Agenda Diabetologie 2030 – Versorgung sichern, Prävention stärken
Rund 9 Millionen Menschen in Deutschland haben Diabetes – bis 2040 werden
es etwa 12 Millionen sein. Gleichzeitig fehlen immer mehr Fachkräfte, die
eine qualitativ hochwertige Versorgung der Betroffenen sicherstellen
können.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) warnt vor einem drohenden
Versorgungsnotstand und fordert mit ihrer „Agenda Diabetologie 2030“
dringend politische Maßnahmen zur Stärkung der Diabetologie in Klinik und
Praxis. Ihre konkreten Vorschläge diskutierten Expertinnen und Experten
heute auf der Jahrespressekonferenz der DDG. Die Fachgesellschaft
appelliert an die Politik, die Dringlichkeit des Themas zu erkennen und
endlich zu handeln.
Wie die Versorgung gesichert und die Diabetes-Epidemie gestoppt werden
kann, diskutierten Expertinnen und Experten heute auf der
Jahrespressekonferenz der DDG. Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl
appellierte die Fachgesellschaft an alle politischen Parteien, die
Dringlichkeit des Themas zu erkennen und endlich zu handeln.
Einen Mitschnitt sowie weitere Informationen zur Pressekonferenz finden
Sie hier: https://www.ddg.info/pressekon
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„Diabetes und seine Folgeerkrankungen gehören zu den größten
gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit – und wir haben nicht
genug spezialisierte Fachkräfte, um dieser Entwicklung adäquat zu
begegnen“, warnt DDG Vizepräsidentin Professor Dr. Julia Szendrödi aus
Heidelberg. Besonders betroffen vom Fachkräftemangel und der
Unterfinanzierung in der Diabetologie sind ältere Menschen, sozial
Benachteiligte und Patientinnen und Patienten mit schweren diabetischen
Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen.
Ein alarmierendes Beispiel: Während die Zahl diabetesbedingter
Amputationen insgesamt leicht rückläufig ist, sind sozial benachteiligte
Regionen weiterhin stark betroffen. Zudem bleibt das Risiko für tödliche
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes trotz
medizinischer Fortschritte besonders hoch – insbesondere bei Frauen mit
Diabetes. „Dies zeigt, dass die Versorgungsqualität davon abhängt, wo man
wohnt und welchem Geschlecht man angehört. Es braucht dringend
verbindliche Standards, um in Deutschland für mehr
Gesundheitsgerechtigkeit zu sorgen und für alle Menschen die gleichen
Voraussetzungen zu schaffen“, so Szendrödi.
Krankenhausreform bedroht diabetologische Versorgung
Doch die aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen verschärfen die
Problematik weiter. Die geplante Krankenhausreform (KHVVG) birgt die
Gefahr, dass spezialisierte Diabeteszentren in Krankenhäusern wegfallen,
weil sie sich nicht in die vorgesehenen Leistungsgruppen einfügen.
„Mindestens jeder fünfte stationäre Patient hat Diabetes – wenn
diabetologische Expertise in den Kliniken abgebaut wird, sind die Folgen
für Betroffene gravierend“, gibt DDG Präsident Professor Dr. med. Andreas
Fritsche aus Tübingen zu bedenken.
Agenda Diabetologie 2030 – was muss die Politik tun?
Die DDG fordert daher konkret:
• Erhalt und Ausbau der diabetologischen Fachabteilungen an großen
Krankenhäusern
• mehr Diabetologie in der Inneren Medizin – diabetologische
Expertise muss auch in Allgemeinkrankenhäusern sichergestellt sein
• Stärkung der diabetologischen Ausbildung in Medizinstudium und
Facharztausbildung
„Diabetes ist eine chronische Erkrankung, die Menschen ein Leben lang
begleitet. Die Krankenhausreform darf nicht dazu führen, dass diese
Patientengruppe weiter in die Unterversorgung rutscht“, betont Fritsche.
Prävention und Versorgung gemeinsam denken
Neben dem Erhalt der Fachstrukturen ist Prävention ein zentraler Baustein
zur Eindämmung der Diabetes-Epidemie. Die DDG fordert daher von der
Politik verhältnispräventive Maßnahmen wie:
• Mehrwertsteuerbefreiung für gesunde Lebensmittel und eine
Besteuerung zuckergesüßter Getränke nach britischem Vorbild
• Verbot von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder
richtet
• verbindliche Nutri-Score-Kennzeichnung auf allen Lebensmitteln
„Wir brauchen eine klare gesundheitspolitische Strategie, die Prävention
und Versorgung zusammendenkt. Die neue Bundesregierung muss endlich eine
Präventionswende einleiten und weitreichende Maßnahmen verabschieden, die
alle Menschen in Deutschland erreichen. Wir haben trotz aller politischen
Debatten um die Zuckersteuer und das Kinderlebensmittel-Werbegesetz viel
Zeit verloren.“, so Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG und
Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).
„Wir können es uns nicht mehr länger leisten, untätig abzuwarten, denn
Präventionspolitik ist auch Wirtschaftsförderung.“
Auf der heutigen Jahrespressekonferenz stellte die DDG mehr Details zu den
aktuellen Herausforderungen und politischen Forderungen vor. Dort richten
die Expertinnen und Experten unmittelbar vor der Bundestagswahl einen
dringenden Appell an die Politik, die Diabetesversorgung endlich als
Priorität anzuerkennen. Die DDG fordert alle Parteien auf, klare Lösungen
für die Diabetologie zu präsentieren – um Millionen Betroffene besser zu
versorgen und das Gesundheitssystem zukunftssicher aufzustellen.