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Die Energiewende regional denken

Vertreterinnen und Vertreter der Energiewirtschaft, von Kommunen und von zwei Schweinfurter Gymnasien diskutierten mit Professorinnen und Professoren sowie Studierenden der THWS über alle Aspekte von Großbatteriespeichern  THWS/Eva Kaupp
Vertreterinnen und Vertreter der Energiewirtschaft, von Kommunen und von zwei Schweinfurter Gymnasien diskutierten mit Professorinnen und Professoren sowie Studierenden der THWS über alle Aspekte von Großbatteriespeichern THWS/Eva Kaupp
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Energietechnik-Symposium an der THWS beleuchtet Aspekte von
Großbatteriespeichern für Energiewirtschaft und Kommunen

Sind Batteriespeicher die Antwort auf die Herausforderungen der
Energiewende?

Was bedeutet das für die Region Mainfranken in Hinblick auf
Technologie, rechtliches Rahmenwerk und wirtschaftliche Aspekte? Mit
diesen Fragen hat sich das 2. Regionale Energietechnik-Symposium des
Instituts für Energie- und Hochspannungstechnik (IEHT) an der Technischen
Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) beschäftigt. Gemeinsam mit
Professorinnen, Professoren und Studierenden diskutierten Netzbetreiber,
Stadtwerke, Kommunen und Schulen sowie ein Vertreter der
Bundesnetzagentur.

Prof. Dr. Anatoli Wellhöfer begrüßte die Teilnehmenden und fasste die
Zielsetzung des Treffens zusammen: Die Expertise der Wissenschaft
präsentieren, regulatorische Neuerungen diskutieren und Erfahrungen aus
der Praxis einbringen. Außerdem präsentierte er aktuelle Grafiken zur
Erzeugung aus erneuerbaren Energien: Während an sonnigen Tagen der
vergangenen Wochen die Energieversorgung Deutschlands abschnittsweise fast
komplett regenerativ funktionierte, gebe es an trüben oder windarmen Tagen
selbst um die Mittagszeit nicht genug Strom aus regenerativen Quellen zur
Deckung des Bedarfs. Konventionelle Energieträger müssen einspringen, um
diesen Bedarf zu decken. Diese angebotsabhängigen Schwankungen führen zu
Preisvolatilität an der Strombörse, aber schließlich auch zu Investitionen
durch die wirtschaftlichen Anreize. Um wie geplant bis 2045
Klimaneutralität zu erreichen, sei Flexibilität im Elektroenergiesystem
gefragt.

Prof. Dr. Markus H. Zink, Leiter des Instituts Energie- und
Hochspannungstechnik (IEHT) an der THWS, erinnerte an das erste Symposium
im vergangenen Jahr, das sich mit dem „Zellularen Ansatz“, also der
regionalen Kopplung der Sektoren Wärme, Strom und Mobilität beschäftigt
hatte. Für die neueste Ausgabe gab er den Teilnehmenden mit, die
Auswirkungen großer Speicherprojekte auf die Kommunen zu bedenken –
beispielsweise am Großspeicher beim Umspannwerk Bergrheinfeld/West.

THWS-Professor Dr. Henning Lorrmann gab einen kurzen Überblick zur
Funktionsweise von Batterien, wobei Lithium-Ionen-Technologie weiterhin
die wichtigste Technologie sei. Aktuell dominierten in Deutschland die
kleineren, privat installierten Speicher mit einer Kapazität von bis zu 30
Kilowattstunden. Großspeicher spielten für den Strommix demnach noch keine
allzu große Rolle. Stand Januar 2025 seien dadurch rund 2,2
Gigawattstunden verfügbar, weitere 2,4 Gigawattstunden seien in Planung.

226 Gigawatt in Planung

Dr. Bernd Petermann, Jurist bei der Bundesnetzagentur und Leiter des
Referats „Thermische Kraftwerke und Speicheranlagen“, bestätigte das
enorme Interesse, Großspeicher auszubauen. Die aktuell geplanten
Großbatteriespeicher wiesen eine Leistung von 2,7 Gigawatt aus – aber es
gebe bereits Netzanschluss-Anfragen für eine Leistung von weiteren 226
Gigawatt. Etliche Anfragen würden für verschiedene Regionen mehrfach
gestellt, daher sei eine gewisse Überzeichnung unvermeidlich. „Für 2025
ist deshalb ein größeres Monitoring geplant, damit man weiß, welche
Leistung wirklich zu erwarten ist.“ Petermann gab den Anwesenden Einblick,
welche Fragen die künftigen regulatorischen Bestimmungen beeinflussen. So
ginge es zunächst um die vermeintlich simple Frage „Was ist ein
Batteriespeicher?“. Die wesentliche Frage aus der Perspektive der
Netzwirtschaft: Ist man als Besitzer eines Batteriespeichers ein Erzeuger
oder ein Verbraucher von Energie? Schließlich werde Strom zuerst
aufgenommen und später ins Netz eingespeist. Denn es gelte der Grundsatz,
dass ein Netzbetreiber keinen Energiehandel und damit auch keinen
Batteriespeicher betreiben dürfe. Nur wenn ein sogenannter Markttest
negativ ausfalle, dürfe ein Netzbetreiber einspringen und diese
Angebotslücke füllen.

Vom Übertragungsnetzbetreiber TenneT kam die Anregung, die
Wirtschaftlichkeit von Großspeichern zu beachten. Zwar reduzierten sie den
künftigen Netzausbaubedarf, aber nicht jeder Speicher sei automatisch
nützlich: Bei zu großer Netzauslastung müssten Speicher wieder vom Netz
genommen werden, was auf Dauer unwirtschaftlich sei.

Der Bürgermeister der Gemeinde Bergrheinfeld, Ulrich Werner, betonte bei
seinem Vortrag, dass eine transparente Öffentlichkeitsarbeit bei allen
Projekten unabdingbar sei. Ohne einen offenen Diskurs gebe es
Protestbewegungen – besser wäre es für die Kommunen, die positiven Aspekte
aufzuzeigen, wie erhöhte Gewerbesteuereinnahmen oder zusätzliche
Pachteinnahmen. Im Gegenzug müsse die Gemeinde sicher sein können, dass
Betreiber eine Betriebsstätte vor Ort anmelden, damit diese Gelder auch in
der Gemeinde verbleiben, die die Flächen für den Speicher bereitstelle.
Werner betonte die Notwendigkeit einer guten Transparenz und Kommunikation
bei derartigen Großprojekte, um von Anfang an etwaigen Gegenstimmen offen
zu begegnen und Unmut in der Bevölkerung zu vermeiden.

Projektentwickler Belectric GmbH gab einen Überblick über den Stand
aktueller Projekte: Oft müssten Genehmigungsverfahren mehrfach durchlaufen
werden, weil sich erst während dieses Prozesses herausstelle, wie viel
Leistung und wie viel Fläche dafür nötig sein werden. Auch die Regularien
änderten sich mitunter schnell, sodass Projekte neu überdacht werden
müssten. Beides habe Mehraufwand und Mehrkosten zur Folge. Für die
Speichernutzung seien neue regulatorische Bestimmungen dringend nötig, um
schneller und unkomplizierter planen zu können.

Forschung zu netzdienlichen und wirtschaftlichen Großspeichern

Der regionale Flächen-Netzbetreiber ÜZ Mainfranken legte dar, dass die
ländlichen Verteilnetze bereits zu 100 Prozent mit regenerativer Energie
abgedeckt seien. Auch wenn drei weitere Umspannwerke geplant seien, um das
vorhandene Netz zu entlasten, seien Speicher wichtig, um die erneuerbaren
Energien weiter ausbauen zu können. Da Großspeicher aber keinen
Baukostenzuschuss vom Staat erhalten, würde sich dadurch der Strompreis
verteuern. Um dies zu verhindern, könne der Speicher nur zur
Netzentlastung eingesetzt werden – was aber wiederum die
Wirtschaftlichkeit des Speichers verschlechtere. Hier seien neue
Bestimmungen des Gesetzgebers gefragt.

Schließlich hatte auch THWS-Bachelorand Florian Rüttiger, der aktuell
seine Abschlussarbeit bei den Stadtwerken Schweinfurt schreibt, die
Möglichkeit, seine Zwischenergebnisse und die wissenschaftliche
Herangehensweise an die Frage vorzustellen, ob ein wirtschaftlich
betriebener Speicher gleichzeitig auch netzdienlich sein kann. Die
Anwendung der Methodik stellte er anhand eines aktuellen Speicherprojekts
in Schweinfurt vor.