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Dünne Chips und robuste Substrate – Schlüsseltechnologien für eine kosteneffiziente Siliziumkarbid-Leistungselektronik

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Siliziumkarbid bietet für die Leistungselektronik erhebliche technische
Vorzüge – ein Nachteil sind nach wie vor die Kosten.

Im Forschungsprojekt
»ThinSiCPower« entwickelt ein Konsortium von Fraunhofer-Instituten
Schlüsseltechnologien, mit denen Materialverbrauch und Bauelementdicke
reduziert und gleichzeitig die thermomechanische Stabilität der
aufgebauten SiC-Chips erhöht wird. Die erzielten Einsparungen sollen dazu
beitragen, die Markterschließung für effiziente SiC-Leistungselektronik
weiter zu beschleunigen.

Die Halbleitertechnologie auf der Schwelle zur Post-Silizium-Ära

Leistungselektronik auf Basis des Wide-Bandgap-Halbleiters Siliziumkarbid
(SiC) ist ein wesentlicher Türöffner für energieeffiziente, nachhaltige
und hoch performante Anwendungen in der Elektromobilität – vom Automobil
über Nutzfahrzeuge bis hin zu Bahn, Schiff und Flugzeug, bei Erzeugung,
Transport und Speicherung erneuerbarer Energien, sowie für IT- und
industrielle Infrastrukturen. Sie ist damit ein wichtiger Baustein und
wettbewerbsrelevanter Faktor für die aktuellen globalen
Transformationsprozesse in den Bereichen Mobilität, Energie und
Digitalisierung. Dem Markt für SiC-Leistungsbauelemente werden jährliche
Wachstumsraten von über 30 Prozent attestiert. Gegenüber der herkömmlichen
Siliziumtechnologie lässt sich durch den Einsatz von SiC-
Leistungselektronik in einem typischen Antriebsumrichter über eine
Größenordnung mehr an Energie einsparen als für die Herstellung der SiC-
Leistungselektronik selbst benötigt wird.
Während die technologischen Vorteile von SiC aufgrund seiner
physikalischen Eigenschaften auf der Hand liegen, sind die höheren Kosten
im Vergleich zum etablierten Silizium weiterhin ein Hemmnis für eine noch
schnellere Marktdurchdringung. Die Chip-Kosten sind um mehr als den Faktor
3 größer als bei Silizium. Hierbei stellt der SiC-Ausgangswafer den
größten Kostentreiber dar. Im Fall eines auf SiC basierenden Metall-Oxid-
Halbleiter-Feldeffekttransistors (MOSFET) beträgt dieser mehr als 40
Prozent der Herstellungskosten. Hinzu kommt, dass aufgrund der ungünstigen
mechanischen Materialeigenschaften und großen Dicke des einkristallinen
SiC-Wafers daraus verarbeitete Elektroniken nur ca. 30 Prozent der
thermomechanischen Lebensdauer im Vergleich zu Silizium erreichen. Dieser
Nachteil führt zu einer um ca. 25 Prozent vergrößerten Chipfläche und etwa
bei einem Umrichter zu rund 25 Prozent höheren Kosten in der Anwendung.

Kostengünstige SiC-Substrate ohne Sägen und Schleifen

Im dreijährigen Projekt ThinSiCPower (2024-2027), gefördert aus dem
Fraunhofer internen »PREPARE«-Programm, entwickeln Forschende einen
alternativen Weg zur Herstellung von kostengünstigen SiC-Substraten und
deutlich dünneren SiC-Chips mit ressourcenschonenderen
Prozessierungstechnologien. Dabei werden die teuren und qualitativ
hochwertigen SiC-Wafer nicht wie üblich mit Materialverlust erst gesägt
und später in der Bauelementprozessierung wieder dünngeschliffen, sondern
der SiC-Kristall wird über ein spezielles Laserverfahren ohne große
Materialeinbußen direkt in dünnere Wafer separiert, die auf ein
preiswertes Trägersubstrat auf Basis von polykristallinem SiC gebondet
werden. Damit lassen sich deutlich mehr Wafer aus einem Kristall fertigen.
Weiterhin bietet das sogenannte Poly-SiC im Vergleich zum einkristallinen
Substratisotrop deutlich vorteilhaftere mechanische Materialeigenschaften,
was der thermomechanischen Lastwechselfestigkeit positiv entgegenkommt.
Der in Summe deutlich dünnere Aufbau sorgt zudem für eine bessere
Wärmeabfuhr.

Mit ThinSiCPower zur vollständigen SiC-Prozesslinie, made in Germany

Die Institute Fraunhofer ISE, ENAS und IWM sowie das Fraunhofer IISB als
Projektkoordinator bündeln in ThinSiCPower ihre jeweiligen Kompetenzen.
Für die Herstellung der Poly-SiC-Trägersubstrate wird eine vom Fraunhofer
IISB entwickelte SiC-Beschichtungstechnologie adaptiert, die gegenüber der
bislang üblichen Herstellungsvariante per chemischer Gasphasenabscheidung
kosten- und ressourcenschonender ist. Das verlustarme Vereinzeln der
dünnen SiC-Wafer erfolgt mittels eines Lasers zur definierten mechanischen
Vorschädigung (Fraunhofer ISE) und anschließender Vereinzelung unter gut
definierten mechanischen Bedingungen zur kontrollierten Rissausbreitung
(Fraunhofer IWM). Die Entwicklung des Waferbond-Prozesses für das Poly-
SiC-Substrat mit dem gesplitteten SiC einschließlich der notwendigen
Oberflächenpräparation vor und nach dem Bond-Prozess erfolgt am Fraunhofer
ENAS, während die anschließende Bauelementprozessierung sowie
Qualifizierung wieder am Fraunhofer IISB stattfindet. Für eine möglichst
hohe Marktakzeptanz dieser neuartigen Klasse von kostengünstigen SiC-
Substraten werden von den Partnern zudem angepasste elektrische
Testmethoden auf Dünnwaferlevel sowie »Physics-of-
failure«-Simulationsmodelle erarbeitet. Damit soll eine breite
Anwendbarkeit in den relevanten Branchen erzielt werden können.
Über die Technologieentwicklung zur Herstellung von kostengünstigen dünnen
SiC-Wafern und Poly-SiC-Trägersubstraten wird eine Reduktion der SiC-
Bauteilkosten um 25 Prozent angestrebt. Außerdem soll eine Verringerung
der SiC-Auslegungskosten um weitere 25 Prozent durch Steigerung der
Lastwechselfestigkeit um 300 Prozent erfolgen. Zielmärkte sind Halbleiter-
und Leistungsmodulhersteller sowie deren Prozess- und Anlagenlieferanten
bis hin zum Testequipmentzulieferer. Die beteiligten Partnerinstitute
bündeln mit dem Vorhaben zudem ihre Kompetenzen zum Aufbau einer
kompletten, hochinnovativen und zukunftsfähigen SiC-Prozessierungslinie
innerhalb der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD).
Beratende Unterstützung erhält das Konsortium hierbei direkt von Partnern
aus der Industrie.
Das Projekt ThinSiCPower beschleunigt durch die angestrebte
Kostenreduktion und konzeptionellen Vorteile nicht nur die
Marktdurchdringung von Siliziumkarbid, sondern dient auch der Sicherung
einer innovativen, resilienten und industrierelevanten SiC-
Technologiewertschöpfungskette in Deutschland und Europa.

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