Energie- und Mobilitätswende – nur was für Männer?
Frauen sind heute beim Zugang zu klimafreundlichem Wohnen und
klimafreundlicher Mobilität benachteiligt. Bei den Kosten für Wärme, Strom
und Mobilität sind Frauen finanziell stärker belastet als Männer,
besonders wenn sie zur Miete wohnen.
Das betrifft insbesondere
alleinerziehende Mütter und Rentnerinnen, aber auch Frauen in anderen
Lebenssituationen. Gezielte Unterstützungsmaßnahmen für Haushalte mit
geringem oder mittlerem Einkommen können demnach Frauen zugutekommen, da
sie mehrheitlich solchen Haushalten vorstehen.
Dazu gehört die Sanierung älterer Mehrfamilienhäuser und die
Heizungsumstellung auf erneuerbare Energien ebenso wie vergünstigte
Angebote für den öffentlichen Nahverkehr, den Frauen ebenfalls
überproportional nutzen.
Diese und weitere Ergebnisse zur geschlechtergerechten Gestaltung der
Energie- und Mobilitätswende stellt das Öko-Institut im Rahmen einer
Expertise für den Vierten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung vor.
„Die Belastungsunterschiede zwischen Männern und Frauen können sich bei
der weiteren Umsetzung der Energie- und Mobilitätswende noch verstärken,
insbesondere durch den künftig weiter steigenden CO2-Preis“, betont Tanja
Kenkmann, Energieexpertin und Projektleiterin am Öko-Institut. „Um hier
für einen fairen Ausgleich zu sorgen, muss es auch für einkommensschwache
Haushalte möglich sein, den Verbrauch fossiler Energieträger zu reduzieren
und verstärkt klimafreundliche Mobilität zu nutzen.“
Kostenbelastungen beim Wohnen und bei der Mobilität unterschiedlich
Alleinlebende und alleinerziehende Frauen haben höhere Wohnkosten als
Männer oder Paare. So zahlen alleinlebende Frauen mehr als sieben Prozent
ihres Einkommens allein für Heizung und Strom, alleinerziehende Mütter
sogar knapp acht Prozent, und das bei deutlich geringerem Einkommen. Bei
alleinlebenden Männern sind es bei höheren Einkommen weniger als sechs
Prozent. Somit sind zwar die absoluten Ausgaben für Miete, Strom und
Heizung bei Frauen geringer, weil sie häufiger in kleineren Wohnungen
leben – unterm Strich bleibt ihnen jedoch deutlich weniger am Monatsende.
Auch bei den Mobilitätsmustern zeigen sich Unterschiede zwischen den
Geschlechtern. So wenden Väter deutlich mehr Zeit für dienstliche Wege
auf, Mütter dagegen für Hol- und Bringdienste sowie für Einkäufe und
Erledigungen. Dabei nutzen Frauen häufiger Bus und Bahn (19 Prozent) oder
gehen zu Fuß (24 Prozent) als Männer (16 und 18 Prozent). Demzufolge haben
Männer im Schnitt höhere Mobilitätskosten, allerdings bei höheren
Einkommen. Alleinerziehende Mütter dagegen können sich 2,5-mal so häufig
kein Auto leisten wie die Haushalte der Gesamtbevölkerung.
Sozial benachteiligte Haushalte unterstützen heißt: Frauen entlasten
Eine wesentliche Möglichkeit, um sozial benachteiligte Haushalte, darunter
alleinerziehende Eltern und insbesondere Frauen sowie alleinwohnende
Seniorinnen, besser zu stellen, ist die energetische Sanierung von
Mietwohnungen. Diese Gruppen wohnen überproportional häufig in
Mietwohnungen und profitieren daher direkt durch Energieeinsparungen, die
nach Sanierung und Heizungsumstellung zu Buche schlagen, sofern die
Kaltmiete nach der Sanierung nicht zu stark ansteigt. Der
Kaltmietenanstieg kann durch gezielte Förderung limitiert werden.
Auch andere Fördermaßnahmen für Haushalte mit wenig Einkommen, wie
Stromsparberatung im Haushalt und Förderung beim Austausch von Geräten mit
einem hohen Stromverbrauch oder auch Zuschüsse für Geringverdiener*innen
beim Leasing von Elektrofahrzeugen, kommen direkt bei Frauen an.