Niedersachsen-Impulsprofessur für die HBK Braunschweig
Elena Korowin hat erfolgreich eine Niedersachsen-Impuls-Professur
eingeworben. Sie wurde zum Sommersemester 2025 auf die neu eingerichtete
Professur Kunstwissenschaft mit dem Schwerpunkt Kulturtransfer berufen und
forscht künftig am Institut für Kunstwissenschaft der HBK Braunschweig zu
methodischen Ansätzen von Kulturtransfers in kunstwissenschaftlichen,
künstlerischen und kuratorischen Feldern.
Mit der Förderlinie „Niedersachsen-Impuls-Professur“ aus
zukunft.niedersachsen unterstützen das Niedersächsische Ministerium für
Wissenschaft und Kultur und die VolkswagenStiftung die niedersächsischen
Hochschulen dabei, vielversprechende akademische Talente in frühen
Karrierephasen für den Wissenschaftsstandort Niedersachsen zu gewinnen
bzw. zu halten. Prof. Dr. Elena Korowins Forschungen zu
Kulturtransferprozessen werden über einen Zeitraum von fünf Jahren mit
rund zwei Millionen Euro gefördert.
Das Gelingen einer Kollaboration, ja schon der Ko-Existenz von
Künstler*innen und Kurator*innen verschiedener Herkunft und kultureller
Prägung setzt gegenseitiges Verständnis voraus, das im ersten Schritt ein
Überwinden der Stereotype und etablierten Narrative erfordert. Hier setzt
Prof. Dr. Elena Korowin an. In profunder Kenntnis
literaturwissenschaftlicher Ansätze untersucht sie interkulturelle
Begegnungen an konkreten Beispielen der Kunst- und Ausstellungsgeschichte.
Sie analysiert historische und gegenwärtige transkulturelle Kooperationen
und Netzwerkbildungen und spürt Potenziale zur Transformation von
Konfliktfeldern in kulturelle Kontaktfelder auf. Dadurch erweitern sich
die Kooperationsmöglichkeiten mit Künstler*innen, Kurator*innen und
Wissenschaftler*innen aus dem osteuropäischen, asiatischen und
afrikanischen Raum. Thematisiert werden aber auch die blinden Flecken und
ideologischen Vorzeichen des Kunstbetriebs.
Zitat Elena Korowin: "Es sollen die Potenziale von Transkulturalität als
Konzept der Verflechtung und Verbindung im Kontext kunstwissenschaftlicher
Theoriebildung, aber auch der kuratorischen und künstlerischen Praxis
erforscht, reflektiert und produktiv gemacht werden. Basierend auf
internationaler Transfer- und Transformationsforschung wird die Professur
in Forschung und Lehre dazu beitragen, zukunftsweisende Konzepte von
Kollektivität und Ko-Existenz zu entwickeln und zu erproben sowie Impulse
setzen, um die aus den aktuellen Krisen indizierten ästhetischen,
kommunikativen, erkenntnistheoretischen, sozialen, ökologischen und
ökonomischen Transformationsprozesse mitzugestalten."
„Die monatelang öffentlich ausgetragenen harschen Debatten um Rassismus
und Antisemitismus, aber auch um die Potenziale kollektiver künstlerisch-
kuratorischer Prozesse im Kontext der documenta fifteen (2022) in Kassel
haben deutlich gemacht, dass sich die Kunstwissenschaft bislang methodisch
und perspektivisch noch nicht hinreichend darauf eingestellt hat, dass es
inzwischen ihre Aufgabe ist, auf verschiedenen kulturellen Konnotationen
beruhende Missverständnisse auszuräumen und Konflikte in einer
globalisierten Kunst- und Kulturszene zu moderieren. Ich bin davon
überzeugt, dass Prof. Dr. Elena Korowin dafür sensibilisieren und neue
Wege aufzeigen wird. Das wird sich auf die gesamte HBK produktiv
auswirken“, sagt Prof. Dr. Annette Tietenberg, Vizepräsidentin für
Forschung und künstlerische Entwicklung der HBK Braunschweig.
Elena Korowin studierte Kunstwissenschaft, Medientheorie, Philosophie und
kuratorische Praxis an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe (HFG
Karlsruhe). Anschließend war sie an der Kunsthalle Baden-Baden sowie als
Kunstkritikerin für Die Zeit, Springerin, Monopol, für die taz und die
Süddeutsche Zeitung tätig. Als Stipendiatin im Brigitte-Schlieben-Lange-
Programm des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-
Württemberg wurde sie in das Promotionsprogramm der HfG Karlsruhe
aufgenommen. Für ihre Dissertation „Der Russen-Boom. Sowjetische
Ausstellungen als Mittel der Diplomatie in der BRD 1970-1990“ erhielt sie
2016 den ifa-Forschungspreis „Auswärtige Kulturpolitik“. Als
Postdoktorandin forschte sie von 2016 bis 2022 im Internationalen
Graduiertenkolleg 1956 „Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität' –
Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext“ sowie im
Sonderforschungsbereich 1015 „Muße. Grenzen, Raumzeitlichkeit, Praktiken“
an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Im WS 2022/23 und im SoSe 2023
verwaltete sie eine vakante Professur für Kunstwissenschaft an der HBK
Braunschweig. 2023 legte sie das Buch „Krieg geht viral. Visuelle Kultur
und Kunst im Ukraine-Krieg“ vor; 2024 erschien ihre Untersuchung zur
Omnipräsenz von Katzen in digitalen Räumen unter dem Titel „Cat Content.
Digitale Bildkulturen“.