Neue DDG-Spitze aus Klinik und Praxis setzt auf Prävention, Vernetzung und Teilhabe
Professorin Dr. Julia Szendrödi ist neue Präsidentin der Deutschen
Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Ärztliche Direktorin der Klinik für
Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie
am Universitätsklinikum Heidelberg ist von der Mitgliederversammlung für
zwei Jahre in das Amt berufen worden.
Unter dem Motto „Prävention stärken.
Versorgung vernetzen. Menschen befähigen.
„Ein für mich zentrales Anliegen ist die konsequentere Umsetzung
bestehender Leitlinien zur Prävention und Behandlung des Diabetes“, betont
Szendrödi. „In der Versorgungspraxis werden sie leider noch nicht
ausreichend berücksichtigt, sind aber essenziell für eine erfolgreiche
Patientenversorgung.“ Die gebürtige Österreicherin möchte sich in ihrer
DDG Präsidentschaft daher für eine bessere Umsetzung und Einhaltung von
evidenzbasierten Leitlinien einsetzen, beispielsweise über deren
konsequente Einbindung in Disease-Management-Programme (DMP). Auch die von
der DDG entwickelte elektronische Diabetesakte (eDA) ist aus Sicht der
Expertin langfristig ein absoluter Mehrwert für eine zukunftssichere
Versorgung von Menschen mit Diabetes – insbesondere in Kombination mit der
elektronischen Patientenakte (ePA). „Die Digitalisierung von
Patientendaten bietet Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes
einen besonders hohen Mehrwert durch Transparenz, Koordination und bessere
Notfallversorgung. Sie ist elementarer Bestandteil einer gelungenen
transsektoralen Versorgung.“
Darüber hinaus ist der DDG Präsidentin die Prävention von Diabetes und
dessen Folgeerkrankungen wichtig. Sie ist sicher: Nur über
verhältnispräventive Maßnahmen lässt sich Diabetesprävention nachhaltig
umsetzen. Hierfür müssen gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen in Kitas,
Schulen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen entstehen. „Wir brauchen
verbindliche Standards für die Verpflegung in Bildungs- und
Betreuungseinrichtungen, Ernährungskonzepte in Krankenhäusern und
flächendeckende Malnutritionsscreenings“, so Szendrödi. Ihre Vision: eine
nationale Strategie für gesundes Aufwachsen und Altern – bestenfalls ohne
Diabetes. „Wir müssen interprofessionelle Versorgungskonzepte schaffen,
die Ernährung, Bewegung und Supplementierung klug kombinieren“, so
Szendrödi.
Auch wissenschaftlich setzt die Diabetologin klare Impulse. Besonders
vulnerable Gruppen wie Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes, Menschen mit
Adipositas oder familiärer Vorbelastung sollen früher erkannt, gezielter
versorgt und notfalls lebenslang nachversorgt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt der Präsidentschaft Szendrödis wird auf dem
Empowerment von Menschen mit Diabetes und mehr Gesundheitsgerechtigkeit
liegen. Besonders vulnerable Gruppen, etwa Kinder und Jugendliche,
multimorbide Patientinnen und Patienten oder Frauen in Lebensphasen wie
Schwangerschaft oder Menopause, benötigen gezielte, interdisziplinäre
Versorgungsmodelle. „Wir brauchen tragfähige, refinanzierte Strukturen für
eine sektorübergreifende Versorgung, auch in sozial benachteiligten
Regionen.
Dr. med. Tobias Wiesner, niedergelassener Diabetologe aus Leipzig, ist
neuer Vizepräsident der DDG. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der
ambulanten Versorgung bringt er eine wichtige Perspektive in den Vorstand
ein: „Gerade die Herausforderungen im niedergelassenen Bereich – von der
strukturellen Unterversorgung über die qualitativ hochwertige Versorgung
und deren adäquate Vergütung bis hin zur Patientenschulung – müssen
stärker berücksichtigt werden, wenn wir die Versorgung ganzheitlich
verbessern wollen“, so Wiesner. Gemeinsam wird die neue Doppelspitze aus
Klinik und Praxis ein deutliches Zeichen für eine vernetzte,
sektorenübergreifende Diabetologie setzen. Mit diesem ganzheitlichen Blick
auf die Versorgungsstrukturen ist die DDG auch optimal aufgestellt für die
anstehenden Gesundheitsreformen.
Außerdem wurde in der heutigen DDG Mitgliederversammlung Professor Dr.
med. Robert Wagner zum Kongresspräsidenten des Diabetes Kongresses 2027
gewählt.
Personalie:
Professorin Dr. Julia Szendrödi ist Fachärztin für Innere Medizin mit der
Zusatzbezeichnung Endokrinologie und Diabetologie sowie Labormedizin und
Inhaberin einer W3-Professur an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Seit 2021 leitet sie als Ärztliche Direktorin die Klinik für
Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie
sowie das Zentrallabor am Universitätsklinikum Heidelberg. Zuvor war sie
langjährig am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) und Universitätsklinikum
Düsseldorf tätig, unter anderem als Leiterin des Klinischen
Studienzentrums und als stellvertretende Klinikdirektorin.
Wissenschaftlich befasst sie sich mit Prävention, Adipositas,
personalisierter Medizin und Insulinresistenz. Szendrödi ist seit 2009
Mitglied in der DDG.