Was uns an Sprache fasziniert
Veranstaltungsreihe von Sonderforschungsbereich und Volkshochschule
Wie äußert sich sprachliche Kreativität in Alltagssituationen? Kann KI-
generierte Sprache kreativ sein?
Wovon hängt es eigentlich ab, ob ein
kreativer Sprachgebrauch zum Allgemeingut wird? Und warum sind gerade
vierjährige Kinder wahre Sprachgenies? Fragen wie diese stehen im Zentrum
der Veranstaltungsreihe „Faszination Sprache“, zu der die
Wissenschaftler*innen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1646 der
Universität Bielefeld ab dem 10. März in die Volkshochschule (VHS)
Bielefeld einladen.
„Die Ampel hat fertig!“ Das harsche Urteil in deutschen Medien über die
kürzlich vorzeitig beendete Regierungskoalition greift einen inzwischen
legendären Satz von Giovanni Trapattoni auf. Vor 27 Jahren machte der
damalige Trainer des FC Bayern München seinem Ärger über die schlechte
Leistung seiner Mannschaft in einer fulminanten Wutrede Luft, die er mit
den Worten beendete: „Ich habe fertig!“ Grammatikalisch eher ungewöhnlich,
erfuhr die Formulierung eine erstaunliche Konjunktur von der
Sportberichterstattung über die Populärkultur bis zur aktuellen
politischen Kommunikation.
Mitforschen und Sprache entdecken
Das Beispiel steht für viele andere. Sie zeigen, so Professor Dr. Ralf
Vogel, geschäftsführender Sprecher des SFB: „Erneuerung und
Erfindungsreichtum sind im Sprachgebrauch alltäglich und schlagen manchmal
eine überraschende Richtung ein. Das liegt daran, dass sprachliche
Kreativität sich in der sozialen Interaktion entfaltet.“ Vogel eröffnet
die neue Veranstaltungsreihe am 10. März.
Die Forschenden wollen in ihrer Reihe in der VHS in direkten Austausch mit
allen Sprachinteressierten kommen. Neben kurzen Impulsen aus der
Forschung, Fragerunden und offenen Diskussionen wird es verschiedene
Möglichkeiten zum Mitforschen geben. Dabei wird schnell klar werden, dass
jede und jeder Expert*in für sprachliche Kreativität ist.
Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos. Sie finden jeweils im
Murnau-Saal der VHS (Ravensberger Park) von 18 Uhr bis 20 Uhr statt. Die
Anmeldung erfolgt über das Portal der VHS. Die Termine im Einzelnen:
„Sprache und Kreativität: Wie passt das zusammen?“ am 10. März
Wie kreativ ist unsere Alltagssprache? Wo gehen wir über das Gewohnte,
„Richtige“ hinaus – ohne dass wir es bemerken? In der ersten Veranstaltung
geht es darum, was passiert, wenn uns die Grammatik dazu zwingt, die
Regeln neu zu erfinden.
„Wer ist kreativer, ChatGPT oder ich?“ am 28. März
Worin liegen die Unterschiede zwischen KI-generierter und menschlicher
Sprache? Und wie kreativ ist KI-generierte Sprache überhaupt? Dieser Frage
gehen die Veranstalter*innen und die Teilnehmenden mit web-basierten
Experimenten und einem interaktiven Spiel mit einem Chatbot nach. Für die
Teilnahme ist ein mobiles Endgerät nötig.
„Wovon hängt ab, ob kreativer Sprachgebrauch gelingt?“ am 12. Mai
Sprachliche Kreativität ist eine Grundvoraussetzung für Sprachwandel. Wenn
die Neuerungen von einer immer größeren Anzahl Personen übernommen werden,
verändert sich Sprache. Dabei ist nicht entscheidend, ob der Prozess
bewusst oder unbewusst erfolgt. Aber wovon hängt es dann ab? Das soll an
Beispielen aus unterschiedlichen Sprachen gemeinsam herausgefunden werden.
„Wie kreativ sind Kinder im Spracherwerb?“ am 16. Juni
Kinder sind wahre Sprachgenies – manchmal kommen sie mit überraschenden
Begriffen und Aussagen. Aus ihren Entdeckungen lässt sich viel darüber
erfahren, wie sie Sprachen lernen und wie sie dabei unterstützt werden
können. In der letzten Veranstaltung in diesem Semester führen die
Forschenden ihr Publikum in die Welt des frühen Sprachlernens ein – ein
Thema, das sowohl für Eltern als auch für alle anderen spannend und
unterhaltsam ist.
Forschende entschlüsseln kreative Sprachmuster
Das Teilprojekt „Ö“ des SFB kuratiert und koordiniert die
Veranstaltungsreihe. Die Inhalte der ersten vier Termine werden von den
Teilprojekten A01, A04, A06, B02 und C04 des SFB vorbereitet und von den
Forschenden jeweils vor Ort umgesetzt. Das Teilprojekt „Ö“ unterstützt sie
dabei in verschiedenen Beteiligungsformaten, die den Bürger*innen
ermöglichen, sich in die sprachwissenschaftliche Forschung einzubringen –
von der Diskussion über Forschungsfragen bis zur Bewertung der
Projektergebnisse.
Der Sonderforschungsbereich „Sprachliche Kreativität in der Kommunikation“
(SFB 1646) erforscht die Anpassungsfähigkeit der Sprache in 16
Teilprojekten mit mehr als 70 Wissenschaftler*innen aus Linguistik,
Psychologie, Philosophie, Informatik und Medienwissenschaft. Die
Forschenden analysieren Phänomene auf allen Ebenen der Sprachbetrachtung,
von der Lautbildung bis zur Bedeutung, einschließlich nonverbaler
Kommunikation. Neben individuellen Unterschieden wird auch kreativer
Sprachgebrauch in Situationen wie dem Fremdsprachenlernen oder bei
Menschen mit Sprachstörungen untersucht.