ortrag über das Anstaltspsychiatriewesen: Nach dem Krankenmord
Die Situation in psychiatrischen Anstalten kurz nach Ende des Zweiten
Weltkriegs ist Thema der Ruperto Carola Ringvorlesung zum Kriegsende vor
80 Jahren
Über das Anstaltspsychiatriewesen am Ende des Zweiten Weltkriegs spricht
in einem Vortrag Prof. Dr. Maike Rotzoll, Medizinhistorikerin an der
Universität Marburg.
Darin wird sie insbesondere darauf eingehen, wie ein
System, das unter dem NS-Regime zur massenhaften Ermordung von Patienten
missbraucht wurde, nach dem Untergang des Dritten Reiches fortbestehen
konnte. Ihr Beitrag ist Teil der Ruperto Carola Ringvorlesung „1945:
Epochenschwelle und Erfahrungsraum“, mit der die Universität Heidelberg an
das Kriegsende in Europa vor 80 Jahren – an den historischen Wendepunkt am
8. Mai 1945 – erinnern möchte. Die Veranstaltung mit dem Titel „Nach dem
Krankenmord: Psychiatrie am Ende des Zweiten Weltkriegs und in der
Nachkriegszeit“ findet am Montag, 19. Mai 2025, in der Aula der Alten
Universität statt und beginnt um 18.15 Uhr.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden psychiatrische Anstalten zu
Stätten des Mordens, dem zahlreiche Patientinnen und Patienten zum Opfer
fielen. Obwohl sie ihre Zielsetzung der Fürsorge offensichtlich verfehlt
hatten, blieb das anstaltspsychiatrische System bis zur Psychiatriereform
in den 1970er Jahren im Wesentlichen unverändert erhalten, wie Prof.
Rotzoll betont. Unter der Überschrift „Nach dem Krankenmord“ beschreibt
sie anhand regionaler Beispiele die Situation in psychiatrischen Anstalten
in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Maike Rotzoll ist Professorin für
Geschichte der Pharmazie und Medizin an der Universität Marburg. Dort
forscht sie unter anderem zu den Themen Medizin in der Frühen Neuzeit und
im Nationalsozialismus sowie zur Geschichte der Psychiatrie im 19. und 20.
Jahrhundert.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen.
Damit will die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich
relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite
Öffentlichkeit herantragen. Unter dem Titel „1945: Epochenschwelle und
Erfahrungsraum“ eröffnet die aktuelle Reihe zum Fokusthema VOR & ZURÜCK
zwei sich ergänzende Perspektiven – „die rückschauende Deutung, die das
Ende des Zweiten Weltkrieges in die Brüche und Kontinuitäten der
Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet, und die Rekonstruktion des
unmittelbaren menschlichen Erlebens und Erleidens“, erläutert der
Historiker Prof. Dr. Manfred Berg, der die aktuelle Ringvorlesung
konzipiert hat.
Die sechs weiteren Vorträge der Reihe finden mit Ausnahme der
Veranstaltung am 26. Mai jeweils montags in der Aula der Alten Universität
statt; Beginn ist um 18.15 Uhr. Aufzeichnungen davon sind zu einem
späteren Zeitpunkt abrufbar auf heiONLINE, dem zentralen Portal der
Universität Heidelberg mit Vorträgen, Diskussionsrunden und
Veranstaltungen in digitalen Formaten.