Gelebte Zusammenarbeit in der Allgemein- und Viszeralchirurgie
Das Universitätsklinikum Dresden und die Asklepios-ASB Klinik Radeberg
kooperieren seit 2015. Die Kooperation zielt auf Kombination der
hochspezialisierten Universitätsklinik mit individueller und persönlicher
Patientenbetreuung. Über 2.500 Patientinnen und Patienten haben bisher von
Austausch und wohnortnaher Versorgung profitiert.
Kooperationen und Netzwerke sind ein Baustein, um die Krankenversorgung
zukunftsfähig zu machen. Wie das funktionieren kann, zeigen das
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und die Asklepios-ASB
Klinik Radeberg. Seit zehn Jahren besteht zwischen den beiden Kliniken
eine enge Kooperation. Die Idee: Patienten und Patientinnen werden jeweils
am individuell optimalen Standort behandelt, so finden bei Bedarf
Untersuchungen oder bestimmte Behandlungen in der Dresdner
Hochschulmedizin statt, kleinere Eingriffe werden in Radeberg
durchgeführt, so dass die Ressourcen beider Kliniken optimal genutzt
werden. Diese neue Form der Zusammenarbeit war 2015 einzigartig in Sachsen
und dient seitdem als Blaupause für vielfältige weitere Kooperationen.
Bisher haben über 2.500 Patientinnen und Patienten überwiegend aus der
Oberlausitz, Bautzen, Görlitz, Weißwasser und Südbrandenburg von dem
Austausch der beiden Kliniken profitiert. „Das Beispiel zeigt, dass nicht
Konkurrenz der Schlüssel für die moderne Krankenversorgung ist, sondern
Austausch und Synergien. Kliniken in der Region sind wichtiger Bestandteil
der Krankenversorgung. Die Hochschulmedizin Dresden übernimmt hier gern
Verantwortung in Koordination und beim Zusammenkommen neuer
Kooperationen“, sagt Prof. Uwe Platzbecker, Medizinischer Vorstand am
Universitätsklinikum Dresden. „Dank dieses Erfolgsmodells können wir für
Patienten das Beste aus zwei Welten verbinden: die individuelle Betreuung
im Radeberger Krankenhaus und die Expertise und Ausstattung einer
Universitätsklinik, ergänzt Patrick Hilbrenner, Regionalgeschäftsführer
der Asklepios Kliniken Sachsen und Sachsen-Anhalt.“
Mit dem Start des Kooperationsvertrags ist Prof. Jürgen Weitz, Direktor
der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Dresdner
Uniklinikum, zusätzlich Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie am
Radeberger Krankenhaus geworden. Zusammen mit dem erfahrenen Chirurgen
kommen fünf Klinikumsärztinnen und -ärzte nach Radeberg, um das bestehende
OP-Team zu ergänzen. Durch die Kooperation können besonders komplexe Fälle
– vor allem bestimmte Krebserkrankungen – durch am Dresdner Uniklinikum
tätige Ärztinnen und Ärzte mitbehandelt werden oder die Diagnostik und
Therapie finden direkt in der Dresdner Hochschulmedizin statt.
Patientinnen und Patienten erhalten auf diese Weise wohnortnah
hochschulmedizinische Expertise und das Radeberger Krankenhaus braucht
sich nicht auf dem immer schwieriger werdenden Arbeitsmarkt um hoch
qualifizierte Ärztinnen und Ärzte zu bemühen. Auch in Bezug auf die
ärztliche Ausbildung bewährt sich das Konzept, das ärztliche Team wird so
nicht nur mit den hochkomplexen Therapien der Hochschulmedizin vertraut
gemacht, sondern lernt auch die Standardeingriffe eines Krankenhauses der
Grund- und Regelversorgung kennen. Damit verfügen sie als künftige
Fachärztinnen und -ärzte über einen reichen Erfahrungsschatz an ganz
unterschiedlichen Eingriffen. Die Kooperation sieht ebenfalls vor, dass
Patientinnen und Patienten mit dem Bedarf für leichtere Routineeingriffe
von Dresden nach Radeberg verlegt und dort von den Expertenteams versorgt
werden.
„Für alle Beteiligten ist die Kooperation eine klassische Win-Win-
Konstellation. Sie eröffnet der stationären Krankenversorgung außerhalb
der Großstädte neue Perspektiven. Die Kooperation und Interaktion in
dieser engen Form zwischen einem öffentlichen und einem privaten Träger
war 2015 beispiellos in Sachsen und ist Vorbild für weitere
Kooperationsvorhaben“, sagt Prof. Jürgen Weitz, Direktor der Klinik für
Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie. Das unterstreicht Prof. Steffen
Pistorius, stellvertretender Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie
am Radeberger Krankenhaus. Der erfahrene Chirurg ist 2015 vom
Universitätsklinikum nach Radeberg gewechselt und ist hier
Hauptansprechpartner für die Patientinnen und Patienten. „Dank der
Kooperation erreichen wir mit unserer Expertise und Behandlungsangeboten
auch Patientinnen und Patienten aus dem Norden und Osten Dresdens. Sie
schätzen die sehr persönliche Atmosphäre eines heimatnahen regionalen
Krankenhauses“, sagt er.
Behandlungsschwerpunkte
In allen Bereichen finden verstärkt minimal-invasive Verfahren
(Schlüssellochchirurgie) Anwendung.
Notfallchirurgie: Blinddarmentzündung (Appendizitis),
Gallenblasenentzündung (Cholezystitis), Akute Darmentzündung (z.B.
Divertikulitis), Darmverschluss (Ileus)
Proktologische Eingriffe (Analabszesse und –fisteln, Hämorrhoiden),
Pilonidalsinus
Hernienchirurgie (offene und minimal-invasive Chirurgie): Leistenbrüche,
Narbenbrüche, Nabelbrüche, Zwerchfellhernien
Chirurgische Onkologie: Tumore des Magen-Darm-Traktes, Metastasenchirurgie
(z.B. Leber)
Darmkrebsmonat März: Symptome ernstnehmen und abklären lassen
Darmkrebs zählt zu den Indikationen, mit denen Patientinnen und Patienten
im Rahmen der Kooperation behandelt werden. Medizinerinnen und Mediziner
weisen vor allem im Darmkrebsmonat März darauf hin, dass Symptome nicht
auf die leichte Schulter zu nehmen sind. So wie im Fall einer 40-jährigen
Patientin. Im Sommer bemerkte die junge Frau aus Dresden Blut im Stuhl und
stellte sich damit zunächst bei ihrer Hausärztin vor. Mit etwas Glück und
Beharrlichkeit konnte sie einen schnellen Anschlusstermin beim Proktologen
organisieren. Eine anschließende Darmspiegelung sowie eine Operation zur
Probenentnahme brachte die Gewissheit: Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom). Im
Oktober 2024 wird die Patientin im Universitätsklinikum Dresden operiert –
dabei kommt auch der OP-Roboter daVinci zum Einsatz. Allerdings ist zur
guten Wundheilung bei diesen Eingriffen das Legen eines künstlichen
Darmausgangs unerlässlich. „Es ist sehr wichtig, dass wir so präzise wie
möglich operieren. Schneiden wir zu wenig weg, könnte der Krebs
wiederkommen, schneiden wir zu viel weg, können wichtige Körperfunktionen
verloren gehen“, sagt Prof. Jürgen Weitz. Im März folgte die zweite OP:
Ein Medizinerteam in Radeberg führte die Rückverlagerung des künstlichen
Darmausgangs durch. Gerade ist Clara Jakob entlassen worden. „Sicher wäre
es allein wegen der Wohnortnähe besser gewesen, auch die zweite OP in
Dresden durchführen zu lassen. Radeberg bietet aber gerade bei den
kleineren Routineeingriffen eine größere Beständigkeit bei der
Terminvergabe, weil Notfälle die Planung nicht aufschieben“, sagt sie.
„Ich habe mich hier sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt.“