Neues Simulationslabor für angehende Hebammen an der Universitätsmedizin Halle
Realitätsnahes Training im Hebammenstudium: An der Universitätsmedizin
Halle bietet ein neues „SimLab Hebammenwissenschaft“ angehenden Hebammen
auf 266 Quadratmetern umfangreiche Möglichkeiten für authentische
Übungsszenarien.
Neben dem Training steht vor allem die intensive
Selbstreflexion des eigenen Handelns im Vordergrund.
Das neue Angebot ist in dieser Form überregional einzigartig und
profitiert von der Anbindung an das Dorothea-Erxleben-Lernzentrum Halle
(DELH), das bereits langjährig erfolgreich innovative Lehrkonzepte an der
Universitätsmedizin Halle umsetzt.
Hebammen begleiten und betreuen schwangere Frauen, Mütter und ihre Kinder
und arbeiten Hand in Hand mit Kolleg:innen, Ärztinnen, Ärzten und anderen
Gesundheitsberufen zusammen. Um grundlegende Fertigkeiten und alltägliche
Kommunikation und Kooperation, aber auch Notfälle zu trainieren, steht dem
Studiengang Hebammenwissenschaft an der Medizinischen Fakultät der Martin-
Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) nun ein neuer Lernort zur
Verfügung.
In insgesamt vier Simulationsräumen lässt sich hier ab sofort das gesamte
Tätigkeitsspektrum einer Hebamme abbilden: vom Untersuchungs- und
Beratungsraum über das Patientinnenzimmer und einen ‚Geburtsraum Klinik‘
bis hin zur häuslichen Umgebung. Für realitätsnahe Bedingungen werden
Simulationspersonen einbezogen, die anhand von Rollenanweisungen
Schwangere oder Wöchnerinnen darstellen. Darüber hinaus kommen
Simulationsmodelle zum Training von Geburten oder täuschend echt
aussehende Neugeborenen-Puppen zum Einsatz.
Zahlreiche Unterrichtseinheiten, videounterstützte Selbstreflexion und
Nachbesprechungen
„Während des gesamten Studiums sind mehr als 400 Unterrichtseinheiten für
Übungen und Simulationen vorgesehen“, erklärt Prof. Dr. Sabine Striebich,
Leiterin des Studiengangs Hebammenwissenschaft am Institut für
Gesundheits-, Hebammen- und Pflegewissenschaft. „Am Anfang sind es
Fertigkeitstrainings, zum Beispiel wie man den Bauch einer Schwangeren
abtastet oder zu Beschwerden berät. In den höheren Semestern werden
komplexe interprofessionelle Simulationen durchgeführt, bis hin zu
Notfallszenarien wie Schulterdystokie und verstärkter Blutung nach der
Geburt, die in der Praxis nur schwer geübt werden können. Wenn die
Studierenden nach der Vorlesungszeit in die Praxis gehen, wissen sie, auf
was es bei der Kommunikation und Kooperation ankommt.“
Neben den fachpraktischen Trainings steht die Selbstreflexion im
Mittelpunkt: Die Szenarien werden über ein modernes Videosystem aus
verschiedenen Blickwinkeln aufgezeichnet. Für die Nachbesprechung lassen
sich relevante Stellen leicht herausgreifen, um diese anschließend unter
professioneller Anleitung ausführlich zu reflektieren. Alle
Hebammendozentinnen, die Simulationen mit den Studierenden verantworten,
haben einen speziellen Instruktorenkurs absolviert.
Ausbau des modernen Lehrangebots
Das Prinzip der innovativen Lehre durch Simulationen ist nicht neu: „Mit
dem DELH gibt es an der Universitätsmedizin Halle bereits ein
einzigartiges interprofessionelles Lehrangebot. Im neuen SimLab
Hebammenwissenschaft werden unter der Leitung von Prof. Striebich bestens
erprobte Verfahren und etablierte Qualitätsstandards umgesetzt –
realitätsnah in berufsspezifischen Räumlichkeiten für Hebammen. So wird
das DELH optimal erweitert“, betont Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der
Medizinischen Fakultät der MLU.
Unterstützung des Hebammenwesens durch das Land
Sachsen-Anhalt unterstützte den Umbau und die Ausstattung der
Räumlichkeiten. Insgesamt flossen rund 650.000 Euro aus Landesmitteln in
das Vorhaben. Prof. Dr. Armin Willingmann, Minister für Wissenschaft,
Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, erklärt: „Die
fortschreitende Akademisierung von Gesundheitsberufen stärkt vor allem die
Versorgungsqualität. Patientinnen und Patienten profitieren, wenn künftige
Hebammen oder Pflegekräfte ihre beruflichen Grundlagen anhand aktueller
wissenschaftlicher Erkenntnisse erlernen. Doch dabei bleibt die Praxis
natürlich unverzichtbar. Deshalb freue ich mich, dass heute an der Uni
Halle ein Simulationslabor eingeweiht wird, das überregional Maßstäbe
setzt. Auch der neue Lernort macht das Studium der Hebammenwissenschaften
zwar nicht zum Kinderspiel, aber dafür nochmals deutlich attraktiver.“
Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und
Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt, erklärt: „Hebammen sind von
unschätzbarem Wert für die Gesundheitsversorgung und die Begleitung von
Familien in Sachsen-Anhalt. Sie sind nicht nur Expertinnen für
Geburtshilfe, sondern auch wichtige Ansprechpartnerinnen für werdende und
frisch gebackene Eltern in einer aufregenden Lebensphase. Mit dem
hochmodernen Simulationslabor hier in Halle stärken wir die Qualität der
Ausbildung durch praxisnahe Erfahrungen.“
Hintergrund
Als einziger Standort in Sachsen-Anhalt hat die Medizinische Fakultät der
MLU den dualen Bachelor-Studiengang „Hebammenwissenschaft“ eingerichtet.
Neben dem universitären Teil finden regelmäßig Einsätze in den
Universitätskliniken Halle (Saale) und Magdeburg sowie weiteren
Kooperationskliniken im Land statt. Die Absolvent:innen werden
qualifiziert, auch komplexe Betreuungssituationen zu bewältigen, wie sie
im Perinatalzentrum Level 1 der Universitätsmedizin Halle gegeben sind.
Das achtsemestrige duale Studium mündet in zwei Abschlüssen: dem Bachelor
of Science und dem Berufsabschluss als Hebamme.