Neuer Fragebogen misst Musikalität von Kindern
Die musikalischen Fähigkeiten von Kindern entwickeln sich unterschiedlich
schnell und nicht immer in gleichem Umfang. Doch welche Faktoren spielen
dabei eine Rolle? Forscher:innen vom Max-Planck-Institut für empirische
Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main haben im Rahmen von Studien einen
Fragebogen erarbeitet, um die Musikalität von Drei- bis Zehnjährigen zu
erfassen.
Mit dieser Methode können beispielsweise Pädagog:innen
Entwicklungsverläufe erkennen, musikalisch begabte Kinder früher
identifizieren und musikalische Bildung gezielt fördern. Der Fragebogen
wurde kürzlich mit den Studienergebnissen im Fachmagazin PLOS One
veröffentlicht, wo er als kostenloser Download zur Verfügung steht.
Universelle Muster wie der Erwerb der grundlegenden Rhythmus- und
Tonhöhenerkennung spielen im Kindesalter eine wichtige Rolle für die
musikalische Entwicklung. Doch gibt es ebenso sehr individuelle Muster,
die auf Umwelt-, Bildungs- und angeborenen Faktoren beruhen. Um diese
genau zu dokumentieren und damit eine Lücke in der Forschung zu schließen,
hat das Forschungsteam im Rahmen von insgesamt drei Studien das „Child
Musicality Screening“ erarbeitet.
„Mit dem Evaluationsbogen als standardisiertem Instrument zur Erfassung
der Musikalität von Kindern können wir ein tieferes Verständnis der
Entwicklungsprozesse gewinnen. Bislang fehlten valide Messinstrumente für
ein schnelles, skalierbares Screening“, erklärt Erstautorin Verena Buren
vom MPIEA.
An der ersten Studie nahmen insgesamt 810 Erwachsene teil, die regelmäßig
mit Kindern interagieren. Die Forscher:innen definierten hier mithilfe von
Fragebögen zunächst zentrale Dimensionen kindlicher Musikalität:
Begeisterung und Motivation sowie Musikwahrnehmung und -produktion. Die
Ergebnisse der zweiten Studie, an der Eltern und pädagogisches
Fachpersonal teilnahmen, bestätigten die identifizierten Dimensionen. In
der dritten Studie konnten die Forscher:innen anhand von deutschen und
englischen Stichproben nachweisen, dass der Screeningbogen verlässlich
ist.
„Das Screening dient nicht nur der Erforschung von Zusammenhängen mit
anderen kognitiven Fähigkeiten oder Umwelteinflüssen. Es könnte auch in
der Praxis – zum Beispiel in Bildungseinrichtungen – genutzt werden.
Pädagog:innen könnten damit ihre Vermittlungsansätze anpassen und
sicherstellen, dass jedes Kind optimal vom Musikunterricht profitiert“,
schließt Verena Buren.