Fokus auf Paradigmenwechsel: Dagmar Führer-Sakel neue DGIM-Vorsitzende
Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) hat eine neue
Vorstandsvorsitzende: Professorin Dr. Dr. med. Dagmar Führer-Sakel,
Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel am
Universitätsklinikum Essen, übernimmt zum Abschluss des 131.
Internistenkongresses das Amt von Professor Dr. med. Jan Galle.
In ihrer
neuen Funktion wird Führer-Sakel den 132. Internistenkongress vom 18. bis
21. April 2026 in Wiesbaden ausrichten. Der Kongress steht unter dem
Leitthema „Paradigmenwechsel in der Inneren Medizin – die Zukunft
gestalten“.
Die Medizin hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte in Forschung,
Arzneimittelentwicklung und Technologien erlebt – eine Entwicklung, die
auch die Innere Medizin tiefgreifend verändert hat und noch weiter
verändern wird. „Wir erleben derzeit nicht nur einen Umbruch in Diagnostik
und Therapie, sondern auch eine veränderte Sichtweise auf Gesundheit,
Krankheit und den Menschen als Ganzes“, erklärt Professorin Dr. Dr. med.
Dagmar Führer-Sakel. Diesen Wandel will die Direktorin der Klinik für
Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel am Universitätsklinikum
Essen als neue Vorsitzende einer der größten medizinisch-
wissenschaftlichen Fachgesellschaften Europas in den Mittelpunkt rücken.
Führer-Sakel betont, dass die Innere Medizin als „Zukunftsmotor“ neue Wege
beschreiten müsse, um die Herausforderungen der modernen Medizin zu
bewältigen. „Die große Zahl an Innovationen, die wir in der Medizin
aktuell erleben, bietet ungeahnte Perspektiven für die Prävention wie auch
für die präzise Behandlung von Volkskrankheiten und auch seltenen
Erkrankungen, sogenannten Orphan Diseases“, so die Internistin.
Innere Medizin: Interdisziplinär und Menschen-zentriert
Als Beispiele nennt Führer-Sakel die genomische Medizin, Machine Learning
und KI, neue Pharmakotherapien, wie etwa CART-Zellen, Small Molecules oder
die Inkretin-basierten Hormontherapien. Gerade letztere könnten bei einer
ganzen Reihe internistischer Erkrankungen zur Anwendung kommen und hätten
enormes Präventionspotential. Aktuelle Studien zeigen eine dramatische
Verbesserung der Prognose von der Adipositas über Herz- und
Niereninsuffizienz bis hin zu Fettleber, Schlafapnoesyndrom oder
Entstehung eines Diabetes Typ 2.
Diese Fortschritte zögen Paradigmenwechsel nicht nur bei einzelnen
Erkrankungen, sondern in der gesamten Inneren Medizin nach sich. „Wir
müssen noch stärker interdisziplinär arbeiten, Patientinnen und Patienten
an allen Stationen der Behandlung in den Mittelpunkt stellen und
gleichzeitig ihre Eigenverantwortung stärken“, erklärt die DGIM-
Vorsitzende. Zugleich gehe es darum, die Möglichkeiten der modernen
Wissenschaft und Technologie voll auszuschöpfen. „Dafür muss gerade die
Innere Medizin alte Pfade verlassen und mutig neu denken“, beschreibt
Führer-Sakel ihr Credo.
Internistenkongress 2026 mit Blick über den Tellerrand
Bei vielen dieser Themen könne der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung
mit europäischen Kolleginnen und Kollegen Gewinn bringen. Der
Internistenkongress 2026 wird daher gezielt den Blick nach Europa richten.
Außerdem wird die Jahrestagung der DGIM neben bewährten Sitzungsformaten
weitere drängende Schwerpunkte in modernen, kommunikativen
Fortbildungskonzepten diskutieren.
Die Schwerpunkte des Internistenkongresses 2026:
• Moderne Konzepte für Prävention und Therapie – wie setzen wir sie
um?
• Digitale Transformation und KI – wo nutzen wir sie heute und in
der Zukunft?
• Ambulante Medizin als Zukunftsmodell – Chancen und Grenzen?
• Geschlechterspezifische Medizin, Transition und Long-term
Survivorship - wie schließen wir Wissens- und Versorgungslücken?
• Interprofessionelle Versorgung und gesellschaftliche Verantwortung
- was benötigen wir, um morgen besser zu sein?
• Wie gewährleisten wir eine breite und nachhaltige
Wissenschaftskultur in der Inneren Medizin?
Zur Person
Professorin Dr. Dr. med. Dagmar Führer-Sakel studierte Humanmedizin in
Gießen, Dublin und London. Nach der Promotion folgte ein Ph.D. an der
University of Wales mit Förderung durch die BASF/Studienstiftung des
deutschen Volkes. Ihre klinische und wissenschaftliche Laufbahn führte sie
zunächst an das Universitätsklinikum Leipzig, wo sie nach ihrer
Facharztausbildung als Oberärztin und stellvertretende Klinikdirektorin in
der Medizinischen Klinik III tätig war. Parallel leitete sie ab 2001 eine
DFG-geförderte Emmy Noether-Nachwuchsgruppe und war ab 2008 langjährig
Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE),
Beiratsmitglied und Sprecherin der DGE Sektion Schilddrüse sowie
Vorsitzende der Cancer Group der Europäischen Schilddrüsengesellschaft.
2011 übernahm sie als erste Frau in Deutschland einen Lehrstuhl für Innere
Medizin/Endokrinologie und Diabetologie an der Universität Duisburg-Essen,
verbunden mit der Leitung der gleichnamigen Klinik am Universitätsklinikum
Essen und des akademischen Bereichs des Zentrallabors. 2018 bis 2022 war
sie Prorektorin für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und
Wissenstransfer der Universität Duisburg-Essen.
Dagmar Führer-Sakel leitete mehrere große Forschungskonsortien, darunter
das DFG Schwerpunktprogramm Thyroid Trans Act (2012 2019) sowie seit 2020
als Sprecherin den Sonderforschungsbereich TRR 296 „Local control of
thyroid hormone action“ (LOCOTACT). Sie ist Mitglied in verschiedenen
Wissenschaftskommissionen der DFG und Bundesärztekammer und engagiert sich
besonders für Forschungsfreiräume und Karrieren in der
Universitätsmedizin, u.a. auch als Sprecherin des DFG Clinician Scientist
Programms UMEA der Universitätsmedizin Essen/UDE. Für ihre
wissenschaftlichen Arbeiten zu Schilddrüsenerkrankungen, endokriner
Onkologie, seltenen Erkrankungen und digitalem Diabetesmanagement wurden
sie und ihre Mitarbeiter vielfach ausgezeichnet.
Würzburger Kardiologe Frantz neu im DGIM-Vorstand
Auf dem 131. Kongress der DGIM wählten die Mitglieder der Fachgesellschaft
zudem ein neues Vorstandsmitglied. Der Würzburger Internist und
Kardiologie Professor Dr. med. Stefan Frantz wurde von der
Mitgliederversammlung zum neuen 3. Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Professor Dr. med. Andreas Neubauer, Internist und Hämatoonkologe aus
Marburg schied satzungsgemäß aus dem DGIM-Vorstand aus.
Der Vorstand der DGIM 2025/2026:
Prof. Dr. Dr. med. Dagmar Führer-Sakel, Essen, Vorsitzende
Prof. Dr. med. Jan C. Galle, Lüdenscheid, 1. Stellvertretender
Vorsitzender
Prof. Dr. med. Ursula Müller-Werdan, Berlin, 2. Stellvertretende
Vorsitzende
Prof. Dr. med. Stefan Frantz, 3. Stellvertretender Vorsitzender
Prof. Dr. med. Georg Ertl, Würzburg, Generalsekretär
Prof. Dr. med. Christoph Sarrazin, Wiesbaden, Kassenführer