Kreislaufwirtschaft für die Zukunft – Wolfsburger Forschungscampus OHLF startet ab März in neue Förderphase
Die Open Hybrid LabFactory (OHLF) in Wolfsburg hat einen bedeutenden
Meilenstein erreicht: Anfang März hat der vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungscampus die dritte
Förderperiode begonnen.
An der OHLF bündeln Volkswagen, die Technische
Universität Braunschweig, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Ostfalia
Hochschule und 35 weitere Partner ihre Expertise unter einem Dach. In
dieser einzigartigen Zusammenarbeit werden innovative Projekte entwickelt,
die darauf abzielen, praxisnahe und effiziente Lösungen für eine
nachhaltige Kreislaufwirtschaft in der Automobilbranche zu etablieren.
Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Entwicklung neuer Technologien, die
Ressourcen schonen, Recyclingprozesse optimieren und die Wiederverwertung
von Materialien verbessern. Nach einer sorgfältigen Prüfung der
Forschungs- und Zukunftsstrategie durch eine hochkarätige Fachjury wurde
die OHLF vom BMBF mit einem Fördervolumen von zehn Millionen Euro über
einen Zeitraum von fünf Jahren unterstützt. Die Verwendung der
finanziellen Mittel ist an drei signifikante Förderphasenprojekte geknüpft
und ist Teil der Initiative »Forschungscampus – öffentlich-private
Partnerschaft für Innovationen«, die im Jahr 2011 initiiert wurde. Ziel
dieser Initiative ist die Förderung innovativer Forschung an der
Schnittstelle von Wissenschaft und Industrie in einer gemeinsam genutzten
Infrastruktur. In Deutschland existieren neben der OHLF acht weitere
dieser besonderen Forschungseinrichtungen.
Die Fortführung der Förderung ist eine großartige Bestätigung für die
hervorragende Arbeit, die in den letzten Jahren an der OHLF geleistet
wurde. Sie ermöglicht es uns, den Forschungscampus strategisch
weiterzuentwickeln und neue Impulse für die Mobilität der Zukunft zu
setzen", erklärt Prof. Dr. Klaus Dilger, Vorstandsvorsitzender des OHLF
e.V.
Drei neue Förderphasen-Projekte zur Kreislaufwirtschaft:
Projekt »SaReSa«
Forschende entwickeln Methoden und Technologien, die die effiziente und
nachhaltige Verwertung von Altprodukten wie beispielsweise Altfahrzeugen,
ermöglichen. Die Materialzusam-mensetzung wird automatisiert erkannt und
parallel wird die Möglichkeit zur Weiter- oder Wiederverwendung bestimmt.
Mittels digitaler, intelligenter Demontageplanung können Industrieroboter
dann schnell und individuell auf das jeweilige Altprodukt und dessen
Zustand reagieren. Aus einem Altfahrzeug kann so eine Vielzahl wertvoller
Materialien bei der Zerlegung wiedergewonnen werden. Der angewandte,
intelligente Demontageprozess sichert dabei die ursprüngliche Qualität und
Reinheit der Materialien. Im Projekt konzentrieren sich die Forschenden
auf die digitalen Methoden und Werkzeuge zur Unterstützung der
Demontageplanung und deren ökologische und ökonomische Effizienz.
Projekt »CirProTech«
Das Hauptziel des Projekts ist die technologische Entwicklung und
Durchführung nachhaltiger, geschlossener Wiederverwendungsprozesse für
Kunststoffbauteile und kohlenstofffaserverstärkte Werkstoffe (CFK), dem
sogenannten »Closed-Loop«. Die Forschenden konzentrieren sich dafür auf
zwei Anwendungsfälle: das Recycling von Kunststoffen für den Bau neuer
Automobilbauteile und das Recycling von CFK-Strukturen für den Einsatz in
der Luft- und Raumfahrt. Eine der größten Herausforderungen ist die
Verfügbarkeit ausreichender Mengen hochqualitativem, recycelten Material,
denn oft sind diese im Fertigungsprozess mit anderen Materialien
verschmolzen, verklebt oder verpresst worden, was eine sortenreine
Trennung meist unmöglich macht. In den neuen Prozessen wird jeder Schritt
von der Analyse des Materials, der Sortierung und Aufarbeitung bis hin zur
Wiederverarbeitung untersucht. Durch die Umstellung auf
Produktionsprozesse, in denen Materialien wiederverwendet werden können,
werden zukünftig weniger Rohstoffe wie Kohlenstoff oder Erdöl und auch
Energie verbraucht. Was heute noch Industrieabfall ist, kann zukünftig im
Kreislauf verwendet werden. Unternehmen können so langfristig ihre
ökologischen Bilanzen verbessern und neue wirtschaftliche Chancen der
Nachhaltigkeit nutzen.
Projekt »conCErt«
In diesem Projekt wird ein Best-Practice-Modell für die Zusammenarbeit und
den Wissensaustausch innerhalb öffentlich-privaten Partnerschaften für die
Kreislaufwirtschaft entwickelt. Die OHLF ist in einem solchen Modell
organisiert und bietet den realen Rahmen für die praktische Erforschung
und Anwendung der Ergebnisse. Dabei spielen auch Themen wie Meetings,
Diversität und Frau-enförderung und Führungskräfteentwicklung eine
wichtige Rolle. Die gewonnenen Erkenntnisse tragen dazu bei, dass die
Forschenden Maßnahmen und Leitlinien entwickeln können, die eine
Zusammenarbeit in öffentlich-privaten Partnerschaften effektiver machen.
Alle entwickelten Maßnahmen werden arbeits- und organisationspsychologisch
begutachtet und am Ende des Projekts in regionalen und überregionalen
Netzwerken zur Verfügung gestellt.