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Belegte Brötchen aus verzierten Maschinen

Automatenrestaurant in der Leipzigerstraße 86 in Berlin  Hagley Museum and Library
Automatenrestaurant in der Leipzigerstraße 86 in Berlin Hagley Museum and Library
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Alwin Cubasch beschäftigt sich mit Aufstieg und Niedergang der
Automatenrestaurants um 1900 und erhält für seine Arbeit den Conrad-
Matschoß-Preis des VDI (Verein Deutscher Ingenieure e.V.)



Um 1900 wurde Berlin zum Symbol moderner Urbanität. Millionen Menschen
zogen in die Hauptstadt, neue Infrastrukturen wurden geschaffen, das Leben
wurde schneller – und technischer. Auch beim Essen veränderte sich vieles:
Wer in der pulsierenden Metropole lebte, speiste zunehmend außer Haus.
Eine neue urbane Esskultur entstand – geprägt von Geschwindigkeit, Technik
und Innovation. Inmitten dieser Umbruchszeit entstand ein gastronomisches
Experiment, das zum Symbol des Fortschritts werden sollte: das
Automatenrestaurant.

Mit dieser außergewöhnlichen Restaurant-Form hat sich Alwin Cubasch in
seinem Buch „Zu Gast im Automaten. Gastrotechnik im Berlin der
Jahrhundertwende“ beschäftigt. Dafür wurde er kürzlich mit dem Conrad-
Matschoß-Preis des VDI (Verein Deutscher Ingenieure e.V.) für
Technikgeschichte ausgezeichnet. Grundlage für das Buch ist seine
Masterarbeit im Fach Geschichte und Kultur der Wissenschaft und Technik,
die Alwin Cubasch 2017 an der TU Berlin angefertigt hat.

Automatenrestaurants als ein Stück Zukunft zum Anfassen

Sehr anschaulich schildert er in seinem Buch den rasanten Aufstieg und
ebenso schnellen Niedergang der Automatenrestaurants, in denen man Speisen
per Münzeinwurf aus reich verzierten Maschinen beziehen konnte – ganz ohne
Kellner. 1896 eröffnete das erste dieser „Zukunftsrestaurants“ in Berlin.
Bald folgten weitere, nicht nur in Deutschland, sondern auch
international. Besonders beliebt: das belegte Brötchen – schnell,
fleischlastig, mobil und ideal für die neue urbane Lebensweise. Die
Automatenrestaurants waren weit mehr als praktische Schnellverpflegung.
Für viele Menschen war der Besuch im Automatenrestaurant ein Erlebnis.
Hier konnte man Technik erfahren, die es zu Hause noch nicht gab:
elektrische Beleuchtung, Tischtelefone, modernste Maschinen. Es war nicht
nur Essen – es war ein Stück Zukunft zum Anfassen. Doch der Traum vom
vollautomatischen Schnellimbiss hatte auch Schattenseiten. Hinter der
Selbstbedienung steckte viel Handarbeit – die Automaten mussten rund um
die Uhr befüllt und gewartet werden. Der Aufwand war hoch, die Gewinne oft
gering. Schon 1905 begann der Rückzug, nach dem Ersten Weltkrieg
verschwanden die meisten Filialen.

Angaben zum Buch

Alwin J. Cubasch, „Zu Gast im Automaten - Gastrotechnik im Berlin der
Jahrhundertwende“ erschienen 2023 bei Waxmann, Studien zur Geschichte von
Technik, Arbeit und Umwelt, Band 44, 224 Seiten, broschiert, mit
zahlreichen Abbildungen, 29,90 €, ISBN 978-3-8309-4737-0
Die Publikation steht open access zur Verfügung. Zur Website
<https://www.waxmann.com/buecher/Zu-Gast-im-Automaten> des Verlags

Über den Autor

Alwin Cubasch hat zwischen 2014 und 2017 den Masterstudiengang Geschichte
und Kultur der Wissenschaft und Technik an der TU Berlin studiert. Das nun
ausgezeichnete Buch ist aus seiner Masterarbeit hervorgegangen, die im
Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte
an der Fakultät I Geistes- und Bildungswissenschaften der TU Berlin
betreut wurde. Heute ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der
Humboldt-Universität zu Berlin am Exzellenzcluster Matters of Activity –
Image Space Material. Zudem promoviert er an der Universität Innsbruck zum
Thema „Space Food – Ernährungswissen in technisierten Umwelten der späten
Hochmoderne“.

Über den Conrad-Matschoß-Preis des VDI

Mit dem Conrad-Matschoß-Preis <https://www.vdi.de/netzwerke-
aktivitaeten/technikgeschichte> will der VDI das Interesse für
Technikgeschichte stärken, Beiträge zur besseren Verständlichkeit der
Technikgeschichte fördern und die technikhistorische Forschung
unterstützen. Die Dotierung beträgt 4.000 Euro und prämiert mit je 2.000
Euro Preisgeld zwei Ausrichtungen: die populärwissenschaftliche
Vermittlung sowie die fachwissenschaftliche Erarbeitung neuer
Erkenntnisse. Er würdigt deutschsprachige Beiträge zur Technikgeschichte,
welche in Druckmedien, bildgebenden Medien oder im Hörfunk veröffentlicht
wurden

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