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Delegation aus Kamerun gedenkt Ahnen an der Universität Freiburg

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Eine Delegation der Maka- und Omvang-Gemeinschaften aus Ostkamerun gedenkt
bei einer Reise nach Freiburg und Stuttgart ihren Ahnen. Die sterblichen
Überreste von fünf ihrer Vorfahren lagern seit 1907 in der Anatomischen
Sammlung der Universität Freiburg. Es handelt sich um die erste Delegation
aus Kamerun, die ihre in einer deutschen Sammlung ruhenden Ahnen besucht.

Mehr als 120 Jahre nach Ende der deutschen Kolonialherrschaft werden noch
immer viele menschliche Überreste in europäischen Museen oder anatomischen
Instituten aufbewahrt.

Ganze Skelette oder Körperteile wurden in der Folge
von Kriegen oder sogenannten Strafexpeditionen, Hinrichtungen, aber auch
von Grabplünderungen für „wissenschaftliche Zwecke“ nach Europa gebracht.
So auch die Gebeine der fünf Maka-Vorfahren, die der Kolonialoffizier
Major Hans Dominik 1907 an die Alexander-Ecker-Sammlung des Anatomischen
Instituts der Universität stiftete.

Bei ihrer Reise nach Freiburg ehrten die sieben Delegationsmitglieder
unter Vorsitz von Sa Majesté Bertrand Effoudou, Chef Supérieur der Maka-
Bebend d’Atok, ihre Ahnen mit einer Zeremonie. Danach trafen sie Prof. Dr.
Andreas Mehler und Dr. Anika Becher, vom Africa Centre for Transregional
Research, das die Provenienzforschung unter anderem zu den Vorfahren der
Maka begleitet hat. Neben einem Austausch mit Dr. Mathias Kunz, Leiter des
Universitätsarchiv, sprach die Delegation auch mit Prof. Dr. Kerstin
Krieglstein, Rektorin der Universität Freiburg, Prof. Dr. Michael
Schwarze, Prorektor für Studium und Lehre.

Repatriierung der menschlichen Überreste nach Kamerun

„Wir wollten unsere Verbindung zu unseren Vorfahren wiederherstellen. Wir
haben sie gesehen, wir haben sie berührt, wir haben mit ihnen
kommuniziert. Wir erwarten, dass wir die Wahrheit über die Verwendung der
Körper unserer Vorfahren erfahren und wie vorgegangen werden kann, um sie
nach Kamerun zurückzubringen“, sagte Sa Majesté Bertrand Effoudou nach der
Zeremonie.

Die Universität Freiburg betrachtet es als Teil ihrer historischen und
ethischen Verantwortung, menschliche Gebeine an ihre
Herkunftsgemeinschaften zurückzuführen und unterstützt ausdrücklich die
Repatriierung der menschlichen Überreste der Maka-Vorfahren.

„Leider können wir das Unrecht und das Leid, das unsere Forscher in der
Vergangenheit begangen haben, nicht wiedergutmachen. Aber wir werden alles
tun, was wir können, um die Wunden zu heilen und – wo möglich – die
Vorfahren in ihr Heimatland zurückzubringen. Wir unterstützen die
Rückführung der Vorfahren auch in der Hoffnung, dass ihr ehrendes Andenken
wiederhergestellt werden kann“, erklärte Kerstin Krieglstein.

Nachkommen hatten bisher keine Informationen über Verbleib ihrer Ahnen

Auch heute noch, mehr als 120 Jahre nach den Ereignissen, haben die
Herkunftsgemeinschaften der posthum geraubten sterblichen Überreste oft
keinerlei Informationen über den Verbleib ihrer Vorfahren. Auch die Maka-
und Omvang-Gemeinschaften in Ostkamerun wussten nicht, dass ihre Vorfahren
nach ihrem gewaltsamen Tod außer Landes gebracht wurden. In einem vom
Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanzierten Forschungsprojekt konnte
die Herkunft dieser Menschen nachgewiesen werden. Im August 2024 fand eine
Sondierungsforschung bei den Maka- und Omvang-Gemeinschaften in Ostkamerun
statt. Ein Team unter der Leitung von Professor Dr. Albert Gouaffo
(Universität Dschang) führte diese Studie im Unterauftrag des Africa
Centre for Transregional Research der Universität Freiburg durch.
Unterstützt wurde sie vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und
Kunst Baden-Württemberg.

„Wir haben jetzt im Austausch mit der Delegation die Grundlagen
geschaffen, um die Überreste der fünf Personen nach Kamerun
zurückzuführen. Es war ein wichtiges Ereignis für sie, aber auch für uns“,
ergänzte Andreas Mehler.

Im Anschluss an den Besuch in Freiburg reiste die Delegation nach
Stuttgart weiter, wo sie die baden-württembergische
Wissenschaftsministerin Petra Olschowski zum Gespräch traf. Ein weiterer
Termin war der Besuch des Linden-Museums in Stuttgart, wo zahlreiche
Kulturgüter der Maka in den Archiven lagern. Es handelt sich um die erste
Delegation aus Kamerun, die ihre in einer deutschen Sammlung ruhenden
Ahnen besucht.

Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit an der Universität Freiburg

Ein zentrales Anliegen für die Universität Freiburg ist, die Geschichte
der Alexander-Ecker-Sammlung sowie den Umgang mit sterblichen Überresten
aus kolonialen Kontexten weiterhin kritisch aufzuarbeiten und eine
Erinnerungskultur herzustellen, die auch unrühmliche Aspekte der
Universitätsgeschichte aufzeigt – dies ist bisher beispielsweise im Rahmen
verschiedene Forschungs- sowie Lehrprojekte erfolgt, beispielsweise das
von der VolkswagenStiftung finanzierte Projekt „Restitution der Würde“ und
das Eucor-Projekt „Human Remains in University Collections – Comparisons
and Entanglements“.

In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und
Kunst Baden-Württemberg hat die Universität Freiburg bereits mehrfach
menschliche Überreste aus der Alexander-Ecker-Sammlung zurückgeführt. Dazu
gehören Gebeine von 13 Iwi Kūpuna an Hawaii 2023, Gebeine von acht
Personen von Aborigines und Torres-Strait-Insulanern nach Australien 2019
sowie Gebeine von 14 Personen nach Namibia 2014. Der Repatriierungsprozess
der sterblichen Überreste der Maka-Vorfahren könnte nach einem offiziellen
Rückhabegesuch an die Regierung beginnen.

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