Forschungsverbund »Sleep-Neuro-Path« erforscht schlafbezogene Biomarker von ME/CFS-Betroffenen
ME/CFS-Syndrom im Schlaf besser verstehen
Die genauen Ursachen der Myalgischen Enzephalomyelitis/des Chronischen
Fatigue Syndroms (ME/CFS) sind noch unzureichend verstanden.
Das
Fraunhofer IDMT in Oldenburg will im BMBF-geförderten Forschungsverbund
»Sleep-Neuro-Path« sein mobiles EEG-System für ein Schlafmonitoring in
häuslicher Umgebung einsetzen, um die Untersuchung neurophysiologischer
Schlafmerkmale von Betroffenen zu unterstützen. In den kommenden drei
Jahren wird das Projektkonsortium biologische Mechanismen der Erkrankung
erforschen und will dadurch bei der Entwicklung wirksamer Therapien
helfen. Am 13. Mai wird das Vorhaben auf dem ME/CFS-Symposium der
Öffentlichkeit vorgestellt.
Oldenburg, 9. Mai 2025. Die Myalgische Enzephalomyelitis / das Chronische
Fatigue Syndrom (ME/CFS) ist eine komplexe Erkrankung, deren genauen
Mechanismen noch ungeklärt sind. Viele Betroffene leiden unter
weitreichenden Beeinträchtigungen im Alltag und sind auf Pflege
angewiesen. Bei ihnen treten Funktionsstörungen des zentralen
Nervensystems auf, die zu kognitiven Beeinträchtigungen, Symptomen einer
schweren Fatigue (körperliche und geistige Ermüdbarkeit) oder
Überempfindlichkeit gegenüber sensorischen Reizen führen können. Der vom
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim koordinierte
Forschungsverbund »Sleep-Neuro-Path« will dazu beitragen, die Entstehung
und Entwicklung von ME/CFS im Körper zu erforschen.
Schlafmerkmale als »Fenster zur Gehirnfunktion«
Um die Ursachen und Auswirkungen von ME/CFS zu verstehen, müssen noch
Wissenslücken geschlossen werden. Unter anderem gilt es zu klären, welche
Vorgänge im Körper mit den Krankheitssymptomen verbunden sind. Dazu
betrachten die Forschenden eine Vielzahl an Biodaten von Betroffenen. Im
Schlaf messen sie die Gehirnaktivität von Probandinnen und Probanden
mittels Elektroenzephalographie (EEG), da beispielsweise die Veränderung
sogenannter Schlafspindeln neue Hinweise auf zugrundeliegende
Krankheitsmechanismen geben kann. Anhand ausgewählter Merkmale des Schlaf-
EEGs wollen die Forschenden Funktionsstörungen neuronaler Netzwerke
erkennen, die sich bei Patientinnen und Patienten beispielsweise als
Fatigue oder kognitive Störungen äußern. Die neuronalen Biomarker sollen
wiederum mit multimodalen, bildgebenden und biochemischen Untersuchungen
des Blutgefäßsystems in Zusammenhang gebracht werden. »Durch unsere
Arbeiten erhoffen wir uns ein besseres Verständnis der biologischen
Mechanismen von ME/CFS. Ergänzt durch die Bestimmung genetischer
Anfälligkeiten für verschiedene Erkrankungen sollen zudem Prädiktoren für
ME/CFS auf individueller Ebene abgeleitet werden, die Ansätze für eine
künftige personalisierte Therapie bieten«, erklärt Dr. Claudia Schilling,
Leiterin des Schlaflabors und der Forschungsgruppe Neuropsychiatrische
Schlafstörungen am ZI in Mannheim.
Mobile Schlafuntersuchungen bei jugendlichen Betroffenen
Das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Oldenburg
erhebt im Forschungsvorhaben Schlafdaten von schwer kranken jugendlichen
ME/CFS-Patientinnen und Patienten der Kinderklinik des Marien-Hospitals in
Wesel. In ihrer häuslichen Umgebung soll das von Fraunhofer entwickelte
Sensorsystem zur mobilen EEG-Aufzeichnung zum Einsatz kommen
(https://www.idmt.fraunhofer.d
flexiblen Elektrodengrids werden im Gesichtsbereich platziert und
ermöglichen es uns, ein Multi-Kanal-EEG mit möglichst geringer Belastung
für die Betroffenen über Nacht abzuleiten«, erklärt Dr. Insa Wolf,
Leiterin Mobile Neurotechnologien am Fraunhofer IDMT. In der Analyse
fokussiert sich das Institut auf die Detektion der Schlafspindeln und
deren Charakterisierung.
Die insgesamt drei Teilprojekte des ZI in Mannheim, der Universitätsklinik
Schleswig-Holstein UKSH in Kiel und des Fraunhofer IDMT in Oldenburg
werden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
gefördert.
Öffentliches ME/CFS Symposium 2025 im Livestream
Am 13. Mai 2025 von 14:00 bis 17:30 Uhr findet das »ME/CFS Symposium 2025
– Forschung in Deutschland« im Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft in
Berlin statt. Dr. Claudia Schilling wird dort in einem Impulsvortrag den
Forschungsverbund »Sleep-Neuro-Path« vorstellen. Die Veranstaltung richtet
sich an Betroffene von ME/CFS sowie die breite Öffentlichkeit und
informiert über den aktuellen Stand laufender Forschungsprojekte. In einem
Online-Livestream können nach vorheriger, kostenfreier Anmeldung über
https://events.mecfs-research.
in deutscher Sprache verfolgt werden.
Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA am Fraunhofer-Institut für Digitale
Medientechnologie IDMT in Oldenburg
Der im Jahre 2008 unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier und
Dr. Jens-E. Appell gegründete Institutsteil Hör-, Sprach- und
Audiotechnologie HSA des Fraunhofer-Instituts für Digitale
Medientechnologie IDMT steht für marktnahe Forschung und Entwicklung mit
Schwerpunkten auf
- Sprach- und Ereigniserkennung
- Klangqualität und Sprachverständlichkeit sowie
- Mobile Neurotechnologie und Systeme für eine vernetzte
Gesundheitsversorgung.
Mit eigener Kompetenz in der Entwicklung von Hard- und Softwaresystemen
für Audiosystemtechnologie und Signalverbesserung setzen die
Mitarbeitenden am Standort Oldenburg wissenschaftliche Erkenntnisse in
kundengerechte, praxisnahe Lösungen um.
Über wissenschaftliche Kooperationen ist der Institutsteil eng mit der
Carl von Ossietzky Universität, der Jade Hochschule und der Hochschule
Emden/Leer verbunden. Das Fraunhofer IDMT ist Partner im Exzellenzcluster
»Hearing4all« und im Sonderforschungsbereich »Hörakustik«.
Weitere Informationen auf www.idmt.fraunhofer.de/hsa