Spanner und Spinner werden von der Landesanstalt überwacht
Das Waldschutzteam der Bayerischen Landesanstalt für Wald und
Forstwirtschaft (LWF) überwacht die Entwicklung von zwei
Schmetterlingsarten in Eichenwäldern:
Frostspanner und Schwammspinner.
Sollten in einem Sommer die Raupen dieser beiden Arten in Eichenkronen
fressen, werden das einige der Bäume nicht überleben.
Frostspanner sind eine eher unscheinbare Nachtfalterart: Während die
Männchen nachtaktiv sind, können die Weibchen nicht fliegen. Somit
beobachtet man diese Art nicht einfach zufällig. Daher fallen Sie den
meisten Menschen vermutlich kaum auf. Für das wissenschaftliche Monitoring
macht man sich die Flugunfähigkeit aber zu Nutze: Mit Leimringen kann man
die an den Stämmen hochkrabbelnden Weibchen fangen und zählen.
Der Schwammspinner leben etwas auffälliger: Die Falter sind tagaktiv und
verdecken Ihre Eigelege in einer gelbbraunen Afterwolle. Dadurch bekommen
diese ein schwammartiges Aussehen, was der Art ihren Namen einbrachte.
Die Raupen beider Arten haben Eichenblätter zum Fressen gern.
Frostspannerarten fressen aber nur bis Anfang Juni. Den Verlust an
Blattmasse gleichen Eichen durch ihre hohe Regenerationsfähigkeit mit der
Bildung von Ersatz- oder sogenannten Johannistrieben (benannt nach dem
Johannistag am 24. Juni) aus. Die Fraßzeit des Schwammspinners ist dagegen
deutlich länger.
Eine unheilvolle Mischung entsteht, wenn es zu einer Massenvermehrung
beider Arten im selben Jahr kommt, was zuletzt 1993 geschah. Die Eichen
bildeten nach dem Fraß der Frostspanner einen Nottrieb, den die Raupen der
Schwammspinner im Juli auffraßen. Sie konnten die Bäume also auch danach
kaum Photosynthese betreiben und mussten weitere Notreserven aufbrauchen.
Im folgenden Jahr bleibt dann nur wenig Kraft, um im Holz die essenziellen
Leitungsbahnen anzulegen. Das allein kann zum Absterben der Eichen führen.
Bei Vorschädigungen durch Trockenheit steigt das Risiko.
Auf die Frage, warum das aktuell besonders bedeutsam ist, ergänzt Dr.
Peter Pröbstle, Präsident der LWF: „Die Eiche ist unsere wichtigste
heimische Laubbaumart für zukunftsfähige Wälder, kommt sie doch im
wärmeren Klima vergleichsweise gut zurecht. Außerdem beherbergen
Eichenwälder sehr viele seltene Tierarten und sind daher für den Natur-
und Artenschutz enorm wertvoll. Der Anteil der Eiche wird im Zukunftswald
weiter zunehmen und es gilt, das schrittweise Absterben der wertvollen
Eichenwälder zu vermeiden.“
Die LWF überwacht daher bereits seit den 1990er Jahren die Dichten der
Schwammspinner mit Pheromonfallen. Im Spätsommer 2024 wurde das Monitoring
an über 50 Orten in Nordbayern durchgeführt. Im Vergleich der Anflugzahlen
männlicher Falter kann man erkennen, wenn sich die Populationsdichten
erhöhen.
Und tatsächlich kann man seit dem Jahr 2022 eine schrittweise Erhöhung
sehen. „Die Monitoringfänge zeigen, dass wir in Richtung einer
Massenvermehrung laufen – noch nicht in 2025, aber doch in den kommenden
Jahren“, so befürchtet Dr. Hannes Lemme, der als Biologe an der LWF für
das bayernweite Monitoring vieler potenziell waldschädlicher Insekten
verantwortlich ist.
Im letzten Herbst hat die LWF nunmehr auch das das Monitoring der
Frostspanner in Frankens Eichenwäldern deutlich ausgeweitet, um genau
sagen zu können, wer sich tatsächlich alles an den Blättern der Eiche zu
schaffen macht. Entscheidend für eine Schadprognose ist dann der
Jahresvergleich. Die Fangzahlen aus diesem Jahr bilden dafür die
Grundlage: „Im kommenden Jahr sehen wir dann, ob die Dichten auch beim
Frostspanner ansteigen“, so Dr. Lemme.