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Signale Frühgeborener erkennen und verstehen – Trainingstool für Eltern frühgeborener Kinder

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Eine App unterstützt die Eltern‐Kind‐Interaktion frühzeitig präventiv. Das
fördert die Bindungsentwicklung. SIGNAL-Train zeigt, mit welchen Signalen
Frühgeborene ihre Empfindungen ausdrücken. Das Zentrum für feto/neonatale
Gesundheit stellt die App bundesweit kostenfrei zur Verfügung.

Jedes zehnte Neugeborene in Deutschland benötigt wegen einer zu frühen
Geburt eine stationäre Behandlung. Die Eltern sind gerade in dieser Zeit
eine wichtige Stütze, ihre Anwesenheit hat einen wesentlichen Einfluss auf
die kindliche Entwicklung. Um Eltern während der Behandlung intensiv in
die Versorgung des Kindes einzubeziehen, benötigen sie Wissen und
entsprechende Anleitung. Nur so kann die elterliche Kompetenz gestärkt und
die langfristige Entwicklung der Kinder positiv beeinflusst werden. Denn
vergleichbar ist die Versorgung von Frühgeborenen mit Kindern, die
zwischen der 38. und 42. Schwangerschaftswoche geboren wurden, nicht. Ein
multiprofessionelles Team aus Psychologinnen des FamilieNetz im
Fachbereich Neonatologie und aus der Pädiatrischen Intensivmedizin der
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav
Carus Dresden unterstützen Eltern in dieser Situation mit einem speziellen
Training. Sie haben ein in Australien entwickeltes Feinfühligkeitstraining
an deutsche Bedingungen angepasst. Die daraus entstandene App steht nun
bundesweit kostenfrei zur Verfügung. „Die Überführung von medizinischer
Expertise in digitale Tools ist ein Schlüssel für die Herausforderungen in
der Krankenversorgung in der Zukunft. Dabei ist es enorm wichtig, den
Zugang so einfach und barrierefrei zu ermöglichen. Dies ist hier
beispielhaft gelungen“, sagt Prof. Uwe Platzbecker, Medizinischer Vorstand
am Universitätsklinikum Dresden.

Zehn Prozent aller Kinder in Deutschland kommen zu früh, also vor der 37.
Schwangerschaftswoche, auf die Welt. Ein Prozent der Schwangerschaften
endet sogar bereits vor der 32. Woche – die Medizin spricht dann von
extrem zu früh Geborenen. Diese Kinder wiegen unter 1.500 Gramm und
benötigen eine besondere medizinische Versorgung. Für die Eltern und
Angehörige ist dies eine besonders herausfordernde Zeit. Die ersten Wochen
und Monate des „Kennenlernens“, des Einfühlens und des Erkennens und
Reagierens auf die Signale des Kindes sind durch die besondere
Versorgungssituation im Krankenhaus beeinflusst. Zudem sind die Eltern in
dieser Zeit nicht die einzigen Personen, mit denen die Kinder
kommunizieren – auch medizinisches und pflegerisches Personal auf der
Station nimmt Signale der Kinder zu unterschiedlichen Bedürfnissen wahr.

Um Eltern dabei zu unterstützen, setzt ein Team aus dem Zentrum für
feto/neonatale Gesundheit am Universitätsklinikum Dresden auf digitale
Unterstützung. Ein auf die Entwicklungssignale Frühgeborener
spezialisiertes Feinfühligkeitstraining wird den Eltern frühgeborener
Kinder, die am Uniklinikum betreut werden, bereits seit 2012 durch das
FamilieNetz angeboten. Im Rahmen der Corona-Pandemie haben Psychologinnen
des Zentrums für feto/neonatale Gesundheit das analoge Angebot mit
finanzieller Unterstützung des Kurt-Goldstein-Instituts digitalisiert und
auf lokalen Servern für die Eltern verfügbar gemacht. In einer
wissenschaftlichen Begleituntersuchung konnte ergänzend gezeigt werden,
dass durch das digitalisierte Trainingsangebot SIGNAL-Train elterliches
Wissen und die Selbstwirksamkeit verbessert werden.

„Frühgeborene können wie reifgeborene Kinder nicht sprechen. Sie
kommunizieren mit Lauten, aber auch mit Mimik und Gestik. Diese zu
verstehen, ist für die Eltern enorm wichtig, um adäquat auf ihr Kind
reagieren zu können. Empfinden Frühgeborene zum Beispiel Stress, strecken
sie die Hände wie bei einem Stoppzeichen den Eltern entgegen“, sagt
Dipl.-Psychologin Josephin Jahnke, Leiterin FamilieNetz. Sie promoviert zu
den Erkenntnissen. SIGNAL-Train macht auf diese Zeichen aufmerksam und
gibt Tipps, wie sich Eltern in der entsprechenden Situation verhalten
können. „Konkret können sie beispielsweise ihre Hand großflächig auf den
Bauch des Kindes legen oder auf eine andere Art für Begrenzung sorgen und
so im besten Fall das Kind beruhigen“, sagt sie. Je mehr die Eltern die
Interaktion mit und durch ihre Kinder verstehen, desto besser entwickeln
sich diese während der Zeit auf Station und auch danach.

Um dieses Angebot auch Eltern in den Partnereinrichtungen des Zentrums für
feto/neonatale Gesundheit verfügbar zu machen, steht nun ein Online-Kurs
zur Verfügung. Die Überführung ist mit Unterstützung der Deutschen
Stiftung Kranke Neugeborene (DSKN) gelungen. Die DSKN hatte bereits vor
zwei Jahren mit dem NEODIARY ein digitales Tagebuch für Eltern entwickeln
lassen. Dieses Tagebuch können Eltern bundesweit als App kostenlos
benutzen. Sie dokumentieren damit ihre Erlebnisse, Gedanken, Gefühle und
Erfolge mit ihren Neugeborenen. „Das sensibilisiert für die kleinen und
großen Erfolge und macht auch im Nachhinein sichtbar, welchen Weg die
Eltern zusammen mit ihren Kindern bewältigt haben. Gerade im oft
wochenlangen Alltag eines Klinikaufenthalts ist so etwas wichtig“, sagt
Prof. Mario Rüdiger, Gründungsdirektor des Zentrums für feto/neonatale
Gesundheit. Das NEODIARY wurde bereits modular konzipiert und durch die
Firma aiddev so programmiert, dass jetzt eine Erweiterung um das
Trainingsangebot SIGNAL-Train möglich war. Auf der vom 21. bis 24. Mai in
Lübeck stattfindenden Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und
Pädiatrische Intensivmedizin werden Expertinnen und Experten des Zentrums
für feto-neonatale Gesundheit über ihre Erfahrungen mit dem NEODIARY
berichten und aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse zur Wirksamkeit des
Trainingsangebots SIGNAL-Train vorstellen. Das SIGNAL-Train Tool ist dann
für die kostenlose Nutzung bundesweit verfügbar.

Expertise bei der Versorgung von Früh- und extrem früh Geborenen
Im Uniklinikum wurden im vergangenen Jahr (2024) 385 Frühgeborene
versorgt, davon wurden 98 Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 1.500
Gramm geboren. Zahlenmäßig ist das Uniklinikum damit das größte
Perinatalzentrum in Sachsen – neben Dresden werden Frühgeborene auch in
Leipzig und Chemnitz behandelt. Die große Erfahrung ermöglicht es, dass
auch Kinder, die bei Geburt weniger als 500 Gramm wiegen, gesund
überleben. Sachsen hat die niedrigste Säuglingssterblichkeit in
Deutschland. In Ostsachsen erfolgt die Versorgung von Schwangeren und
Neugeborenen in enger Kooperation mit allen Partnern in der Region –
koordiniert im deutschlandweit einzigen Zentrum für feto/neonatale
Gesundheit. Diese Versorgungsstruktur ist beispielgebend für ganz
Deutschland. Dies garantiert Müttern und Vätern die Sicherheit einer
optimalen ärztlichen wie pflegerischen Versorgung, vor, während und nach
der Geburt, unabhängig davon, ob es sich um eine Risiko- oder
Mehrlingsschwangerschaft handelt oder um eine ganz normal verlaufende
Schwangerschaft.

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