Hitzeaktionstag am 4. Juni 2025: Auch die Augen leiden unter hohen Temperaturen
Längere und intensivere Hitzeperioden stellen nicht nur eine Belastung für
den Kreislauf dar, auch unsere Augen sind betroffen. Anlässlich des
bundesweiten Hitzeaktionstags am 4. Juni 2025 erklärt die Deutsche
Ophthalmologische Gesellschaft e.V. (DOG), welche Auswirkungen hohe
Temperaturen auf die Augengesundheit haben können und wie man sich
schützt.
Hitze ist das größte durch die Klimakrise bedingte Gesundheitsrisiko in
Deutschland. „Und das betrifft auch die Augen“, sagt DOG-Experte Professor
Dr. med. Gerd Geerling. So nehmen beispielsweise Oberflächenerkrankungen
der Augen hitzebedingt zu. „Studien zeigen, dass allergische
Bindehautentzündungen häufiger geworden sind“, berichtet der Direktor der
Universitäts-Augenklinik Düsseldorf. Eine Ursache dafür liegt im
Temperaturanstieg, der die Pollensaison verlängert und die Konzentration
verdichtet. „Der Augenarzt kann Betroffenen Tropfen zur prophylaktischen
Anwendung oder zur Behandlung der allergischen Reaktion verordnen“, rät
der DOG-Experte. „Aber auch der Besuch bei einem Allergologen zur
Desensibilisierung kann helfen.“ Ebenso hilfreich ist es – allerdings
nicht immer praktikabel –, sich in klimatisierten Räumen mit Luftfiltern
aufzuhalten oder im Freien eine Schutzbrille zu tragen.
Bei großer Hitze trocknen die Augen schneller aus
Darüber hinaus entwickeln nachweislich mehr Menschen trockene Augen, weil
Hitze den Tränenfilm auf dem Auge schneller verdunsten lässt. „Gesellt
sich zur trockenen Außenhitze auch noch trockene Raumluft, kann das
verstärkt Beschwerden eines trockenen Auges triggern“, erklärt Geerling,
„insbesondere, wenn man bereits an einem instabilen Tränenfilm leidet.“
Trockene Augen sind darüber hinaus anfälliger für Keime. Der DOG-Experte
empfiehlt daher: „Bei Hitze viel trinken, die Raumluft befeuchten und
öfter bewusst blinzeln.“ Besonders gefährdet können Alzheimer- und
Parkinsonbetroffene sein, die krankheitsbedingt zu wenig blinzeln und
Hornhautgeschwüre entwickeln können – Tränenersatzmittel können hier
vorbeugen.
Mehr Infektionen und Entzündungen
Hitzeperioden erhöhen auch das Risiko für Infektionen und Entzündungen am
Auge. „Es ist daher wichtig, nach jeder Operation die verordneten
Augentropfen konsequent anzuwenden“, betont Geerling. Mit steigenden
Temperaturen wächst zudem die Wahrscheinlichkeit für Pilzinfektionen im
Auge – etwa durch Schimmelpilze, die beispielsweise in schlecht
gereinigten Kontaktlinsenbehältern wachsen und über die Kontaktlinse die
Hornhaut infizieren können. „Wir empfehlen dringend, stets auf eine gute
Hygiene im Umgang mit Kontaktlinsen und deren Behälter zu achten“, betont
der Augenexperte.
Baden mit Kontaktlinsen? Lieber nicht!
Wen es im Sommer zum Baden in einen See zieht, sollte vorher die
Haftschalen herausnehmen. Grund: Parasitäre Einzeller wie Akanthamöben,
die sich in warmen Gewässern besonders gut vermehren, können über winzige
Verletzungen, die durch Kontaktlinsen entstehen, in der Hornhaut
Entzündungen auslösen. „Und bitte nicht mit verunreinigten Fingern in die
Augen fassen, das kann ebenfalls Infektionen begünstigen“, warnt Geerling.
Bei Rötungen oder Sehverschlechterungen sollten Kontaktlinsenträger daher
umgehend Augenärztin oder Augenarzt aufsuchen.
Langfristige Folgen: Sehbehinderung und Grauer Star
„Es wird immer deutlicher, dass der Klimawandel auch langfristige
Auswirkungen auf die Augengesundheit hat“, stellt der DOG-Experte fest. So
zeigt eine aktuelle Studie mit Daten aus den USA: Je höher die
Durchschnittstemperatur, desto größer das Risiko für schwere
Sehbehinderungen. „Eine kausale Erklärung kann die Studie zwar nicht
liefern“, so Geerling. „Diskutiert werden in diesem Zusammenhang aber
schon seit längerem umweltbedingte Faktoren wie erhöhte UV-Strahlung,
Luftverschmutzung und Dehydration.“ Eine weitere Studie aus Südspanien
fand einen Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und einem Zuwachs an
Grauem Star im Folgejahr.
Neue Erreger auf dem Vormarsch
Mit der globalen Erwärmung erweitert sich auch das Spektrum schwerer
Augeninfektionen – Krankheiten wie Dengue-Fieber oder Rickettsiosen, die
ebenfalls die Augen befallen können, werden zunehmend Deutschland
erreichen. „Auf diese neuen klimabedingten Herausforderungen müssen wir
uns in der Augenheilkunde einstellen“, erklärt Geerling.