Zum Hauptinhalt springen

Bessere Startrampe für Professorinnen: Juristin Prof. Dr. Antje Tölle über ihren Karriereweg zur Professur

Pin It

Juristin Dr. Antje Tölle blieb ihrem Fachgebiet treu, wechselte dann vor
fünf Jahren die Branche und wurde Professorin an der Hochschule für
Wirtschaft und Recht Berlin.

Sie startete ihren Karriereweg Professur an
einer Hochschule für angewandte Wissenschaften über das
Professorinnenprogramm von Bund und Ländern.

Zur Person

Dr. Antje Tölle ist Professorin für Zivilrecht für die Öffentliche
Verwaltung an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin).
Ihre Berufung erfolgte im Rahmen des Professorinnenprogramms, gefördert
durch das Berliner Chancengleichheitsprogramm. Sie ist Expertin unter
anderem auf dem Gebiet des Agrarrechts und forscht zur Governance und
Transparenz in der öffentlichen Verwaltung. Sie ist Leiterin des
Studiengangs „Recht für die öffentliche Verwaltung“ und Vorsitzende des
Zentralen Wahlvorstands der HWR Berlin.

Frau Professor Tölle, der 1. März 2025 war ein besonderer Tag. Sie kamen
vor genau fünf Jahren über das Professorinnenprogramm an die Hochschule.
Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?

Es war tatsächlich eine spannende Reise. Ich habe mich damals auf eine
Professur beworben, die über das Professorinnenprogramm eingerichtet
wurde. Seit dem 1. März bin ich nun auf einer "ganz normalen" Professur,
die über den regulären Haushalt der Hochschule finanziert wird. Das
Programm hat mir definitiv einen Vorteil verschafft, den ich als "bessere
Startrampe" bezeichnen würde.

Inwiefern war das eine „bessere Startrampe“?

Die Professuren über das Professorinnenprogramm haben einige zusätzliche
Vorteile, wie beispielsweise eine studentische Hilfskraft, eine
wissenschaftliche Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter und die Übernahme
bestimmter zusätzlicher Sachkosten, zum Beispiel für Dienstreisen. Das
macht die Stelle attraktiver und besser ausgestattet als normale HAW-
Professuren – zumindest für eine gewisse Zeit.

Wie hat sich das positiv auf Ihre Laufbahn ausgewirkt und bringt der
Hochschule etwas?

Ich war als Akademische Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu
Berlin tätig und hatte dort davon gehört – wusste also schon um die
Vorteile. Das war für mich auf jeden Fall ein extra Anreiz für die
Bewerbung auf die ausgeschriebene Professur. Das Programm fungiert als
eine Art Inkubator. Es zeigt, wie produktiv eine Professur und neue
Professorinnen an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften sein
können, wenn man nicht zusätzlich zum Aufbau der Lehre in der Startphase
solche Hilfen selbst organisieren muss. Die zusätzlichen Mittel
ermöglichen es, sich besser auf die eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren
– vor allem in der Lehre und auch in der Forschung. Und das sind viele.

Wie wichtig ist solche eine spezielle Förderung von Frauen für die
Gleichstellung in der Wissenschaft?

Es ist enorm wichtig, dass dieses Programm weiterläuft. Frauen sind in der
akademischen Welt immer noch unterrepräsentiert. Zwar gibt es auch
Fachgebiete, in denen viele Frauen lehren und forschen, aber insgesamt ist
hier noch viel Luft nach oben. Das Programm bietet eine wichtige
Unterstützung auf dem Weg zur Professur – zumal einer Professur an einer
Hochschule für angewandte Wissenschaften. Viele Jungakademiker*innen haben
diese gar nicht auf dem Radar, weil sie in Universitäten sozialisiert
wurden.

Sie waren auch Testimonial für die Evaluation des Programms. Bleiben bei
den beschriebenen Vorteilen noch Wünsche offen?

Ich würde mir ein Netzwerk aus und für Frauen wünschen, die ebenfalls im
Rahmen des Professorinnenprogramms ihre Karriere als Professorin gestartet
haben. Der Austausch und die gegenseitige Unterstützung könnten sehr
wertvoll sein. Und wir könnten unsere Erfahrung weitergeben an die, die
nach uns kommen.

Welche konkreten Vorteile hat das Programm für die wissenschaftliche
Arbeit?

Die Sachmittel aus dem Programm ermöglichen zum Beispiel die Publikation
von wissenschaftlichen Aufsätzen in Fachliteratur, auch in Disziplinen, wo
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dafür bezahlen müssen. Es ist
eine Unterstützungsleistung, die es erleichtert, in die Produktion von
Drittmitteln reinzukommen. Solche Unterstützung kann übrigens jeder Mensch
gebrauchen, unabhängig vom Geschlecht.

Wie blicken Sie auf Ihre Entscheidung für diesen Karriereweg zurück?

Ich bin nach wie vor sehr froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Die
zusätzliche Starthilfe durch das Programm war sehr wertvoll. Ich schätze
die Flexibilität der Arbeitszeit und die Möglichkeit, im Rahmen der
Gegebenheiten zu entscheiden, womit ich mich wissenschaftlich beschäftige.
Das gleicht die Nachteile aus, die zum Beispiel durch die im Vergleich zu
Universitäten doppelt so hohe Lehrbelastung an HAWs gegeben sind.

Was macht für Sie den besonderen Reiz des Berufs der Professorin aus?

Ich bin eine eigenständige Denkerin und mache super gerne Forschung. Die
Wissenschaft bietet mir die Möglichkeit zum Perspektivwechsel, zum
Beispiel kann ich jetzt Gutachten erstellen – für meine Kolleginnen und
Kollegen in der Justiz. Die Professur gibt mir Gelegenheit, Wissenschaft
anders darzustellen und die Forschungslandschaft, die man erlebt, zu
gestalten. Zudem kann man Nachwuchswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler im frühen Karrierestadium unterstützen. Und man kann
Herausgeberin von wissenschaftlichen Zeitschriften werden. An erster
Stelle steht aber natürlich die Lehre.

Lehre als ein Herzstück Ihrer Arbeit – kann man „trockene“ Rechtsthemen
lebendig vermitteln?

Auf jeden Fall! Es macht mir unglaublich viel Spaß, mit jungen Menschen zu
arbeiten und ihr Interesse für die Rechtswissenschaften zu wecken. Ich
versuche, meine Begeisterung für das Fach zu vermitteln und gleichzeitig
den Stoff so aufzubereiten, dass er leichter zugänglich wird. Ich stelle
sicher, dass meine Studierenden mindestens einmal pro Vorlesung oder
Seminar lachen. Selbst in einem so ernsten Gebiet wie den
Rechtswissenschaften lässt sich mit ein bisschen Humor viel erreichen. Die
Studierenden lernen leichter, wenn sie entspannt sind und Spaß haben. Es
ist erstaunlich, wie gut sich komplexe juristische Konzepte mit einem
Augenzwinkern vermitteln lassen. Das macht nicht nur mir Freude, sondern
motiviert auch die Studierenden, sich intensiver mit dem Stoff
auseinanderzusetzen.

Sie sind ja auch außerhalb der Hochschule sehr aktiv. Können Sie uns dazu
etwas erzählen?

Ja, ich beschäftige mich vor allem mit Landwirtschaftsrecht und bin auf
diesem Gebiet Sachverständige in drei Landesparlamenten. Ich war auch zu
einer Anhörung im Bundestag als Expertin geladen. Außerdem bin ich DAAD-
Programmgutachterin. Aber auch innerhalb der Hochschule übernehme ich
Ämter, bin Vorsitzende des zentralen Wahlvorstandes. Diese Aktivitäten
außerhalb meines direkten Fachbereichs machen mir großen Spaß und
bereichern meine Arbeit.

Frau Prof. Tölle, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Sylke Schumann, Pressesprecherin der Hochschule für
Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin).

Die weltoffene Leuchtanstadt Luzern am Vierwaldstättersee freut sich auf Ihren Besuch

Die Region Sempachersee im Herzen der Schweiz freut sich auf hren Besuch