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Eine Stadt für mehr Insektenschutz: Frankfurter Forschungsprojekt stellt zentrale Ergebnisse vor

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Fünf Jahre lang haben Frankfurter Wissenschaftler*innen aus den Natur- und
Sozialwissenschaften gemeinsam mit Praxisakteuren und Bürger*innen
erforscht, wie die Wertschätzung für Insekten in der Stadtbevölkerung
gestärkt werden kann und wie kommunale Grünflächen besser für den
Insektenschutz genutzt werden können.

Im Forschungsprojekt „SLInBio“ unter
der Leitung des ISOE wurden hierfür auch vielfältige Formate für
Bürgerengagement konzipiert und erfolgreich umgesetzt. Auf der
Abschlussveranstaltung am 14. Mai 2025 haben die Projektpartner ihre
Forschungsergebnisse vorgestellt und mit den Gästen über Potenziale für
den Insektenschutz in Kommunen diskutiert.

Wenn es um Insektenvielfalt geht, denken viele an Wiesen, Felder und
Wälder. Doch auch Städte bieten wertvolle Habitate für Pflanzen und Tiere.
Ihre Vielfalt ist zentral für Ökosystemleistungen. Da die Insektenvielfalt
weiter abnimmt, ist es von großer Bedeutung, gerade auch den städtischen
Lebensraum für Insekten noch besser zu nutzen. Das gilt auch für die Stadt
Frankfurt am Main mit ihren vielen Parks, Grünanlagen, Grünstreifen,
Gärten und Balkonen, wo Insekten eine Vielfalt an geeigneten Habitaten und
Futterangeboten vorfinden. Aber wie genau können städtische Grünflächen
zur Förderung der Insektendiversität genutzt werden? Und wie können
Kommunen die Bürger*innen motivieren und dafür gewinnen, aktiv zum Schutz
von Insekten beizutragen?

Ein Schlüsselfaktor dafür ist eine Verbesserung der Wertschätzung für
Insekten. „Der Beitrag, den Insekten für unsere Ökosysteme leisten, hat in
der öffentlichen Wahrnehmung lange eine eher untergeordnete Rolle
gespielt“, sagt Biodiversitätsforscherin Marion Mehring vom Institut für
sozial-ökologische Forschung (ISOE). „In den letzten Jahren haben wir zwar
gesehen, dass das allgemeine Verständnis ökologischer Zusammenhänge größer
geworden ist, doch eine echte Trendumkehr bei Artenverlusten hat bisher
nicht eingesetzt.“ Ein Frankfurter Forschungsteam unter Mehrings Leitung
wollte deshalb wissen: Wie kann die Wertschätzung von Insekten und deren
Artenvielfalt im städtischen Lebensraum gefördert werden?

Frankfurter Forschungsverbund mit ausgewiesener Biodiversitätsexpertise

Hierfür schloss sich 2020 in Frankfurt am Main ein in der Form bislang
einzigartiger Verbund aus Wissenschaft, Forschung und Kunst,
Zivilgesellschaft und städtischer Verwaltung zusammen. Zu den
Institutionen mit ausgewiesener Biodiversitätsexpertise gehörten das
Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), das Senckenberg
Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, die Goethe-Universität
Frankfurt und der NABU Frankfurt in Kooperation mit dem Palmengarten der
Stadt Frankfurt, BioFrankfurt, dem Grünflächenamt, dem Umweltamt der Stadt
Frankfurt sowie der Informations- und Begegnungsstätte MainÄppelHaus
Lohrberg.

Das inter- und transdisziplinäre Forschungsteam von SLInBio – Städtische
Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität führte bis Mai 2025
eine Vielzahl an sozial- und naturwissenschaftlichen Untersuchungen in der
Mainmetropole durch – Befragungen, Insektenmonitoring und toxikologische
Bestandsaufnahmen – und verfolgte vielseitige partizipative Ansätze für
Bürgerengagement. Bei der Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts am
14. Mai 2025 stellte das Forschungsteam im Frankfurter Palmengarten nun
die zentralen Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) geförderten Projekts SLInBio vor.

Klima- und Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodríguez: Wegweisende
Zusammenarbeit für Biodiversität

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Frankfurts Klima- und
Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodríguez, die das große Potenzial der
Mainmetropole für den Schutz der Insektenvielfalt betonte: „Der
deutschlandweit einzigartige Forschungsverbund hat in seiner fünfjährigen
Arbeit auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie man Bürger*innen für den
Schutz der Insektenwelt begeistern kann.“ Die erfolgreiche Zusammenarbeit
von Wissenschaft, Stadtbevölkerung und der Stadt Frankfurt sei hierfür
wegweisend gewesen. „Ich freue mich sehr darüber, dass ich heute sagen
kann: Frankfurt gehört zu den Städten, in denen die Bedeutung von
Biodiversität für eine intakte Natur und für unsere Lebensqualität eine
wichtige Rolle spielt. Wenn die Vielfalt zurückgeht, bekommen wir das alle
zu spüren, das wollen wir auch weiterhin gemeinsam verhindern.“

Für den Erhalt der Artenvielfalt in der Stadt empfiehlt der
Forschungsverbund SLInBio, alle verfügbaren Grünflächen konsequent als
Schutzräume für Insekten zu nutzen. Die Projektergebnisse der
naturwissenschaftlichen Forschungspartner Senckenberg Forschungsinstitut
und Goethe-Universität zeigen deutlich: Jede Fläche zählt. Auf den
untersuchten urbanen Wiesen, Gärten und Kleingärten konnte mithilfe eines
neuartigen Umwelt-DNS-Monitorings eine Vielzahl von Insektenarten
identifiziert werden. Darunter auch gefährdete Arten und solche, die
erstmals in Hessen nachgewiesen werden konnten. Gleichzeitig wurden
mithilfe von toxikologischen Untersuchungen auch schädliche Stoffe in
Kleingärten und Hausgärten nachgewiesen, deren Herkunft jetzt noch weiter
untersucht werden muss.

Weil Wissen alleine nicht ausreicht: neue Blickwinkel auf
Insektendiversität

Die von dem Journalisten Stephan Hübner (hr INFO) moderierte
Abschlussveranstaltung richtete sich insbesondere an Vertreter*innen aus
Kommunen. Rund 70 Gäste tauschten sich im Frankfurter Palmengarten über
die Nutzung von städtischen Grünflächen, über Zielkonflikte und mögliche
Lösungsansätze aus. Zentral waren dabei unter anderem die
gesellschaftliche Wahrnehmung von Insekten und die Akzeptanz von
Insektenschutzmaßnahmen.

Ein Problembewusstsein für das Artensterben allein reiche für ein
Bürgerengagement nicht aus, erläuterte Projektleiterin Marion Mehring vom
ISOE. „In der Praxis beobachten wir, dass aus dem Wissen um den
Biodiversitätsverlust nicht zwingend ein entsprechendes Handeln folgt.“
Das Forschungsprojekt SLInBio habe sehr deutlich gezeigt: „Für ein
insektenfreundliches Handeln ist es zentral, dass Menschen neben einem
detaillierten Wissen auch ein Verantwortungsgefühl entwickeln. Wir nennen
es Inwertsetzung, wenn aus der Wahrnehmung für den Wert der Natur
tatsächlich biodiversitätsfreundliches Handeln entsteht“, sagt Mehring.

Damit das in der Praxis gelingt, setzte das Forschungsprojekt stark auf
innovative und vor allem interaktive Formate für die Stadtgesellschaft.
Nicht nur Ausstellungen, Workshops und Citizen-Science-Angebote, sondern
auch künstlerische Interventionen boten Bürger*innen der Stadt Frankfurt
Möglichkeiten zum Mitmachen an. Das Projektteam konzipierte Formate zum
Nachdenken, Lernen und Erleben, um neue Blickwinkel auf das Thema
Insektenvielfalt und seine Bedeutung für eine lebenswerte Stadt zu
eröffnen. Dazu gehörten etwa die „Insect Embassy“, das Kunstprojekt
„Insectopolis“, die Ausstellung „Verspielt? Roulette mit der Insekten- und
Pflanzenwelt“, die Aktion „Lebensräume gestalten im NABU Garten“ oder die
Sonderausstellung „Stadtinsekten – Frankfurts kleine Helfer“, die aufgrund
des großen Erfolgs bis auf Weiteres verlängert wurde und über die
Projektlaufzeit von SLInBio hinaus im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt
besucht werden kann.

Über das Projekt

Das Projekt „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von
Biodiversität: Libellen, Heuschrecken, Hummeln und Co.“ wurde von 2020 bis
2025 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der
Fördermaßnahme „BiodiWert – Wertschätzung und Sicherung von Biodiversität
in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ als Teil der BMBF-
Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert.

Projekt- und Kooperationspartner

Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) (Leitung)
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
Goethe-Universität Frankfurt am Main
NABU Frankfurt am Main e.V.
Palmengarten der Stadt Frankfurt am Main
BioFrankfurt – Das Netzwerk für Biodiversität e.V.
Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main
Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main
MainÄppelHaus Lohrberg Streuobstzentrum e.V.

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