Über Verantwortung und Handlungsfähigkeit in der ökologischen Krise – Konferenz an der Europa-Universität Viadrina
Wer übernimmt Verantwortung in der ökologischen Krise und wer ist mit
welchen Mitteln handlungsfähig, um etwas gegen sie zu tun?
Um diese Fragen
geht es bei der Konferenz „Who is in charge here? Konzeptionen von Natur,
Kultur und Agency angesichts der ökologischen Krise“ am Donnerstag, dem 3.
April, und Freitag, dem 4. April an der Europa-Universität Viadrina
Frankfurt (Oder). Internationale Forschende diskutieren, wie verschiedene
theoretische Konzepte von Natur, Kultur und Handlungsfähigkeit (Agency)
zum Umdenken in der ökologischen Krise beitragen können und welche Rolle
die Art der medialen und künstlerischen Vermittlung spielt.
Eröffnet wird die Konferenz am Donnerstag, dem 3. April, 13.00 Uhr, von
Dr. Katharina Hoppe. Die Soziologin von der Goethe-Universität Frankfurt
am Main spricht zum Thema „Ökodependenz: Zur Affirmation von
Abhängigkeiten im Anthropozän“. Zum Abschluss des Tages hält der Philosoph
Dr. Didier Debaise von der Université libre de Bruxelles ab 18.00 Uhr den
Vortrag: „From nature to precarious beings. The strange materialism of
Whitehead and Latour“.
Weitere Beiträge an den beiden Konferenztagen thematisieren unter anderem
die Grenzen des Wachstums, die Verwobenheit von Kultur und Natur sowie
Bestrebungen, Ökosysteme als Rechtspersonen anzuerkennen.
Interessierte sind eingeladen, die Konferenz zu verfolgen. Um Anmeldung
per E-Mail an
Universität Viadrina, Senatssaal (Raum 109), Große Scharrnstraße 59, 15230
Frankfurt (Oder)
Hintergrund zum Thema der Konferenz
Die ökologische Krise hat weitreichende Auswirkungen und zeigt sich auch
in Kontroversen und Debatten, die sie entfacht. Neben dem Begriff des
Anthropozäns, mit dem der maßgebliche Einfluss des Menschen auf
erdgeschichtliche Prozesse abgebildet werden soll, wird vom Kapitalozän
gesprochen. Der Begriff umschreibt die ökologische Krise als eine
unmittelbare Folge der auf Wachstum basierenden kapitalistischen Ökonomie.
Dabei ist diesen Überlegungen gemeinsam, dass sie den Menschen als
handlungsfähiges Subjekt ins Zentrum rücken und die Natur als passiv und
unter menschlicher Kontrolle sehen.
Als „Neue Materialismen“ werden verschiedene Ansätze bezeichnet, die
hierzu in Opposition treten, indem sie die klare Einteilung in aktive
Menschen und passive Natur aufheben. An deren Stelle tritt die Vorstellung
eines netzwerkartigen Verwobenseins aller existierenden Wesen. Den „Neuen
Materialismen“ zufolge wirken Menschen und Nicht-Menschliches
wechselseitig aufeinander ein und bringen immer nur gemeinsam neue
Sachverhalte hervor. Im Rahmen der Tagung werden verschiedene
materialistische Diskurse in den Blick genommen und ihre Konzeptionen von
Natur, Kultur und Handlungsfähigkeit (Agency) diskutiert.
Die Konferenz wird organisiert von Marlen Reinschke und Patrick Müller,
die an der Professur für Sozialphilosophie und der Professur für Populäre
Kulturen der Europa-Universität Viadrina promovieren.