Eine klimaneutrale Chemie im Visier – Start für Leibniz-Transferlabor und neue Themengruppe am LIKAT

Am Leibniz-Institut für Katalyse in Rostock hat ein neues Labor für die
Entwicklung von CO2- und klimaneutralen chemischen Prozessen seine Arbeit
aufgenommen.
Es heißt korrekt „Leibniz-Transferlab für nachhaltige
Energie- und Stofftransformationen (LTLNES)“ und ermöglicht u.a.
Materialsynthesen sowie Langzeittests von Katalysatoren im
Technikumsmaßstab als Brücke zwischen Laborexperiment und
Industrieverfahren. Für Beschaffung und Betrieb der Anlagen erhielt das
LIKAT eine sogenannte kleine strategische Institutserweiterung. Dieser
Erweiterung der Grundfinanzierung hatten Bund und Länder bereits
zugestimmt.
Am LIKAT ging nun der Bewilligungsbescheid für Fördermittel von jährlich
1,25 Millionen Euro ein. Die Mittel decken Dreiviertel der Kosten für das
Transferlab von insgesamt 1,7 Millionen Euro. Die Differenz bringt das
Institut aus eigenen Mitteln auf.
Die Institutserweiterung sieht auch eine neue Themengruppe vor, die von
LIKAT-Chemiker Dr. Christoph Wulf geleitet wird und deren Aufbau mit dem
Bescheid nun ebenfalls möglich wird. Ziel der Forschung sind Technologien,
mit denen der Energie- und Wertstoffsektor künftig auf Erdgas, Öl und
Kohle verzichten und sich auf erneuerbare Rohstoffe umstellen kann. Dr.
Wulf: „Die Vision ist letztlich eine Kreislaufwirtschaft, die CO2-neutral
funktioniert und mit nachhaltigen chemischen Prozessen weder Klima noch
Umwelt gefährdet.“
Seine Gruppe wird u.a. erkunden, wie sich das Klimagas CO2 selbst als
Ausgangsstoff für chemische Prozesse nutzen lässt. Zum Beispiel können mit
Kohlendioxid und grünem Wasserstoff E-Fuels produziert werden. Gemeinsam
mit Bereichsleiter Dr. David Linke, der auch das Technikum am LIKAT leitet
und über eine langjährige Expertise im Bereich der Reaktionstechnik
verfügt, sollen mit dem Team entsprechende Pilotanlagen geplant und
konstruiert werden.
Das Kohlendioxid dafür will Christoph Wulf aus verschiedenen Quellen
gewinnen, etwa aus Biogas und aus der Atmosphäre. Der Chemiker plant
deshalb eine eigene Abscheidungsanlage zu installieren und später mit
Kooperationspartnern weitere Anlagen zu entwickeln, die an sogenannten
Punktquellen, wie sie z.B. Biogasanlagen darstellen, laufen können.
Geplant ist ferner, grünes Kerosin auf der Basis von grünem Wasserstoff zu
produzieren sowie grünes Methanol kosteneffizient zu gewinnen und
weiterzuverarbeiten, z.B. zu Schiffstreibstoff. Der Wasserstoff wird im
LIKAT über grünen Strom von der eigenen Photovoltaikanlage mittels
Wasserelektrolyse hergestellt. Im Grunde handelt es sich um den Einstieg
der Chemie in eine klimaneutrale Produktion höherwertiger
Kohlenwasserstoffe und Chemikalien, was Deutschland in seinen Klimazielen
unterstützt und den Industriestandort sichern hilft.
Die nachhaltigen Verfahren und Technologien erfordern völlig neue
Katalysatoren, deren Grundlagen das weltweit renommierte Leibniz-Institut
erforscht. CO2 ist, wie Dr. Wulf erläutert, ein äußerst reaktionsträges
Gas, das sich nur auf katalytischem Wege mit anderen Stoffen zu neuen
Produkten verbindet. „Das ist unsere Expertise!“
Die Themengruppe von Christoph Wulf kann sich auch auf Resultate aus dem
Projekt „Forschungsfabrik Wasserstoff MV“ stützen, das seit 2022 im
Verbund von LIKAT, Rostocker Fraunhofer-IGP und INP Greifswald läuft. Sie
wird am Ende acht Stellen umfassen.