Orte und Personen im Bauernkrieg sichtbar machen, an die in Würzburg kaum oder gar nicht erinnert wird: Darauf zielt die Geschichtsdidaktik der Uni Würzburg mit einer frei zugänglichen App ab. Die Landwirtinnen und Landwirte von heute sind selbstständige
Orte und Personen im Bauernkrieg sichtbar machen, an die in Würzburg kaum
oder gar nicht erinnert wird: Darauf zielt die Geschichtsdidaktik der Uni
Würzburg mit einer frei zugänglichen App ab.
Die Landwirtinnen und Landwirte von heute sind selbstständige Unternehmer.
Vor 500 Jahren sah das anders aus. Bauern waren damals abhängig von ihren
Grundherrn, etwa von einem Adligen, einem Bischof oder einem Kloster. Der
Grundherr sorgte für „Schutz und Schirm“, die Bauern hatten Abgaben und
Frondienste zu leisten.
Zunehmende wirtschaftliche Belastungen und rechtliche Benachteiligungen,
aber auch Martin Luthers Reformation führten dazu, dass die Menschen
dieser Zeit sich eine religiöse und soziale Neuordnung wünschten. In
Teilen Südwestdeutschlands, in Salzburg, Tirol, Franken, Sachsen und
Thüringen kam es zu Rebellionen gegen die Territorialfürsten und
Grundherren. Zu den Aufständischen gehörten neben den Bauern auch
Handwerker und Tagelöhner, vereinzelt sogar Adlige und ganze Städte, wie
etwa Würzburg.
Belagerung der Festung Marienberg
Am 9. Mai 1525 zwangen Bauern und ihr Anführer, der fränkische Ritter
Florian Geyer von Giebelstadt, die Stadt Würzburg während einer
Stadtratssitzung dazu, sich dem Aufstand anzuschließen. Aus Angst vor der
Reaktion des Fürstbischofs Konrad II. von Thüngen beteiligte sich die
Stadt aber nicht an der folgenden Belagerung der Festung Marienberg, dem
Sitz des Bischofs. Der war zu diesem Zeitpunkt in Heidelberg, um beim
Schwäbischen Bund Unterstützung gegen die Aufständischen zu erbitten.
Die Aufständischen beschossen die Festung, die Truppen des Bischofs
feuerten zurück. Am Ende scheiterte die Belagerung. Kurz darauf unterlagen
die Rebellen den anrückenden Truppen des Schwäbischen Bundes – am 4. Juni
1525 in der Schlacht von Ingolstadt, einer kleinen Ortschaft vor den Toren
der Stadt.
Digitale Schnitzeljagd und Lernen an Stationen
Wer mehr über diese unruhigen Tage in der Stadt Würzburg wissen will, wird
in der kostenfreien App Actionbound fündig. Unter dem Titel „Aufruhr in
Würzburg – Personen und Orte des Bauernkriegs“ findet sich dort ein Bound,
der an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg entstanden ist.
Bounds sind eine Mischung aus Stationenlernen und digitaler Schnitzeljagd.
Sie lassen sich kostenfrei durchspielen – bei einem Spaziergang zu den
Originalschauplätzen in der Stadt, aber auch zu Hause am Küchentisch.
18 Studierende haben den Bound zum „Bauernkrieg“ in einem Seminar für
Didaktik der Geschichte bei Dozentin Dr. Miriam Montag-Erlwein erarbeitet.
Primäre Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler aus der siebten
Jahrgangsstufe an Realschulen und Gymnasien – in deren Unterricht wird der
Bauernkrieg behandelt; der Bound ist auf den Lehrplan abgestimmt. Aber
natürlich lohnt es sich für alle Menschen mit Interesse an Geschichte, die
App zu spielen.
Historische Orte und persönliche Sichtweisen
Der Bauernkriegs-Bound besteht aus neun Stationen. „Wir wollen damit nicht
nur historische Fakten vermitteln, sondern auch historische Quellen und
persönliche Sichtweisen der damals handelnden Personen aufzeigen“, sagt
Miriam Montag-Erlwein.
Einer der Agitatoren auf Seiten der Bauern war der fahrende Sänger Hans
Bermeter. Er verstand es, Menschen für eine Sache zu begeistern, schreckte
aber auch nicht davor zurück, etwa Fake News über den Fürstbischof zu
verbreiten. „Die Quellenlage aus dieser Zeit ist zwar dünn, aber wir
können in dem Bound doch zeigen, wie einige Zeitgenossen über Bermeter
dachten“, so die JMU-Dozentin.
Der Bound führt außerdem an einige wichtige Orte in der Stadt. Etwa zum
Weinhaus Stachel, das seinerzeit ein konspirativer Treffpunkt für die
Bauernführer war. Oder zur Kirche St. Burkhard am Fuß der Festung, wo sich
das Waffenlager der Bauern befand. Eine weitere Station ist der frühere
Fischmarkt, der heutige Sternplatz. Dort ließ der Fürstbischof nach dem
Krieg mehrere Aufständische hinrichten.