Tag gegen den Schlaganfall am 10. Mai: DSG klärt auf – optimale Behandlung erfolgt auf Stroke Unit
Am 10. Mai ist der Tag gegen den Schlaganfall. Dies nimmt die Deutsche
Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) zum Anlass aufzuklären – denn die
Bevölkerung scheint sich in puncto Schlaganfall-Behandlung Sorgen zu
machen.
Wird sich durch die Krankenhausreform die Versorgungssituation
verschlechtern, weil es weniger Kliniken geben und die Anfahrt eventuell
länger wird? „Keine Sorge!“, beruhigt Professor Stefan Schwab, 1.
Vorsitzende der DSG. „Die akute Schlaganfall-Behandlung hierzulande ist
eine der besten weltweit und wir bewegen uns mit der Krankenhausreform
weiter in die richtige Richtung“, ist der Direktor der Neurologischen
Klinik des Universitätsklinikums Erlangen überzeugt.
„Das Wichtigste beim Schlaganfall ist die Behandlung durch erfahrene
Neurologen und speziell geschultes Pflegepersonal auf einer
Spezialstation, der Stroke Unit. Dann haben Betroffene die höchste Chance,
optimal aus der Situation herauszukommen. Es sollte nicht der Erstbeste
behandeln, sondern der Beste!“
Auch wenn es wichtig ist, beim Schlaganfall schnell zu sein, sei eine
möglicherweise längere Fahrzeit von 40 statt 30 Minuten nicht das einzige
entscheidende Kriterium für eine gute Versorgungssituation. Eine zehn
Minuten längere Anfahrt kann durch die gut eingespielten Akuttherapie-
Abläufe auf einer erfahrenen Stroke Unit leicht wieder hereingeholt
werden. In dünn besiedelten Gegenden könnte der Rettungsdienst auch eine
TeleStroke-Unit ansteuern, erklärt Schwab. „Nach 20 Jahren Forschung
wissen wir: Wird ein Patient auf einer Stroke Unit behandelt, erholt er
sich besser und wird mit geringerem erworbenen Behinderungsgrad zurück
nach Hause gehen. Grundsätzlich ist hier die Überlebenschance der
Patienten höher.“
Für fast alle Deutsche ist eine Stroke Unit in 30 Minuten erreichbar
Knapp 94 Prozent der Bevölkerung lebt in Deutschland derzeit in Regionen,
in denen die Fahrzeit zur nächsten Stroke Unit in unter 30 Minuten
zurückgelegt werden kann. Für die restlichen sechs Prozent, etwa fünf
Millionen Menschen – vor allem in ländlichen Regionen und
überdurchschnittlich stark im Osten – dauert es derzeit länger. „Zeit ist
Gehirn, sagen wir Schlaganfall-Experten immer“, mahnt die 2. Vorsitzende
der DSG, Professorin Waltraud Pfeilschifter, Chefärztin in der Klinik für
Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Städtischen Klinikum
Lüneburg. „Es ist extrem wichtig, die Versorgung des Gehirns mit
Sauerstoff wiederherzustellen, wenn ein Gefäß durch ein Blutgerinnsel
verstopft ist.“ Entsprechend gibt es bereits Lösungen, wenn die nächste
Stroke Unit erst in über einer Stunde oder länger erreichbar wäre.
Wenn es zu lange dauern würde: Experten per Videokonferenz zugeschaltet
Kann der Patient nicht so schnell in die Stroke Unit eingeliefert werden,
muss die Stroke Unit deshalb eben zum Patienten kommen: Die Neurologen
großer Stroke Units werden dann per Videokonferenz zur Behandlung in
kleineren Krankenhäusern hinzugeschaltet, um die Behandlungsteams vor Ort
zu unterstützen. „Dann sprechen wir von einer sogenannten TeleStroke-
Unit“, erklärt Waltraud Pfeilschifter. „Entsprechende Netzwerke wurden in
dünn besiedelten Regionen bereits vor längerer Zeit etabliert. Es gilt,
diese weiter auszubauen!“, fordert die 2. DSG-Vorsitzende.
Denn auch hier zeige die Forschung, dass Patienten von der Erfahrung
profitieren und einen signifikanten Vorteil bezüglich Überleben und
Vermeidung von Behinderung haben. Pro Jahr werden in Deutschland bereits
30.000 Schlaganfallpatienten in TeleStroke-Units behandelt.
Anzeichen für einen Schlaganfall erkennen – und sofort den Notarzt rufen!
Aber selbst wenn die Stroke Unit nebenan ist, muss für schnelle Hilfe der
Schlaganfall von den Betroffenen und Angehörigen erst einmal erkannt
werden, betont Pfeilschifter. Deshalb ist es am allerwichtigsten, die
Symptome zu kennen und sich nicht zu scheuen, direkt die 112 zu wählen,
wenn folgende Beschwerden beobachtet werden:
• plötzlich auftretende, schwere Kopfschmerzen
• eingeschränktes Gesichtsfeld und/oder Doppelbilder
• Sprachstörungen mit stockender, abgehackter Sprache oder Lallen
oder Wortfindungsstörungen bei normaler Sprache
• Lähmungserscheinung oder Pelzigkeitsgefühl auf einer Körperseite
(Asymmetrie), hängender Mundwinkel
• Plötzlich auftretender Schwindel, verbunden mit Gangunsicherheit
„Wenn Angehörige umgehend handeln, der Rettungsdienst schnell vor Ort ist
und der Patient dann noch direkt auf einer Stroke Unit behandelt wird,
läuft die Versorgung optimal“, unterstreicht der 1. Vorsitzende der DSG,
Stefan Schwab. „Ganz im Sinne der jährlich mehr als 270.000 Schlaganfall-
Betroffenen!“
Weiterführende Informationen:
Für weitere Informationen hat die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
zusammen mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe auch eine
Patientenbroschüre erstellt, die kostenlos als PDF heruntergeladen werden
kann sowie in vielen Fachkliniken ausliegt:
https://www.dsg-info.de/wp-con
/Informationsbroschuere_Schlag