Vernetzung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik: Benedikt Heuckmann erhält Ars legendi-Fakultätenpreis Biologie
Prof. Dr. Benedikt Heuckmann von der Universität Münster erhält den Ars
legendi-Fakultätenpreis 2025 in der Kategorie Biologie. Der Preisträger
forscht zu Ansätzen, mit denen das Verständnis für komplexe, mit
Unsicherheit und Risiko besetzte Themen im Fach Biologie gefördert werden
kann.
Mit dem „Lehr-Lern-Labor: Humanbiologie mit digitalen Tools
unterrichten“ und „One Health Teaching Clinic: Forschendes Lernen zu One
Health“ hat er innovative Angebote für den zeitgemäßen Wissenstransfer
geschaffen.
Die Jury hob vor allem die gelungene Vernetzung von Fachwissenschaft und
Didaktik sowie die umfassende Digitalisierung seines Lehrangebotes für
Lehramtsstudierende hervor.
Benedikt Heuckmann ist Biologiedidaktiker und lehrt an der Universität
Münster vor allem in den Lehramtsstudiengängen der Biologie. Gute
universitäre Lehre im Lehramtsstudium ist für den Preisträger eng an den
aktuellen Erkenntnissen der fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen
Forschung orientiert. „Beide Perspektiven wechselseitig fruchtbar zu
machen, heißt für mich, Raum einzuräumen für fachliche und fachdidaktische
Vertiefung eines Themas und dabei immer Bezüge zwischen Fachwissenschaft,
Fachdidaktik und der Relevanz für die Unterrichtspraxis herzustellen“
erläutert Heuckmann.
Die Lehrangebote des Preisträgers sind abwechslungsreich,
studierendenorientiert und eng mit unterrichtlicher Praxis verbunden. Sie
beziehen konsequent digitale Werkzeuge ein und fördern damit sowohl die
digitalisierungsbezogenen Kompetenzen von Lehramtsstudierenden als auch
die von Schülerinnen und Schülern. Thematisch adressiert der Preisträger
biologische Themen, die an die Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern
und an aktuelle gesellschaftliche Diskurse anknüpfen. Besonders überzeugt
haben die Jury ein Lehr-Lern-Labor Angebot und die „One Health Teaching
Clinic“.
„Lehr-Lern-Labor: Humanbiologie mit digitalen Tools unterrichten“
Lehr-Lern-Labore sind bewährte außerschulische Lernorte, die es
Lehramtsstudierenden ermöglichen, Schülerinnen und Schüler in einem
komplexitätsreduzierten Raum beim naturwissenschaftlichen Arbeiten zu
begleiten und dabei praxisnahe Lehrerfahrungen zu sammeln. Benedikt
Heuckmann und sein Team haben dieses Instrument in Hinblick auf die
Digitalisierung weiterentwickelt und um „Fachwissenschafts-Fachdidakti
Tandems“ ergänzt.
Zunächst erarbeiten die Studierenden im biowissenschaftlichen Labor des
Instituts für Integrative Zellbiologie und Physiologie mithilfe von
Experimenten die fachlichen Grundlagen zur Anatomie und Physiologie des
menschlichen Körpers.
Begleitet wird dieser Teil durch einen fachdidaktischen Block im Blended-
Learning Format, in dem die Studierenden die fachdidaktischen Grundlagen
des Einsatzes digitaler Medien kennenlernen und ein eigenes Lehr-Lern-
Labor Szenario zu genau den fachlichen Grundlagen planen, die sie im Labor
erarbeitet haben.
Im dritten Teil besuchen regionale Schulklassen (Jahrgang 5 – 13) die
Universität Münster und werden durch die Studierenden begleitet. Sie
führen mit den Schulklassen einen ca. 2-4 stündigen Praxistag durch, den
sie in Absprache mit den Lehrkräften spezifisch an die heterogenen
Voraussetzungen der Zielgruppen aus Realschulen, Gesamtschulen und
Gymnasien anpassen. Mithilfe von digitalen Werkzeugen zur digitalen
Messwerterfassung und -verarbeitung sowie innovativen 3D-Simulationen und
Augmented Reality Umgebungen führen die Studierenden Experimente zur
Humanbiologie mit ein bis zwei Schulklassen durch und sind Beobachtende
bei dem Besuch einer weiteren Schulklasse. Mithilfe von 360°
Videoaufnahmen der Durchführungen und anschließenden Reflexionsgesprächen
werden die Studierenden dabei in ihrer Professionalisierung als angehende
Lehrkräfte unterstützt.
Bei anschließenden Laborführungen an den Instituten des Fachbereichs
erhalten die Schülerinnen und Schüler zudem Einblicke in Wissenschaft als
Beruf oder lernen Ausbildungsangebote an der Universität kennen. Seit 2022
haben 100 Studierenden und mehr als 500 Schülerinnen und Schüler aus
Münster und Umgebung von dem Angebot profitiert.
One Health Teaching Clinic: Forschendes Lernen zu One Health (OHTC)
Dieses Format vermittelt das Konzept „One Health“, also den Ansatz, dass
die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt untrennbar miteinander und
wechselseitig verbunden ist.
In der One Health Teaching Clinic arbeiten die Studierenden mit One
Health-Forschern zusammen, die aktiv an One Health-Fragestellungen auf der
ganzen Welt forschen. Ziel ist es, durch diese enge Verzahnung von
Fachwissenschaft und Fachdidaktik exemplarische Ansätze von One Health in
die Schulpraxis zu bringen. Studierende entwickeln zusammen mit
Fachexpertinnen und -experten ko-konstruktiv didaktische Hands On-Konzepte
für den Biologieunterricht zu One Health-Themen ebenso wie für deren
Evaluierung. Die Themenauswahl richtet sich nach den Forschungsthemen der
Fachwissenschaft und bilden das ganze Spektrum biowissenschaftlicher
Themen ab: Vom Biodiversitätsverlust in lateinamerikanischen Regelwäldern
über First-Response Optionen bei aktuellen Ausbrüchen Aviärer Influenza
oder MPox-Virus, bis hin zur Lebensmittelsicherheit in Deutschland. Bei
der anschließenden Umsetzung der Konzepte im schulischen Alltag stellen
sich die Studierenden der Herausforderung, aktuelle Forschung didaktisch
aufzubereiten,
an die Voraussetzungen der Lerngruppen in den Schulen anzupassen und dabei
fachdidaktische und fachliche Prinzipien im Kontext einer Bildung für
nachhaltigen Entwicklung zu vermitteln.
Die Studierenden arbeiten im Wesentlichen eigenverantwortlich mit den One
Health Expertinnen und -Experten zusammen und nutzen dafür vielfältige
digitale Kommunikationsplattformen. Am Ende des Semesters treffen sich
Studierende und Experten zu einer Abschlusskonferenz. Bei dieser werden
die Lern-Produkte wie auf einer echten wissenschaftlichen Konferenz
vorgestellt und diskutiert. Begleitende Reflexionsformate machen den
Studierenden die Entwicklung ihrer One Health-Kompetenzen transparent.
Die One Health Teaching Clinic ist eingebunden in ein Teaching Clinic
Netzwerk in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Damit trägt das
Lehrformat auch zum internationalen Austausch unter den Studierenden bei.
Seit 2024 haben über 100 Studierende und 600 Schülern in den drei Ländern
teilgenommen.
Fokus auf Gesundheitsthemen und dem Einsatz digitaler Medien
Die Zentrierung auf Gesundheitsthemen und aktuelle Forschung ermöglicht
die Anbindung „traditioneller Themen“, wie z. B. Ökosysteme, Krankheiten
oder Evolution an aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und moderne
Forschungsansätze.
Verbindendes Element der Lehrveranstaltungen von Benedikt Heuckmann ist
der Einsatz digitaler Medien und die Auseinandersetzung mit aktuellen
Themen und Fragen der Gesundheitsforschung aus biologischer Perspektive.
Seine Lehrveranstaltungen sind sowohl digital als auch in Präsenz
methodisch vielfältig aufbereitet und integrieren das fachspezifische
Lernen und Lehren mit digitalen Werkzeugen wie z. B. Blended Learning-
Formate, Hybrid-Formate oder Online-Assessments.
„Lehr-Lernprozesse digitalgestützt zu planen und durchzuführen ist für
mich eine Selbstverständlichkeit“, so Preisträger Heuckmann. “Für die
universitäre Lehrkräftebildung sehe ich die hohe Notwendigkeit, die
Studierenden auf die digitalen Anforderungen schulischen Lehren und
Lernens im Fach Biologie vorzubereiten“.
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Über den Ars legendi Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften
Der Ars legendi-Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften
zeichnet herausragende, innovative und beispielgebende Leistungen in der
Hochschullehre aus. Er wird gemeinsam vom VBIO, dem Stifterverband, der
Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), der Deutschen Mathematiker-
Vereinigung (DMV) und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG)
vergeben. Der Preis wird jährlich in den Kategorien Biologie, Chemie,
Mathematik und Physik vergeben und ist mit je 5.000 Euro dotiert.
Über den VBIO
Der VBIO e. V. ist das gemeinsame Dach für alle, die im Bereich Biologie,
Biowissenschaften und Biomedizin studieren oder tätig sind – egal ob in
Hochschule, Schule, Industrie, Verwaltung, Selbstständigkeit oder
Forschung.
Die Mitglieder des VBIO vertreten das gesamte Spektrum der
Biowissenschaften von der molekularen, zellulären, organismischen bis hin
zur ökologischen Sicht und der Biomedizin.