„Die Kunst der Präparation“: Sonderausstellung der Meckelschen Sammlungen öffnet am 4. April 2025
Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens als „national wertvolles
Kulturgut“ präsentieren die Meckelschen Sammlungen eine Sonderausstellung
zur „Kunst der Präparation“.
Über 60 meisterhafte Präparate bieten
faszinierende Einblicke in die filigrane Handwerkskunst der Anatomie vom
18. bis zum 20. Jahrhundert und verbinden Wissenschaft und Kunst auf
einzigartige Weise. Interessierte ab 16 Jahren können die
Sonderausstellung vom 4. April bis 27. Juni 2025 im Institut für Anatomie
und Zellbiologie an der Universitätsmedizin Halle kostenfrei und
selbstständig innerhalb der Öffnungszeiten erkunden.
Mit insgesamt über 8.000 Präparaten gehören die Meckelschen Sammlungen
heute zu den größten anatomischen Sammlungen Europas. Seit 2015 sind sie
in das „Verzeichnis national wertvolles Kulturgut“ eingetragen und gelten
damit offiziell als besonders bedeutsam für das kulturelle Erbe
Deutschlands. Die Geschichte der Sammlungen reicht bis in die Mitte des
18. Jahrhunderts zurück.
Die Anfertigung und dauerhafte Aufbewahrung anatomischer Präparate gilt
seit jeher als eine besondere Kunst. In der neuen Sonderausstellung lassen
sich vielfältige bekannte Methoden bestaunen, die dabei zum Einsatz kamen:
Angefangen beim ältesten Verfahren, der Mazeration – die man für
Knochenpräparate nutzte – über die Injektion mit erstarrenden Massen, die
Korrosion bis zur feuchten Konservierung. „Insbesondere filigrane
Korrosionspräparate zur Darstellung der Blutgefäßsysteme von Organen sind
kleine Kunstwerke“, findet Dr. Claudia Steinicke, Kuratorin der
Ausstellung.
Unter den meisterhaften Präparaten der Lehrsammlung, darunter wertvolle
Präparate aus der namensgebenden Meckel-Ära, sind auch kunstvolle Exponate
der bekannten Werkstatt „Vasseur-Tramond“ aus Paris. Bei diesen bisher
nicht erforschten anatomischen Lehrmodellen zeigt sich auch eine
Neuentdeckung: das Wachsmodell einer präparierten Leiche von 1867 wurde
radiologisch untersucht und es zeigte sich, dass Vasseur echte menschliche
Knochen als Unterbau nutzte.
Neben human-anatomischen Präparaten sind auch zoologische Präparate zu
sehen, unter anderem aus der bekannten Firma „Dr. Schlüter & Dr. Mass,
Naturwissenschaftliche Lehrmittel-Anstalt“, die 1853 von Wilhelm Schlüter
in Halle (Saale) gegründet wurde und einen Ruf als Lieferant erstklassiger
Tierpräparate aller Art weltweit besaß.
Nach der erfolgreichen Sonderausstellung 2024 anlässlich des 300.
Geburtstages und 250. Todestages des Sammlungsbegründers Johann Friedrich
Meckel dem Älteren wird mit der diesjährigen Sonderausstellung das Format
fortgesetzt, ausgewählte Präparate der Lehrsammlung unter einem neuen
Aspekt zu betrachten und sie einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Sonderausstellung "Die Kunst der Präparation"
4. April bis 27. Juni 2025
Mittwoch bis Freitag von 13 bis 18 Uhr (außer an Feiertagen)
Institut für Anatomie und Zellbiologie, Dachgeschoss
Große Steinstraße 52, 06108 Halle (Saale)
Zutritt ab 16 Jahren; kein barrierefreier Zugang
Besichtigung ohne Anmeldung und Führung möglich
Eintritt frei, um Spenden zum Erhalt der Sammlungen wird gebeten.
Während der Öffnungszeiten der Sonderausstellung haben Interessierte auch
die Möglichkeit, den vergleichend-anatomischen (zootomischen)
Sammlungsbereich zu besichtigen. Die gesamten Meckelschen Sammlungen sind
als Lehr- und Forschungssammlung nur im Rahmen von Führungen zu
besichtigen.
Hintergrund
Die Anatomischen Sammlungen zu Halle – auch Meckelsche Sammlungen genannt
– wurden von Johann Friedrich Meckel d. Ä. (1724-1774) in der Mitte des
18. Jahrhunderts in Berlin begründet. Nach seinem Tod ging der
Präparatebestand über in den Besitz seines Sohnes, des Anatomen und
Geburtshelfers Philipp Meckel (1755-1803). Mit seiner Berufung nach Halle
kam die Sammlung 1779 von Berlin in die Saalestadt. Ihre Blütezeit erlebte
sie unter dessen Sohn, dem ausschließlich wissenschaftlich orientierten
Anatomen Johann Friedrich Meckel d. J. (1781-1833), welcher sie in dritter
Generation auf annähernd 12.000 Präparate zur normalen menschlichen,
pathologischen und vergleichenden Anatomie ausbaute. Die bis dahin private
Sammlung ging 1836 in den Besitz der örtlichen Universität, der heutigen
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, über und wird seit 1880 im
damals neu entstandenen Institut für Anatomie und Zellbiologie betreut.