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Was sich in der Pflege ändern muss – Forschende der Europa-Universität Viadrina legen politische Forderungen vor

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Die Pflege steckt in vielen EU-Staaten in der Krise: Belastende
Arbeitsbedingungen und ein zunehmender Fachkräftemangel verstärken
einander. Mit welchen politischen Maßnahmen dieser Entwicklung auf
nationaler und auf EU-Ebene entgegengewirkt werden kann, thematisiert ein
Policy Paper des Forschungsprojektes Care4Care, das jetzt veröffentlicht
wurde.

Daran mitgearbeitet haben die Arbeitsrechtlerin Prof. Dr. Eva
Kocher und der Anthropologe Dr. Ziga Podgornik-Jakil von der Europa-
Universität Viadrina Frankfurt (Oder) gemeinsam mit Forschenden aus
Italien, Spanien, Schweden, Polen und Frankreich.

Zu den Kernforderungen des Papiers gehören eine bessere Prävention und
Berücksichtigung von körperlichen und psychosozialen Belastungen sowie
geregelte Qualifikations- und Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des
Berufes. Auch im Bereich der Arbeitsmigration sieht das Papier akut
Defizite. Prof. Dr. Eva Kocher konkretisiert: „Damit sich die Hoffnung,
die viele in die Migration setzen, erfüllen kann, braucht es deutlich mehr
als nur ein Anwerbeprogramm. Neben der Anerkennung von Qualifikationen ist
das eine Frage des Willkommens und der Integration. Ein einfaches
Beispiel: Sprachkurse sollten finanziert werden und innerhalb der
Arbeitszeit belegt werden können.“

Darüber hinaus legt das Projekt einen Fokus auf die Gesundheitsrisiken,
die Pflegeberufe mit sich bringen: von körperlichen Anstrengungen bis zu
psychosozialen Belastungen durch Stress, Gewalt und Belästigung. Einen
Schlüssel zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen wird in der konsequenten
Durchsetzung von existierenden Vorgaben zu Arbeits- und Ruhezeiten
gesehen. Außerdem müssten Betreuungsschlüssel reguliert und eingehalten
werden.

Explizit betrachten die Forschenden das Feld der Live-In-Pflege, wenn also
das Pflegepersonal mit der pflegebedürftigen Person in einem Haushalt
lebt. Diese Art der Beschäftigung sei quasi unsichtbar und
arbeitsrechtliche Normen daher schwer durchzusetzen, argumentiert Prof.
Dr. Eva Kocher. Bei der Live-In-Pflege lägen meist klare
Arbeitsverhältnisse vor; in der Realität würden diese Tätigkeiten aber oft
als Selbstständigkeit definiert. „Die meisten Arbeitskräfte in dem Bereich
sind Frauen über 50. Sie sind extrem abhängig von der Person, bei der sie
leben. Eine Begrenzung von Arbeits- und Bereitschaftszeiten gibt es in der
Praxis meist nicht“, umreißt die Arbeitsrechtlerin die Probleme. Das
Papier fordert hierfür eine klare Anerkennung der Arbeitsverhältnisse und
eine Durchsetzung der Arbeitnehmendenrechte.

Ausführliches Interview mit Prof. Dr. Eva Kocher:
https://www.europa-
uni.de/de/universitaet/kommunikation/newsportal/2025/20250403-kocher-
interview-care4care-policypaper/index.html


Das gesamte Policy Paper zum Herunterladen:
https://www.rewi.europa-uni.de/de/professuren/buergerl-recht-europ-dt-
arbeitsrecht-zivilverfahren/_dateien/Care4Care-Policy-Paper.pdf


Prof. Dr. Eva Kocher und Dr. Ziga Podgornik-Jakil stehen für Interviews
und Hintergrundgespräche zu dem von ihnen veröffentlichten Policy Paper
gern zur Verfügung. Melden Sie sich bei Interesse per Mail an presse
@europa-uni.de.

Hintergrund zum Projekt Care4Care
Das Forschungsverbundprojekt „Care4Care“ hat sich zum Ziel gesetzt, die
Arbeitssituation von Pflegekräften in der Europäischen Union zu
verbessern. Forschende in sechs europäischen Ländern (Spanien, Schweden,
Polen, Italien, Frankreich und Deutschland) erarbeiten im Rahmen des
dreijährigen, mit 2,7 Millionen Euro ausgestatteten Vorhabens
Lösungsvorschläge für die Pflegesituation auf nationaler und EU-weiter
Ebene.
An der Viadrina befassen sich Prof. Dr. Eva Kocher (Projektleitung) und
Dr. Ziga Podgornik-Jakil vom „Center for Interdisciplinary Labour Law
Studies“ (C*LLaS) vor allem mit dem nun vorliegenden Policy Paper.
Projekt-Webseite: https://www.care4care.net/

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