Mit mehr Wissen(schaft) zu mehr Artenvielfalt: Neue Beratungsstelle am Botanischen Garten Berlin gestartet
Von der städtischen Grünanlage bis zur Kleingarten-Parzelle – die neue
Botanische Beratungsstelle ist ab sofort für Bürger*innen und Bezirke da,
denen Biodiversität am Herzen liegt.
Wie lässt sich Berlin naturnah
begrünen? Was können wir alle tun, damit unsere Grünflächen biodiverser
werden? Welche Rolle spielen dabei regionales Saatgut und gebietseigene
Pflanzen? Diesen Fragen widmet sich der neue kostenlose Service am
Botanischen Garten Berlin. Die Beratung verbindet die gärtnerische
Expertise der Institution mit den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft.
Gefördert wird das Projekt von der Senatsverwaltung für Mobilität,
Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU).
Berlin zählt zu den grünsten Hauptstädten Europas – aber wie geht es
eigentlich den „Berliner (und Brandenburger) Pflanzen“? Leider nicht allzu
gut: Von den über 1.500 heimischen Farn- und Blütenpflanzen gilt ein
Sechstel als ausgestorben oder verschollen. Ein Drittel der restlichen
Arten ist gefährdet. Hier können wir alle durch unser Handeln etwas
bewirken. „Wenn wir auf unseren städtischen Flächen keine austauschbare
,Blühkultur aus dem Baumarkt‘ haben wollen, dann müssen wir jetzt
gemeinsam handeln. Dafür brauchen wir in der Breite der Berliner
Stadtgesellschaft mehr Wissen über botanischen Artenschutz“, so Thomas
Borsch, Direktor des Botanischen Gartens Berlin. „Mit unserer neuen
Beratungsstelle setzen wir genau da an. Wir freuen uns auf den Austausch
mit den Berlinerinnen und Berlinern, ebenso wie auf den Dialog mit den
Bezirken der Stadt – und verstehen unser Engagement als einen Baustein der
aktiven Umsetzung der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt.“
Botanische Beratung für Berlin
Leiterin der neuen Beratungsstelle „Urbane Biodiversität, Stadtökologie
und Botanischer Artenschutz“ (Botanische Beratungsstelle) ist Stadtgrün-
Expertin Philine Zieschang. Sie sieht ihrer Aufgabe mit Spannung und
Freude entgegen: „Es wird allerhöchste Zeit, dass wir uns verstärkt und
gemeinsam gegen das Artensterben und damit gegen den Verlust der
Biodiversität in unserer Stadt stemmen. Und das ganz konkret, zum Beispiel
mit der Verwendung von geeignetem Saatgut. Denn Saatgut ist nicht gleich
Saatgut. Nicht alle Wildblumen-Samen – auch wenn sie ,Bienenfreude‘ heißen
– sollten bedenkenlos irgendwo ‚hingestreut‘ werden. Viele möchten helfen
und einige richten unbewusst dann eher Schaden an. Wir wollen daher auch
die vielen engagierten Hobbygärtner*innen unterstützen, die sich schon
heute mit Fragen an uns wenden.“
Botanischer Artenschutz mit dem Blick der Wissenschaft
Als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis widmet sich die neue
Beratungsstelle der urbanen Biodiversität und Stadtökologie sowie dem
Artenschutz der Pflanzenwelt. Dabei fließen Erkenntnisse der Wissenschaft
in die praktischen Empfehlungen ein: „Unser wissenschaftliches Kompetenz-
Team hinter der Beratungsstelle gibt sein geballtes Know-how weiter – von
der Dahlemer Saatgutbank bis hin zur aktuellen genetischen Forschung“,
erläutert Borsch. „In Kombination mit dem gärtnerischen Wissen unserer
nahezu 350-jährigen Institution und unseren Erfahrungen im praktischen
Artenschutz durch Projekte wie das bundesweite Wildpflanzen-Schutzprojekt
‚WIPs-De‘ können wir einen echten und einzigartigen Mehrwert für den
botanisch-en Artenschutz im Land Berlin leisten.“
Die Förderung von Wissen rund um „regionales Saatgut und gebietseigene
Pflanzen“ ist ein erstes Pilotprojekt der Beratungsstelle. So soll das
Bewusstsein der Stadtgesellschaft für naturnahe Lebensräume im urbanen
Bereich gestärkt werden. Hierfür sind neben der Beratung auch mehrere
Workshops mit unterschiedlichen Zielgruppen im Sommer und Herbst 2025
geplant. Die „Beratungsstelle Urbane Biodiversität, Stadtökologie und
Botanischer Artenschutz“ am Botanischen Garten Berlin ist neben der
Beratungsstelle der Stiftung Naturschutz Berlin eine von zwei neuen
Beratungsstellen, die sich dem Erhalt der Biologischen Vielfalt in der
Hauptstadt verschrieben haben. Die beiden Institutionen haben in 2024 ein
Memorandum of Understanding mit dem Ziel gemeinsamer Projekte in Berlin
unterzeichnet. Beide Beratungsstellen werden gefördert von der
Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU).
Sie sind Teil der Umsetzung, der 2012 ins Leben gerufenen Berliner
Strategie zur Biologischen Vielfalt.
Mit nahezu 20.000 Pflanzenarten ist der Botanische Garten Berlin der
größte in Deutschland und zählt zu den bedeutendsten weltweit. Auf 43
Hektar Freigelände und in fünfzehn Gewächshäusern erhalten Besucherinnen
und Besucher faszinierende Einblicke in die Welt der Botanik. Als
Knotenpunkt der internationalen Biodiversitätsforschung sowie als Ort der
Wissensgenerierung und -vermittlung beschäftigt der Botanische Garten mehr
als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit dem Botanischen Museum
verfügt er über Deutschlands einzigartige museale Einrichtung, die sich
der Vielfalt der Pflanzenwelt, ihrer Bedeutung und der Darstellung ihrer
Kultur- und Naturgeschichte widmet. Seit 1995 gehört die Einrichtung zur
Freien Universität Berlin.
Der Botanische Garten Berlin ist BO Berlin – Internationales
Wissenszentrum der Botanik. Ein einzigartiger Ort, der Botanik in allen
Facetten erlebbar macht.