samenkapseln auf, die dann später – im getrockneten Zustand
– als Weihnachtsgewürz oder in der indischen Küche verwendet werden.“
Lars Leonhard weist auf den Neuseeländischen Flachs (Phormium tenax) hin
und führt vor, wie stabil dessen faserhaltige Blätter sind, er kann sie
kaum zerreißen: „Aus den Blättern wurden früher salzwasserstabile
Flechtwerke wie Taue gemacht, die sowohl bei der ursprünglichen
Bevölkerung Neuseelands als auch bei den eingewanderten englischen
Kolonisten beliebt waren.“
Nicht nur in der Kuppel blüht es. Direkt vor dem Eingang stehen bei den
Sukkulenten verschiedene Farbvarianten des Kalifornischen Mohns
(Eschscholzia californica) in strahlendem Orange und zartem Lila. Die
Blume ist auch als „Schlafmützchen“ bekannt, denn bevor sich die Blüte
entfaltet, ist ihre Spitze von einer Haube bedeckt, die abfällt.
Bei einem weiteren Rundgang bieten sich viele Perspektiven auf das
Kuppelgewächshaus. Auf dem Weg gelangen die Besucher zur Roten
Rosskastanie (Aesculus x carnea ‚Briotii‘). Im Mai fanden sich überall auf
dem Baum rote rispige Blütenstände, aus denen Kastanien werden können.
Etges: „Aber immer nur wenige Blüten der Rispen entwickeln sich zu
Kastanien, da der Baum die Last nicht tragen könnte.“
Ein Abstecher in die Abteilung „Ökologisches Gärtnern“ lohnt sich. Die
Wege führen durch üppiges Grün, und immer wieder lugen Blüten hervor.
Dann, in der Nutzpflanzenabteilung angelangt, sei der Weg in den
Apothekergarten empfohlen. Dort finden sich noch die Früchte der Echten
Alraune (Mandragora officinarum), die nicht nur den Leserinnen und Lesern
der Harry-Potter-Romane bekannt ist. Die Pflanze produziert verschiedene
Alkaloide, sie wurde unter anderem als Schlafmittel und Aphrodisiakum
eingesetzt.
Zum Abschluss des Rundgangs lohnt sich ein Blick auf die Kiefern (Pinus)
neben der großen Gewässeranlage. Sie zeigen jetzt zu Sommeranfang zarte
Zapfenansätze, die im weiteren Verlauf des Jahres größer werden und
verholzen.
Also: Selbst, wenn die Sonne einmal nicht lacht, hat der Botanische Garten
gerade in seiner Kuppel auch bei schlechtem Wetter viel zu bieten. Und die
Blütenpracht ist in einem stetigen Wandel.
Der Botanische Garten der HHU
Der rund acht Hektar große Botanische Garten wurde 1979 eröffnet. Er dient
der Bevölkerung ganzjährig als Stätte der Bildung und Erholung, der
Pflanzenforschung und der Studierendenausbildung an der HHU. Die
umfangreichen, größtenteils öffentlichen Pflanzensammlungen werden als
Arbeits- und Anschauungsmaterial für Forschung und Lehre vor allem in der
Biologie und der Pharmazie genutzt.
In den Jahren 2004 und 2008 wurde die Einrichtung um drei neue Gebäude
erweitert, die Orangerie, das Südafrikahaus und einen
Forschungsgewächshauskomplex. Neben dem großen Sammlungs- und
Forschungshaus und den Versuchsflächen betreibt der Botanische Garten auch
die hochmodernen Forschungsgewächshäuser auf dem Dach des Biologie-
Neubaus.
Die im Botanischen Garten zu entdeckende Pflanzenwelt ist äußerst
vielfältig. Dort finden sich höchst seltene Pflanzen wie die Wollemie, von
denen im Ursprungsland Australien nur circa 100 ausgewachsene Exemplare
wild in einem sehr kleinen, gut geschützten Gebiet vorkommen. In
Düsseldorf wird damit ein Beitrag zur Erhaltung bedrohter Arten und zur
Sicherung der Biodiversität geleistet.
Alljährlich besuchen rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger den Botanischen
Garten. Er ist für die Öffentlichkeit von November bis Ende Februar
montags bis freitags bis 16:00 Uhr geöffnet. Im März und Oktober ist er
täglich bis 18:00 Uhr geöffnet, zwischen April und September täglich bis
19:00 Uhr. Den Besuchenden steht ein kostenfreier Audioguide auf Deutsch
und Englisch zur Verfügung, der sie auf Rundgängen zu allen Besonderheiten
führt.
Mit einem vielfältigen Vortrags- und Führungsprogramm werden
Pflanzeninteressierte jeden Alters an die Geheimnisse, die im Garten zu
finden sind, herangeführt und ihre Bedeutung für die menschliche
Zivilisation verdeutlicht. Mit diesem Wissenstransfer ist der Botanische
Garten in das Selbstverständnis der HHU als Bürgeruniversität eingebunden.
Unterstützt wird die Arbeit durch den Freundeskreis Botanischer Garten der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf e.V., mit dessen Hilfe bereits viele
Projekte realisiert werden konnten.
Ebenso ist der Botanische Garten eine Ausbildungsstätte für bis zu zehn
zukünftige Gärtnerinnen und Gärtner in der Fachrichtung
„Staudengärtnerei“. Dort lernen sie auch die Besonderheiten eines
wissenschaftlich orientierten Gartens kennen.
Weitere Informationen: www.botanischergarten.hhu.de