Mais, Gerste, Raps: MLU erhält Millionenförderung, um die Leistung von Nutzpflanzen zu verbessern
Lässt sich der Nährwert von Gerste steigern? Wie können Pflanzen mehr
Zellulose bilden? Welche unbekannten, wertvollen Stoffe finden sich in
Olivenblättern? Fragen wie diese stehen im Zentrum des neuen
Forschungsverbunds "Value Plant" der Martin-Luther-Universität Halle-
Wittenberg (MLU).
Rund 7,1 Millionen Euro fließen in 14 anwendungsbezogene
Forschungsprojekte. Ziel ist es, Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung
für konkrete Anwendungen nutzbar zu machen. Die Mittel stammen aus dem
Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und vom sachsen-
anhaltischen Wissenschaftsministerium.
Die neuen Projekte sollen die Lücke zwischen Grundlagenforschung und
angewandter Wissenschaft schließen. "In der Grundlagenforschung arbeiten
wir oft mit Modellpflanzen wie Arabidopsis thaliana. Diese sind gut
erforscht, weil sie nicht so komplex sind. Ihr Erbgut ist zum Beispiel
relativ klein", sagt der Verbundsprecher Prof. Dr. Ingo Heilmann von der
MLU. Allerdings haben diese grundlegenden Erkenntnisse noch keinen
unmittelbaren praktischen Nutzen. Sie lassen sich oft nicht ohne Weiteres
auf komplexere Nutzpflanzen übertragen.
Hier setzt der Verbund an: "Value Plant" hat das Ziel, möglichst
praxisnahe Ansätze zu entwickeln, um die Leistung ausgewählter
Nutzpflanzen zu verbessern. Ein Teil der Projekte widmet sich dem
sogenannten Sekundärstoffwechsel in Pflanzen. Sekundärstoffe sind
Substanzen, die Pflanzen bilden, um sich besser an ihre Umwelt anzupassen.
Dazu gehören zum Beispiel Abwehrstoffe gegen Fressfeinde. "Wir möchten
Pflanzen so verändern, dass sie mehr von einem gewünschten Stoff oder ganz
neue Substanzen produzieren", sagt Heilmann. Andere Projekte untersuchen,
wie sich Pflanzen widerstandsfähiger machen lassen - etwa gegen
Trockenstress oder Schädlinge. Im Fokus stehen dabei verschiedene
heimische Getreidesorten und Raps.
Alle Projekte sind so angelegt, dass die Ergebnisse möglichst rasch in die
Anwendung gelangen könnten. "Die gewählten Nutzpflanzen, etwa Gerste oder
Raps, wären später auch zur Zusammenarbeit mit lokalen
Produktionsbetrieben geeignet. So ließen sich die Ergebnisse im nächsten
Schritt mit Firmen oder Landwirten im Feld testen", so Heilmann. Ein Teil
der Erkenntnisse könnte zudem im Rahmen von Patenten weiterverwertet
werden oder als Grundlage für Ausgründungen dienen.