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Überarbeitung enthält wesentliche Änderungen: Konsultationsfassung der S3-Leitlinie Prostatakarzinom ist online

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Die Aktualisierung der S3-Leitlinie Prostatakarzinom unter Federführung
der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) wurde in der Fachwelt
mit Spannung erwartet:

Aufgrund der veränderten Studienlage hatte die
wissenschaftliche Fachgesellschaft bereits Ende 2024 während der laufenden
Überarbeitung im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie wesentliche
Modifikationen an der Leitlinie zur häufigsten Tumorerkrankung des Mannes
in Aussicht gestellt.

Tatsächlich beinhaltet die nun veröffentlichte Konsultationsfassung der
Version 8 der evidenzbasierten interdisziplinären S3-Leitlinie
Prostatakarzinom entsprechend weitreichende Neuerungen, die vor allem bei
der Früherkennung und Diagnostik sowie bei der lokalen Therapie des
Prostatakarzinoms tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen werden.
Die Konsultationsfassung der Leitlinie ist ab sofort öffentlich ( www
.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom ) zugänglich
und kann bis zum 25.04.2025 kommentiert werden.

Das Prostatakarzinom ist hierzulande die mit Abstand häufigste bösartige
Tumorerkrankung des Mannes und gleichzeitig die zweithäufigste Ursache für
krebsbedingte Todesfälle bei Männern. Im Jahr 2020 erkrankten etwa 65.800
Männer in Deutschland neu an Prostatakrebs; mehr als 15.400 Patienten
verstarben an der Erkrankung. „Entsprechend groß ist die Bedeutung des
jetzigen umfangreichen Leitlinien-Updates“, sagt DGU-Leitlinienkoordinator
Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm.

Früherkennung: digital rektale Untersuchung nicht mehr empfohlen

Wesentliche Neuerungen der S3-Leitlinie betreffen das komplett
überarbeitete und neu zusammengeführte Kapitel 4 „Früherkennung,
Diagnostik und Stadieneinteilung“. Neu ist hier vor allem die Empfehlung,
dass zur Früherkennung von Prostatakarzinomen keine digital rektale
Untersuchung, also keine Tastuntersuchung, erfolgen soll. Vor- und
Nachteile eines PSA-basierten Prostatakarzinom-Screenings werden in einer
Übersicht dargestellt. Im Rahmen der Primärdiagnostik wird zudem die
Magnetresonanztomographie der Prostata gestärkt. „Wesentlich ist hier,
dass die Biopsieindikation noch mehr unter Berücksichtigung
bildmorphologischer Informationen erfolgen soll; insbesondere soll bei
unauffälligem MRT-Befund (sog. PI-RADS 1 und 2 Läsionen) keine Biopsie
durchgeführt werden“, erklärt Prof. Grimm und betont, dass durch diese
Empfehlung weniger nicht-behandlungsbedürftige Karzinome nachgewiesen
werden.

Lokalisiertes Prostatakarzinom mit niedrigen Risiko: ausschließliche
Empfehlung zur Aktiven Überwachung

Weitreichende Änderungen der S3-Leitlinie Prostatakarzinom gelten darüber
hinaus dem Kapitel 6 zur „Therapie des lokalisierten Prostatakarzinoms“,
die laut dem DGU-Leitlinienkoordinator zu einer deutlichen Reduktion von
Übertherapie führen werden. „Dies betrifft vor allem das ‚Low risk
Prostatakarzinom‘ für das initial keine lokale Therapieform mehr, sondern
ausschließlich nur noch die Aktive Überwachung empfohlen wird“, so Prof.
Grimm. Sein Fazit: „Insgesamt ist die Leitlinie in dieser Form auch im
internationalen Vergleich sehr fortschrittlich und sollte wesentlich dazu
beitragen, dass in Deutschland relevante Prostatakarzinomerkrankungen
diagnostiziert und behandelt werden.“

Auch DGU-Präsident Prof. Dr. Bernd Wullich und der Generalsekretär der
Fachgesellschaft, Prof. Dr. Maximilian Burger, betonen die Bedeutung der
Leitlinien-Aktualisierung: „Damit ist zugleich ein entscheidender Schritt
für die Etablierung eines organisierten risikoadaptierten PSA-basierten
Prostatakarzinomfrüherkennungsprogramms als Leistung der gesetzlichen
Krankenkassen in Deutschland getan, das die DGU im Einklang mit der EU-
Ratsempfehlung (2022/0290 [NLE]) aus dem Jahr 2022 fordert. Der Gemeinsame
Bundesausschuss (G-BA) kann nun wie geplant in diesem Jahr die
aktualisierten Leitlinien-Empfehlungen zur Früherkennung des
Prostatakarzinoms prüfen und in seine Entscheidungsfindung zur Anpassung
des bestehenden Früherkennungsangebots einbeziehen“.

Die Öffentlichkeit hat nun vier Wochen lang Gelegenheit, die
Konsultationsfassung der Leitlinie zu kommentieren, die unter Mitwirkung
von insgesamt 22 Fachgesellschaften und Arbeitskreisen bzw.
-gemeinschaften erstellt wurde. Nach Würdigung und Bearbeitung der
Kommentare wird die finale Fassung der inzwischen 8. Version der
S3-Leitline Prostatakarzinom im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie
publiziert.