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Klimawandel vor der Haustür: Neues Online-Tool zeigt Zukunft der regionalen und globalen Wasserressourcen

Der webbasierte „Explorer“ zeigt weltweit Prognosen für die mögliche Veränderung von Wasserressourcen durch den Klimawandel an  John/stock.adobe.com
Der webbasierte „Explorer“ zeigt weltweit Prognosen für die mögliche Veränderung von Wasserressourcen durch den Klimawandel an John/stock.adobe.com
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Wie verändert der Klimawandel unsere Wasserressourcen – global und direkt
vor Ort? Eine neue interaktive Webanwendung, entwickelt von der Goethe-
Universität Frankfurt und dem französischen Unternehmen AGEOCE, ermöglicht
den Blick in mögliche Zukunftsszenarien für erneuerbare Wasserressourcen,
Grundwasser und Verdunstung.

Nutzer*innen können Regionen weltweit
auswählen und erhalten wissenschaftlich fundierte Daten zu erwartbaren
Veränderungen. Das visuelle Tool unterstützt Fachleute,
Entscheidungsträger*innen und Bürger*innen bei der Entwicklung
nachhaltiger Anpassungsstrategien.

FRANKFURT. Der Klimawandel verändert die Verfügbarkeit von Wasser –
weltweit, aber auch direkt vor unserer Haustür. Mit einer neuen
interaktiven Karte können Anwender*innen aus Wissenschaft und Praxis nun
online sehen, wie sich erneuerbare Wasserressourcen, Grundwasser und
Verdunstung in einer bestimmten Region unter verschiedenen Klimazukünften
entwickeln könnten. Entwickelt wurde der „Explorer für
Klimawandelauswirkungen auf Wasserressourcen“ von der Arbeitsgruppe
Hydrologie an der Goethe-Universität Frankfurt in Kooperation mit dem
französischen Unternehmen AGEOCE.

Datenbasierte Entscheidungsgrundlage für nachhaltiges Wassermanagement
„Wasser ist eine der zentralen Ressourcen unserer Zukunft – mit dem
Explorer geben wir der Gesellschaft ein Instrument an die Hand, sich
frühzeitig und wissensbasiert auf Veränderungen einzustellen“, sagt Prof.
Petra Döll, Leiterin der Arbeitsgruppe. Das Tool visualisiert
wissenschaftlich fundierte Simulationen zukünftiger Wasserverfügbarkeit
unter dem Einfluss des Klimawandels. Es zeigt die Ergebnisse eines Multi-
Modell-Ensembles, also den Ergebnissen mehrerer globaler hydrologischer
Modelle, die wiederum von den Ergebnissen mehreren Klimamodellen
angetrieben wurden.
Für alle Landflächen der Erde zeigt die Anwendung mit einer räumlichen
Auflösung von etwa 50 km, wie sich die Grundwasserneubildung in
verschiedenen Regionen verändern könnte, ob künftig mit mehr oder weniger
Gesamtwasserressourcen zu rechnen ist und in welchem Maß die Verdunstung
infolge des veränderten Klimas zunimmt. Die Nutzer*innen können gezielt
eine Region auf der Weltkarte auswählen und erhalten ein anschauliches
Diagramm mit projizierten Veränderungen zwischen der Referenzperiode
1985–2014 und drei Zeiträumen der Zukunft. Besonders hilfreich: Der
Explorer zeigt nicht nur Mittelwerte, sondern auch Spannweiten möglicher
Entwicklungen – je nach Emissionsszenario und Unsicherheiten der Modelle.
So lassen sich bei der lokalen Planung auch ungünstigere Entwicklungen
mitdenken und besser berücksichtigen.
Zusätzlich kann der Explorer darstellen, wie viele der verwendeten Modelle
bestimmte Schwellenwerte überschreiten – etwa einen Rückgang der
Grundwasserneubildung um mehr als 20 Prozent. Das hilft dabei,
einzuschätzen, wie robust bestimmte Entwicklungen sind und ob es eine
breite Übereinstimmung zwischen den Modellen gibt.
„Unsere Anwendung basiert auf den Simulationsergebnissen eines
internationalen Multi-Modell-Ensembles, das Klimafolgen auf verschiedenen
Ebenen vergleichbar macht“, erläutert Dr. Fabian Kneier,
wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Hydrologie, zu
transdisziplinärer Forschung, „Dabei berücksichtigen wir nicht nur
Unsicherheiten in den Klimaprojektionen, sondern auch in den
hydrologischen Modellen. Möglich wurde das nur durch die enge
Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis – über Fachgrenzen
hinweg.“

Ein praxisnahes Tool für Wissenschaft, Politik und Gesellschaft
Die Webanwendung richtet sich an eine breite Zielgruppe und bietet
vielfältige Einsatzmöglichkeiten: Fachleute aus der Wasserwirtschaft und
Umweltplanung können mit dem Explorer fundierte Einschätzungen treffen,
etwa zur künftigen Wasserversorgung oder zur Anpassung bestehender
Infrastrukturen. Politische Entscheidungsträger*innen finden eine
verlässliche Datengrundlage, um regionale und überregionale Strategien zur
Klimaanpassung zu entwickeln. Forschende und Studierende erhalten Zugang
zu komplexen Modellierungsergebnissen, die sie für wissenschaftliche
Analysen und Lehrzwecke nutzen können. „Unsere Plattform ermöglicht es,
komplexe Multi-Modell-Ergebnisse verständlich aufzubereiten – für
Forschung, Politik und Praxis weltweit“, sagt Dr. Guillaume Attard, CEO
des Projektpartners AGEOCE.
Auch Menschen aus der Zivilgesellschaft, Initiativen oder
Bildungseinrichtungen profitieren von der verständlichen Darstellung der
Daten. Sie können das Tool nutzen, um sich über mögliche Folgen des
Klimawandels in ihrer Region zu informieren, das öffentliche Bewusstsein
für Wasserfragen zu schärfen oder Diskussionen anzustoßen. So lässt sich
etwa für das Rhein-Main-Gebiet erkunden, ob die Grundwasserneubildung in
den kommenden Jahrzehnten eher abnimmt – eine wichtige Information für
Städte wie Frankfurt, die einen großen Teil ihres Trinkwassers aus dem
Umland beziehen. Die Anwendung hilft dabei, regionale Entwicklungen besser
einzuordnen und frühzeitig geeignete Anpassungsmaßnahmen zu diskutieren.

Der Explorer ist in englischer Sprache verfügbar unter:
https://www.ageoce.com/en/solutions/climate-change-water-explorer

Über AGEOCE
AGEOCE entwickelt geodaten-basierte Lösungen für Umweltanalysen und bietet
innovative Werkzeuge zur Visualisierung und Interpretation komplexer
Geodaten. Mit Fokus auf Innovation und Zusammenarbeit entwickelt AGEOCE
Anwendungen, die Entscheidungsprozesse im Umwelt- und Klimabereich
unterstützen.

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