Zeitalter Künstliche Intelligenz: Wie Bernhard Schölkopf die Zukunft der KI mitgestaltet
Künstliche Intelligenz (KI) verändert unsere Gesellschaft
rasant. Bernhard Schölkopf ist einer der führenden Forscher auf diesem
Gebiet. Im neuen Videoporträt der Hector Fellow Academy spricht er über
Chancen und Risiken der KI sowie ihre Anwendungen in den Wissenschaften.
Bernhard Schölkopf ist Direktor am Max-Planck-Institut für Intelligente
Systeme, Professor an der ETH Zürich und Gründungsdirektor des ersten
ELLIS-Instituts (European Laboratory for Learning and Intelligent Systems)
in Tübingen. Seit 2018 ist er Mitglied der Hector Fellow Academy.
Künstliche Intelligenz (KI) ist längst nicht mehr nur Science-Fiction –
sie ist eine technologische Revolution, die unsere Gesellschaft
grundlegend und in rasantem Tempo verändert. Doch was unterscheidet sie
von früheren industriellen Umbrüchen? Der renommierte Mathematiker und
Physiker Bernhard Schölkopf ist ein Pionier auf dem Gebiet des
Maschinellen Lernens und der Künstlichen Intelligenz. Als Direktor am Max-
Planck-Institut für Intelligente Systeme Tübingen und Professor an der ETH
Zürich erforscht er Grundlagen und Anwendungen dieser
Schlüsseltechnologie. Er ist überzeugt, dass Künstliche Intelligenz unser
Leben nachhaltiger verändern wird als jede technologische Umwälzung zuvor.
Während frühere industrielle Revolutionen vor allem durch Fortschritte in
der Energiegewinnung geprägt waren, steht laut Schölkopf diesmal die
Verarbeitung und Nutzung von Informationen im Mittelpunkt. „Ich würde
sagen, dass die jetzige dichter am Kern dessen ist, was uns als Menschen
ausmacht, weil wir – ich glaube nicht, dass wir stolz darauf sind, dass
wir besonders gut Energie verarbeiten können, wir denken nicht, dass wir
stärker sind als andere Tiere oder schneller rennen können. Aber wir
glauben, dass wir klüger sind, dass wir besser Informationen verarbeiten
als Tiere.“
Lernen oder logisches Denken galten lange als eine typisch menschliche
Fähigkeiten. Heute sind auch Maschinen in der Lage, komplexe Muster zu
erkennen oder eigenständig Entscheidungen zu treffen. Sie können sogar
weit komplexere und größere Datenmengen analysieren als es Menschen
möglich ist. Bernhard Schölkopf beschäftigt sich in seiner Forschung
einerseits mit Modellen, die Daten in Mustern erkennen und Ursache und
Wirkung verstehen können. Andererseits liegt ihm die Anwendung von
Künstlicher Intelligenz in den Wissenschaften und insbesondere in der
Astronomie am Herzen. In der Forschung zu Exoplaneten und
Gravitationswellen kann Künstliche Intelligenz völlig neue Perspektiven
eröffnen.
Auch das Promotionsprojekt von Maximilian Dax ist in diesem Bereich
angesiedelt. Maximilian Dax ist Nachwuchswissenschaftler der Hector Fellow
Academy und wird in seinem Forschungsvorhaben von Bernhard Schölkopf
betreut. „Ich arbeite ja vor allem im wissenschaftlichen Bereich, also im
"KI für wissenschaftliche Entdeckung" (…) und in diesem Bereich gibt es
zahlreiche Anwendungen. Tatsächlich beispielsweise hatten wir kürzlich
hier am Max-Planck-Institut ein Projekt zur Charakterisierung von
Atmosphären von Exoplaneten,“ erklärt der junge Wissenschaftler.
Doch KI wirft nicht nur technische, sondern auch gesellschaftliche Fragen
auf. Wie beeinflusst sie unsere Meinungsbildung? Welche Rolle spielt sie
in der Politik? Und besteht tatsächlich die Gefahr, dass Maschinen eines
Tages die Kontrolle übernehmen? Schölkopf plädiert für einen
verantwortungsvollen Umgang mit KI, um Risiken zu minimieren und Chancen
bestmöglich zu nutzen. „Für mich ist im Moment, dieses hypothetische
Risiko, dass diese Systeme plötzlich die Weltherrschaft übernehmen und uns
kontrollieren, weil sie klüger sind als wir - das ist für mich ein
Science-Fiction Szenario, was ich für gefährlich halte, weil es uns von
den eigentlichen Problemen ablenkt. Wir müssen uns auf die realistischeren
Probleme konzentrieren, die in der näheren Zukunft sind.“ Europa muss laut
Schölkopf eine führende Rolle in der KI-Forschung einnehmen. Mit seinem
Engagement als Gründungsdirektor des ELLIS-Instituts (European Laboratory
for Learning and Intelligent Systems) aber auch mit seinen verschiedenen
Projekten trägt Bernhard Schölkopf entscheidend dazu bei, die KI-Expertise
in Europa zu stärken und sicherzustellen, dass diese bahnbrechende
Technologie im Sinne der Gesellschaft gestaltet wird.
Die Hector Fellow Academy veröffentlicht in regelmäßigen Abständen
Videoporträts über die Wissenschaftler*innen ihres Netzwerks. Die Videos
geben allgemeinverständliche Einblicke in die vielseitigen
Forschungsprojekte der Hector Fellows und der
Nachwuchswissenschaftler*innen
Möglichkeit, die Hector Fellow Academy besser kennenzulernen.
Über die Hector Fellow Academy
Im Jahr 2013 hat Hans-Werner Hector, einer der Gründer des
Softwareunternehmens SAP, die Hector Fellow Academy ins Leben gerufen.
Sein Ziel: den Forschungs- und Wissenschaftsstandort Deutschland zu
stärken, zukunftsweisende gesellschaftspolitische Diskurse in Gang zu
setzen und zur Lösung globaler Herausforderungen beizutragen. Mittlerweile
haben 33 herausragende Forscher*innen aus den Natur- und
Ingenieurwissenschaften sowie aus Medizin und Psychologie den einmal
jährlich vergebenen Hector Wissenschaftspreis erhalten. Die
Preisträger*innen waren zum Zeitpunkt ihrer Ehrung an einer deutschen
Universität oder Forschungseinrichtung tätig. Die Wissenschaftsakademie
bietet diesen Hector Fellows nicht nur eine Plattform zum Austausch und
Förderung für gemeinsame interdisziplinäre Forschungsprojekte. Sie hat es
sich auch zur Aufgabe gemacht, den Erfahrungsschatz ihrer Mitglieder an
die nächste Generation weiterzugeben. Dazu finanziert die Hector Fellow
Academy Promotionsstellen von Absolvent*innen mit überdurchschnittlichem
Master-Abschluss und hat den Hector Research Career Development Award
(Hector RCD Award) ins Leben gerufen.