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Antipluralistische Parteien bedrohen die Wissenschaftsfreiheit

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Der zunehmende Einfluss antipluralistischer Parteien geht oft mit einer
geringeren Wissenschaftsfreiheit im jeweiligen Land einher. Dies ist eines
der Ergebnisse des aktuellen Academic Freedom Index (AFI), der am 13. März
2025 veröffentlicht wird.

Forschende der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg (FAU) veröffentlichen den Index jährlich in
Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen des V-Dem-Instituts an der
Universität Göteborg. Er umfasst 179 Länder weltweit.

Der diesjährige Academic Freedom Index zeigt, dass acht der im Index
erfassten Länder im Jahr 2024 deutlich höhere Wissenschaftsfreiheit
aufweisen als vor zehn Jahren, während die Werte in 34 Ländern oder
Territorien gesunken sind. Zu den Ländern, in denen der Rückgang der
Wissenschaftsfreiheit statistisch und substanziell signifikant war,
gehören mehrere Demokratien, wie beispielsweise Argentinien, Finnland,
Griechenland, Israel, Portugal und die Vereinigten Staaten, um nur einige
Beispiele zu nennen. Auch in Österreich und Deutschland war der Rückgang
der akademischen Freiheit messbar, in beiden Fällen aber bleibt der
Rückgang gering und ist noch nicht substanziell signifikant, so die
Autorinnen und Autoren des Berichts. Obwohl die Wissenschaftsfreiheit in
Demokratien nach wie vor deutlich besser geschützt ist als in Autokratien,
verdeutlichen diese Beispiele, dass die Wissenschaftsfreiheit auch in
Demokratien unter Druck geraten kann. Daher konzentriert sich der
diesjährige Bericht zum Academic Freedom Index auf Länder, in denen
mehrere Parteien zur Wahl zugelassen sind.

Wahlerfolg antipluralistischer Parteien als Faktor

Das AFI 2025 Update untersucht den Wahlerfolg antipluralistischer Parteien
als plausiblen Faktor für den Rückgang der akademischen Freiheit. Die
Daten des Berichts decken einen Zeitraum von 50 Jahren ab und zeigen
folgende Korrelation: Länder, in denen antipluralistische Parteien wenig
bis gar keinen politischen Einfluss haben, weisen tendenziell ein hohes
Maß an Wissenschaftsfreiheit auf, während die Wissenschaftsfreiheit dort,
wo Antipluralisten einflussreich sind, typischerweise schwindet. Dabei
spielt die Präsenz antipluralistischer Parteien in der Opposition für
einen Rückgang der Wissenschaftsfreiheit kaum eine Rolle; die
Wissenschaftsfreiheit ist vielmehr dort gefährdet, wo antipluralistische
Parteien Teil der Regierung werden oder sind.

Spotlight: Argentinien, Polen und die Vereinigten Staaten

Anhand von drei Länderbeispielen – Argentinien, Polen und den Vereinigten
Staaten – zeigt das AFI-Update, wie antipluralistische Parteien die
Wissenschaftsfreiheit untergraben, sobald sie an der Macht sind. In allen
drei Fällen nutzten antipluralistische Politiker mit
Regierungsverantwortung auf nationaler oder bundesstaatlicher Ebene ganz
ähnliche Methoden, um mehr Kontrolle über die Wissenschaft zu erlangen,
insbesondere durch die Einschränkung der institutionellen Autonomie oder
der Freiheit der Lehre sowie durch das Streichen von Finanzierung für
Forschung, die der jeweiligen politischen Vision widerspricht. Einen
besonders bemerkenswerten Rückgang verzeichnet Argentinien, wo der AFI-
Wert innerhalb eines Jahres von einem sehr hohen Wert von 0,97 auf nur
noch 0,69 sank (auf einer Skala von 0 bis 1, niedrig bis hoch). Der Fall
Polen hingegen zeigt, dass der Rückgang der Wissenschaftsfreiheit auch
gestoppt werden kann, wenn antipluralistische Parteien die Macht
verlieren. Polen erreichte 2014, also vor den Parlaments- und
Präsidentschaftswahlen 2015, einen sehr hohen AFI-Wert von 0,98. Im Jahr
2022 war das Land dann mit einem AFI-Wert von 0,73 auf einem Tiefpunkt
angekommen. Nach den Parlamentswahlen 2023 erholte sich die
Wissenschaftsfreiheit im Land jedoch wieder und erreichte nun einen Wert
von 0,87 auf der AFI-Skala.

Datengrundlage

Das diesjährige Update des Academic Freedom Index basiert auf V-Dem Daten
der Version 15, die auf Bewertungen von 2.363 Länderexperten weltweit
zurückgreift. Die Daten decken den Zeitraum von 1900 bis 2024 ab. Alle
Daten sind öffentlich zugänglich und umfassen insgesamt mehr als eine
Million Datenpunkte auf Kodiererebene. Der aggregierte Index setzt sich
aus fünf Indikatoren zusammen: der Freiheit von Forschung und Lehre, der
Freiheit des akademischen Austauschs und der Wissenschaftskommunikation,
der institutionellen Autonomie von Universitäten, der Campusintegrität und
der akademischen und kulturellen Ausdrucksfreiheit.

Open Access und Visualisierung

Die für das AFI-Update 2025 verwendeten Daten sind für weitere Studien
frei zugänglich. Auf der Website https://academic-freedom-index.net/ gibt
es eine interaktive Visualisierung der Daten, Länderprofile und
weiterführende Informationen zum Indexprojekt, der Bericht selbst ist
unter https://academic-freedom-
index.net/research/Academic_Freedom_Index_Update_2025.pdf verfügbar.
Interessierten stehen außerdem benutzerfreundliche Grafiktools zur
Verfügung. Diese können von Forschenden, Studierenden oder politischen
Entscheidungsträgerinnen und -trägern genutzt werden.

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