Universität Leipzig vermittelt Medizinstudierende in ländliche Regionen Sachsens
„Lernen, wo andere Urlaub machen“ – so lautet das Motto eines Lehrprojekts
der Medizinischen Fakultät, welches bei Studierenden die Lust auf eine
ärztliche Tätigkeit auf dem Land wecken möchte. Damit diese „Landlust“ bei
künftigen Ärzt:innen entstehen kann, werden sie während ihres Studiums
gezielt in ländliche Regionen Sachsens vermittelt.
Seit dem 1. April ist
der Landkreis Leipzig mit rund 30 Lehrärzt:innen beteiligt, das Vogtland
und Nordsachsen sind seit fünf Jahren etabliert.
„Die flächendeckende medizinische Versorgung in Sachsen zu gewährleisten,
dafür bildet unsere Medizinische Fakultät Ärzt:innen, Zahnärzt:innen,
Apotheker-/ Pharmazeut:innen und Hebammen aus. Wir sind uns dieser enormen
Verantwortung bewusst und sind in enger Abstimmung mit den zuständigen
Ministerien, dieser zentralen Aufgabe gerecht zu werden”, bekräftigt der
Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Ingo Bechmann, die Förderung
dieses Lehrprojektes.
Der Landkreis Leipzig ist seit dem 1. April die dritte Partnerregion in
Sachsen und bietet interessierten Medizinstudierenden für jedes Semester
und jede Fachrichtung das passende Angebot, wie zum Beispiel
Blockpraktika, Hospitationen, Famulaturen oder Abschnitte im Praktischen
Jahr. Bei der Organisation unterstützt das Institut für Allgemeinmedizin
unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Bleckwenn. „Insgesamt sind im
Landkreis Leipzig über 33 Lehrärzt:innen in 21 akademischen Lehrpraxen
ansässig, die mit dem Institut für Allgemeinmedizin zusammenarbeiten.
Darüber hinaus sind weitere Kooperationen in Arbeit, das heißt, die
Auswahl für Studierende, Einsatzorte im ländlichen Raum kennenzulernen,
wächst“, erläutert der Studiendekan Humanmedizin Prof. Sebastian Stehr.
Neben allgemeinmedizinischen Lehrarztpraxen geben sechs Facharzt-Praxen
Einblick in ihre ambulante Tätigkeit: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Neurologie, Orthopädie, Unfallchirurgie, Dermatologie, Augenheilkunde
sowie Kardiologie. Als regionales Lehrkrankenhaus ist das Sana-Klinikum
Borna vertreten, weitere Klinik-Partnerschaften werden angestrebt.
Bei der Befragung der Leipziger Medizin-Absolvent:innen des Jahrgangs 2023
gaben 48,8 Prozent an, sich eine Tätigkeit als Landarzt vorstellen zu
können, davon mehr als zwei Drittel auch in Sachsen. Im Jahr 2010 waren es
lediglich 33,3 Prozent. Eine Folge der ärztlichen Praktika im ländlichen
Raum? „Die Leipziger Medizinstudierenden kommen zum Teil aus Sachsen,
überwiegend aber aus ganz Deutschland. Unser Lehrprojekt hilft dabei, die
sächsischen Landkreise als möglichen späteren Arbeitsort erstmal sichtbar
zu machen. Wir sind mit zwei sächsischen Modellregionen gestartet, dem
Vogtlandkreis und dem Landkreis Nordsachsen. In der Erprobungsphase,
welche wissenschaftlich begleitet wurde, hat sich gezeigt, dass mit diesem
Lehrprojekt viele Studierende für Praktika in Kleinstadt und Land gewonnen
werden können“, erläutert Projektleiter PD Dr. Tobias Deutsch und führt
weiter aus: „Deshalb möchten wir diese Möglichkeiten systematisch
erweitern. Der Landkreis Leipzig ist dabei die erste neue Partnerregion
und durch die räumliche Nähe zu Leipzig gut zu erreichen. Für die Zukunft
wäre eine Ausweitung auf ganz Sachsen vorstellbar.“
Das Lehrprojekt namens MiLaMed steht für „Mitteldeutsches Konzept zur
longitudinalen Integration Landärztlicher Ausbildungsinhalte und
Erfahrungen in das Medizinstudium“. Auf der Internetseite www.milamed.de
finden Studierende für jede der drei sächsischen Regionen verschiedene
Informationen, so zum Beispiel eine Kurzbeschreibung der Region oder
Interviews mit Ärzt:innen sowie auch Ideen für Ausflüge in der Freizeit.
Über die Suchfunktion kann nach bestimmten Fachrichtungen, Ärzt:innen,
Orten oder per Schlagwortsuche gefiltert werden. Die hinterlegte Karte
hilft, einen Eindruck von der Lage der Praxis bzw. Klinik zu bekommen.
Jeder Eintrag verfügt neben dem Kurzprofil auch über eine ausführliche
Beschreibung mit Hinweisen zur Ausstattung, Erreichbarkeit,
Übernachtungsmöglichkeiten sowie den Kontaktdaten des jeweiligen
Einsatzortes. Das Projekt MiLaMed der Medizinischen Fakultät unterstützt
bei der Vermittlung passender Förderangebote, um beispielsweise anfallende
Fahrt- und Unterkunftskosten am Praktikumsort erstattet zu bekommen.
Teilweise können Förderungen auch direkt über MiLaMed beantragt werden.
Aktuell sind im sächsischen MiLaMed-Verbund insgesamt 84 Hausärzt:innen,
50 ambulante Ärzt:innen anderer Fachrichtungen, 15 Kliniken sowie zwei
Gesundheitsämter und ein ländlicher Rettungsdienst involviert.
Initiativen zur Stärkung der Allgemeinmedizin und der ländlichen
Versorgung
Die Medizinische Fakultät der Universität Leipzig ist mit rund 3.600
Studierenden die größte Ausbildungsstätte für Studierende der Human- und
Zahnmedizin, Hebammenkunde sowie die einzige für Pharmazie in Sachsen.
Weiterführende Studien-Angebote für den haus- und landärztlichen Nachwuchs
sind breit aufgestellt, beispielsweise mit dem Leipziger Kompetenzpfad
Allgemeinmedizin (LeiKA) und dem Leipziger Standort des Kompetenzzentrums
Weiterbildung Allgemeinmedizin Sachsen (KWASa).