Ruperto Carola Ringvorlesung „1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum“
Veranstaltungsreihe erinnert an das Kriegsende vor 80 Jahren –
Auftaktvortrag zum Thema „Wie Kriege enden: 1918 und 1945 im Vergleich“
Vor 80 Jahren – am 8. Mai 1945 – endete der Zweite Weltkrieg in Europa.
Mit der Ruperto Carola Ringvorlesung „1945: Epochenschwelle und
Erfahrungsraum“ möchte die Universität Heidelberg einen Beitrag zu einer
Erinnerungskultur leisten, in deren Zentrum die Verteidigung von Freiheit,
Frieden und Demokratie steht.
Prof. Dr. Jörn Leonhard, Historiker an der
Universität Freiburg, eröffnet die Reihe mit seinem Vortrag zum Thema „Wie
Kriege enden: 1918 und 1945 im Vergleich“. Die Auftaktveranstaltung findet
am Montag, 5. Mai 2025, in der Aula der Alten Universität statt und
beginnt um 18.15 Uhr.
„Mit dem Fokus auf 1945 als Epochenschwelle und Erfahrungsraum eröffnet
die Ruperto Carola Ringvorlesung zwei sich ergänzende Perspektiven: die
rückschauende Deutung, die das Ende des Zweiten Weltkrieges in die Brüche
und Kontinuitäten der Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet, und die
Rekonstruktion des unmittelbaren menschlichen Erlebens und Erleidens“,
erläutert Prof. Dr. Manfred Berg vom Historischen Seminar der Universität
Heidelberg, der die Veranstaltungsreihe konzipiert hat. Die Referentinnen
und Referenten aus Deutschland, Österreich und den USA werden beide
Dimensionen exemplarisch in lokalen, nationalen und internationalen
Kontexten in den Blick nehmen. „Dabei wird deutlich, dass sich das
Kriegsende 1945 mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen, Erinnerungen und
historischen Zäsuren verbindet“, so Prof. Berg.
Im Auftaktvortrag befasst sich Prof. Leonhard in vergleichender
Perspektive mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und des Zweiten Weltkriegs.
Während die Deutschen bis in den Sommer 1918 noch an einen möglichen Sieg
glaubten, der die Opfer seit 1914 rechtfertigen würde, begann dieser
Glaube – so der Referent – im Zweiten Weltkrieg spätestens ab Ende 1942 zu
schwinden. Überlebte der deutsche Nationalstaat nach 1918 trotz der
Belastungen, die der Versailler Vertrag bedeutete, so stand am Ende des
Zweiten Weltkriegs die „bedingungslose Kapitulation“ Deutschlands und sein
Ende als völkerrechtliches Subjekt. In seinem Vortrag wird Prof. Leonhard
von Deutschland ausgehend nach den Unterschieden dieser Kriegsenden und
ihrem historischen Stellenwert bis in die Gegenwart fragen. Jörn Leonhard
ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas am
Historischen Seminar der Universität Freiburg. Zu seinen
Forschungsschwerpunkten gehören neben europäischer Geschichte auch
globalhistorische Perspektiven auf das 19. und 20. Jahrhundert.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen.
Damit will die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich
relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite
Öffentlichkeit herantragen. Die insgesamt neun Vorträge der aktuellen
Reihe „1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum“ zum Fokusthema VOR &
ZURÜCK finden mit Ausnahme der Veranstaltung am 26. Mai jeweils montags in
der Aula der Alten Universität statt; Beginn ist um 18.15 Uhr.
Aufzeichnungen davon sind zu einem späteren Zeitpunkt abrufbar auf
heiONLINE, dem zentralen Portal der Universität Heidelberg mit Vorträgen,
Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen Formaten.
Im Sommersemester widmet sich die Universität Heidelberg in zwei weiteren
zentralen Vorhaben dem historischen Wendepunkt von 1945. Wie erlebten die
Menschen in Heidelberg das Ende des Zweiten Weltkriegs und die
unmittelbare Zeit danach? Welche Bedürfnisse, Erinnerungen und
Erwartungen, Hoffnungen und Sorgen prägten ihren Alltag? Diesen Fragen
geht die Fotoausstellung „1945: Heidelberg – Alle(s) verloren?“ nach. Sie
ist im Foyer der Neuen Universität zu sehen und wird am 4. Mai eröffnet.
Eine zweite Ausstellung mit dem Titel „1945: Leonard McCombe – Nach dem
Krieg / Aftermath of War“ zeigt Bilder des britisch-amerikanischen
Fotojournalisten Leonard McCombe. Von 1944 bis 1946 dokumentierte er im
Dienst der alliierten Streitkräfte die Folgen des Krieges und das Leid der
Zivilbevölkerung von der Normandie bis nach Warschau. Im Heidelberg Center
for American Studies, Hauptstraße 120, sind die Aufnahmen begleitet von
Zitaten aus den zeitgenössischen Fotoreportagen McCombes sowie kurzen
Audiobeiträgen des Fotografen vom 6. Mai an zu sehen.